Audi und Toyota machen weiter Geheimnisse um ihre verbesserten 2015er-LMP1-Boliden, Porsche hingegen gibt sich sehr offen. Derzeit testet das Werksteam den neuen 919 Hybrid in Bahrain. Ausschluss der Öffentlichkeit, grimmige Wachen, genaue Instruktionen was erlaubt ist und was nicht? Nichts dergleichen findet man am Bahrain International Circuit vor, und so sind bereits zahlreiche Fotos des neuen Porsche 919 Hybrid an die Öffentlichkeit gekommen. Weissach protestiert nicht. Eine derartige Selbstsicherheit hat in den letzten Jahren kein LMP1-Hersteller an den Tag gelegt.

Neben den bereits von Porsche präsentierten Bildern, die eine komplett neue, wesentlich gefälligere Frontpartie zeigten, offenbart sich am 919 Hybrid Spec 2015 eine neue Änderung im Heckbereich des Boliden: Statt auf ein zentrales setzt Porsche künftig nach Toyota-Vorbild auf zwei Auspuffrohre - eins für jede Zylinderbank. Das Fahrzeug macht einen noch einmal aufgeräumteren Eindruck. Nach einem Lehrjahr geht Porsche in der zweiten Saison zum Angriff über. Dafür wurde der 919 fast von Grund auf neu aufgebaut.

Alexander Hitzinger, der Technische Direktor des Porsche Teams, bestätigte gegenüber dem Goodwood-Magazin: "Das Konzept ist eine Evolution. Wir haben jeden einzelnen Aspekt des Fahrzeug weiterentwickelt." Was ist vom alten Auto überhaupt mitgenommen worden? "Vielleicht einige Komponenten der hinteren Bremsen", grinste der Topingenieur, der zuvor schon bei Toyota für das WRC-Projekt und bei Cosworth für den Formel-1-Motor zuständig gewesen war.

Offensive auch in der Rennstrategie

Keiner macht bei Porsche ein Geheimnis daraus, dass mit dem neuen Fahrzeug auf Angriff gepolt ist: Eine Evolution zwar, aber doch in allen Teilen neu. Ein ganz anderes Konzept als im Vorjahr, als Porsche noch eher konservativ vorging. "Letztes Jahr waren wir mit unseren Strategien sehr konservativ", bestätigte Teamchef Andreas Seidl. "Fakt ist, dass wir nicht sehr viele Optionen hatten, weil wir uns auf die Basics konzentrieren mussten. In vielerlei Hinsicht war das sogar positiv, weil wir so nicht abgelenkt wurden, aber dieses Jahr werden wir bei den Rennstrategien aggressiver vorgehen."

Trotz der eher defensiven Herangehensweise konnte Porsche 2014 bereits zahlreiche Podiumsplätze einfahren und das Saisonfinale gewinnen. Daher herrscht ein großer Optimismus im Porsche-Camp; man scheint sich der Sache sehr sicher zu sein. "Letztes Jahr hatten wir noch ein bisschen Übergewicht, dieses Jahr erreichen wir das Minimum", ließ Hitzinger durchblicken. Beim derzeitigen Test in Bahrain leistet insbesondere Nico Hülkenberg Entwicklungsarbeit. Das Programm läuft über fünf Tage.