Nismos umtriebiger Marketingchef Darren Cox macht keinen Hehl daraus, dass die Vermarktung der World Endurance Championship nicht zufriedenstellend ist. Nachdem er schon den "deutschen" Ansatz der drei in Deutschland ansässigen Hersteller (Toyota Racing wird von Köln aus geleitet) als kontraproduktiv kritisiert hat, kommt er mit neuen Vorschlägen: 20-minütige Sprintrennen am Samstag vor dem Langstreckenrennen am Sonntag sollen das Paket attraktiver für TV-Sender machen. Und er hätte nichts dagegen, wenn es dort hoch hergehen würde.

Cox macht einen globalen Rückgang der Motorsportaktivitäten der Hersteller und auch im Publikum aus. Diesem Trend will er aber mit Macht und neuen Ideen entgegentreten. Formel 1 und NASCAR sieht er im Gespräch mit Racer im Abwärtstrend oder gar todgeweiht, die WEC hingegen könnte ein Erfolg werden, wenn sie ihre Karten richtig ausspielen würde. "Sie könnte eine fantastische Plattform für Hersteller sein. Aber im Moment ist sie es nicht. Der TV-Deal ist nicht gut genug, das Gleiche gilt für die Promotion der Events vor Ort. Letztes Jahr war ich in Austin und es gab keinerlei Werbung durch die Hersteller. Aber wir sind vier große Marken und wenigstens drei nehmen Geld fürs Marketing in die Hand. Es kann nur in eine Richtung gehen."

Auch in Le Mans hält er das Marketing für ausbaufähig: "Le Mans ist eine fantastische Marke - 250.000 Zuschauer gehen dorthin. Wir lieben es und schauen es uns deshalb an. Trotzdem ist es für mich eine Marke, die unter ihren Möglichkeiten bleibt. Bislang hat sich dort niemand um die Mainstream-Zuschauer gekümmert." Aus diesem Grund geht Nissan mit dem neuen LMP1 überall hin: Superbowl, Detroit Motorshow, Genfer Auto-Salon - Auffallen um jeden Preis, der im Falle des Super Bowls 10 Millionen Dollar betrug. Doch es soll sich rechnen: "Wenn wir unsere Karten richtig ausspielen, könnte dieses Auto der bekannteste Langstreckenwagen sei dem Ford GT40 werden."

Qualifikationsrennen als Appetithappen für Langstreckenrennen

Volle Startaufstellung in Shanghai: Für Darren Cox geht noch mehr, Foto: Porsche
Volle Startaufstellung in Shanghai: Für Darren Cox geht noch mehr, Foto: Porsche

Deshalb soll es auch mit der WM bergauf gehen. Und Cox hat sich dabei bereits aktiv eingebracht und dem ACO eine Liste mit Vorschlägen eingereicht. "Warum macht man kein 20-minütiges Qualifikationsrennen am Samstag? Mark Webber gegen Jann Mardenborough Rad an Rad, das wär's!" Das würde die Zuschauer anziehen und das Racing für Fernsehsender interessant machen. Und da es ja nur das Vorgeplänkel ist, könnten die Zuschauer so auch für das Langstreckenrennen am Sonntag begeistert werden. Den einzigen Nachteil nimmt er dafür gerne lachend in Kauf: "Ben [Bowlby, Chefdesigner des GT-R LM Nismo] würde ausrasten, weil es die Rechnung für Karosserieteile in die Höhe treiben würde."

Neue Wege will der Marketingexperte auch auf Seiten des Fahrerkaders beschreiten. Er ist sich sicher, dass beste Fahrer der Welt gar nichts von seinem Glück weiß: "Eines meiner Lieblingszitate stammt von Fernando Alonso, als er Weltmeister wurde. Man fragte ihn, wie es sich anfühle, der beste Fahrer der Welt zu sein. Er sagte: ‚Ich bin nicht der beste Fahrer der Welt. Irgendwo in Mexiko fährt irgendjemand Bus und weiß nicht, dass er der Beste der Welt sein könnte.‘ Deshalb versuchen wir nun, einen mexikanischen Busfahrer zu finden." Dies sei mit ein Grund für die Einführung der GT Academy gewesen. Zwischen deren Gewinnern soll es ein Shootout für einen Le-Mans-Platz im Jahr 2016 geben - sofern sie gut genug sind.