Gemunkelt wurde schon länger, nun ist es offiziell: Nissan wird den GT-R LM Nismo erst zu den 24 Stunden von Le Mans an den Start bringen. Die Gründe sind vielfältig: Erst einmal ist der radikale LMP1 überhaupt noch nicht einsatzfähig und zweitens fiel die Mannschaft mit dem Frontantriebskonzept durch den Crashtest. Im März musste Nissan einen Fünf-Tages-Test in Sebring abbrechen, weil schon nach 69 Runden das Monocoque brach. Nun kommt der nicht bestandene Crashtest als zusätzliche Belastung hinzu.

Es brennt bei Nissan an allen Ecken und Enden. Bislang wurde der GT-R überhaupt noch nicht mit Hybridsystem getestet, weil erstens die Rekuperation über zwei ERS-K-Systeme schwieriger ist als gedacht und zweitens das System zur Abgabe der Energie an die Hinterachse das Gesamtgewicht des Fahrzeugs weit über das Limit von 870 Kilogramm hinaus drücken würde. Doch ohne Abgabe der Leistung an die Hinterachse funktioniert das gesamte Konzept des Fahrzeugs nicht mehr, das durch massiven Schub auf die Hinterräder beim Herausbeschleunigen die Vorderachse entlasten soll. Der Crashtest tut nun ein Übriges hinzu.

Bislang konnte der radikale LMP1 noch nicht in der geplanten Spezifikation getestet werden, Foto: Nissan
Bislang konnte der radikale LMP1 noch nicht in der geplanten Spezifikation getestet werden, Foto: Nissan

WEC-Boss noch nicht beunruhigt

Nissan und der ACO versuchen, die Öffentlichkeit zu beschwichtigen: "Nissan ist nicht der erste Hersteller, der den Saisonstart verpasst hat, und sie werden auch nicht der Letzte sein: Toyota hat bereits dasselbe getan und heute sind sie Weltmeister", lässt WEC-Chef Gerard Neveu verlauten. Einziger Unterschied: Toyota musste 2012 zwangsläufig früher als geplant antreten, weil Peugeot unvermittelt den Stecker gezogen hatte. Und: Der damalige TS030 Hybrid absolvierte ein um Galaxien erfolgreicheres Testprogramm hin als der GT-R LM Nismo.

Neveu weiter: "Ein LMP1-Hybrid-Programm aufzuziehen ist sehr herausfordernd. Es braucht seine Zeit, und wir vertrauen Nissan voll und ganz, dass sie in Le Mans in der Startaufstellung stehen werden." Nismo-Marketingchef Darren Cox fügte gegenüber Autosport hinzu: "Es ist kein Geheimnis, dass wir mit einem solch anderen Auto einer großen Zahl an Herausforderungen gegenüberstehen. Deshalb möchten wir im April und Mai lieber testen als Rennen fahren."

Nicht bestandener Crashtest das kleinere Problem

Von den ursprünglich geplanten 1500 PS ist Nissan weit entfernt, Foto: Nissan
Von den ursprünglich geplanten 1500 PS ist Nissan weit entfernt, Foto: Nissan

Als weitere, wenn auch wesentlich kleinere Baustelle, kommt nun der Crashtest-Aspekt hinzu: "Wir haben den Monocoque-Crashtest nicht bestanden", so Cox gegenüber Racer. "Der vordere Überrollbügel ist knapp am Ziel vorbei, aber wir fixen das und werden nächste Woche ein besseres Chassis haben." Das wesentlich größere Problem bleibt also die Performance: Beobachtern in Sebring zufolge war der Nissan pro Runde zehn Sekunden langsamer als der gleichzeitig testende Audi R18 e-tron quattro, und ist darüber hinaus auch noch extrem unzuverlässig.

Das ganze Konzept ist aber ohnehin nur auf ein Rennen ausgelegt, und Cox macht kein Geheimnis daraus, wie die Prioritäten bei Nissan verteilt sind: "Unser Hauptziel war immer Le Mans und wir haben uns entschlossen, uns jetzt voll auf dieses Rennen zu konzentrieren." Kurzum: Auf die restlichen WEC-Rennen wird man bei Nismo nichts geben, Le Mans steht über allem.