Wenn reine Profi-Besatzungen in einer BOP-regulierten Meisterschaft um die Krone kämpfen, kommt es gewöhnlich zu engen Rennen. Und so war es auch 2014. In der GTE Pro gaben auch diese Saison Nuancen den Ausschlag. Mit Aston Martin, Porsche und Ferrari standen sich drei Hersteller mit sechs Fahrzeugen gegenüber, das Gastspiel von Ram Racing endete wie in der GTE Am bereits nach nur zwei Auftritten. Aston Martin Racing setzte Stefan Mücke und Darren Turner auf den Titel an, abgeschirmt durch das aus der WTCC gewechselte Team Bamboo Racing. AF Corse platzierte mit Gimmi Bruni und Toni Vilander seine beiden erfahrensten Piloten auf einem Fahrzeug, das Backup-Fahrzeug war mit den Formelfahrern Davide Rigon und James Calado besetzt.

Einzig Porsche schickte zwei ausgeglichene Paarungen ins Meisterschaftsrennen und legte gleich richtig los: Doppelsieg beim Saisonauftakt in Silverstone für das Porsche Team Manthey. Doch ausgerechnet dieser Doppelsieg sollte sich für das Manthey-Team fatal auswirken: Als Kurzschlussreaktion gab es Zusatzgewicht in den Porsche 911 RSR, hinzu gesellte sich der hohe Reifenverschleiß auf der Hinterachse durch die Heckmotor-Bauweise, der auf der Vorderreifen-lastigen Strecke in Northamptonshire nicht zum Tragen kam.

Die Porsche 911 RSR litten über weite Strecken unter der schlechten Einstufung, Foto: Porsche
Die Porsche 911 RSR litten über weite Strecken unter der schlechten Einstufung, Foto: Porsche

Die Zusatzkilos, die erst vor China wieder teilweise entfernt wurden, warfen Porsche hoffnungslos zurück, so dass Bruni und Vilander losmarschierten. Nur der Crash in Shanghai in der ersten Runde mit einem LMP2-Fahrzeug sorgte dafür, dass Ferraris Superpaarung erst beim vorletzten und nicht schon drittletzten Rennen den Sack zumachte. Zu diesem Zeitpunkt hatte Porsche seine Fahrer bereits durcheinandergewürfelt: Frederic Makowiecki, der zunächst mit Richard Lietz zusammen fuhr, spannte nach Le Mans mit Patrick Pilet zusammen, dafür wurde Jörg Bergmeister statt Pilet für die Welttour Lietz zur Seite gestellt. Am Ende hatte einzig Fred Mako noch Titelchancen; er wurde Vizemeister.

Aston Martin Racing lässt zu viele Chancen aus

Dass es noch so weit nach vorn ging, lag insbesondere daran, dass Aston Martin seine Chancen nicht nutzen konnte. Wieder einmal waren die V8 Vantage für viele Beobachter sehr großzügig eingestuft, doch der Technikteufel schlug bei Mücke und Turner gleich mehrfach zu: In Le Mans, Fuji und Shanghai warfen sie technische Probleme entweder weit zurück oder ganz aus dem Rennen, was auch die zwei Siege auf dem amerikanischen Kontinent nicht mehr ausgleichen konnten. Was den Speed angeht, waren Mücke und Turner spätestens nach Le Mans immer absolute Spitze, doch für einen solch engen Wettbewerb gab es zu viele Probleme.

Die Technik beraubte Stefan Mücke und Darren Turner jeglicher Titelchancen, Foto: Speedpictures
Die Technik beraubte Stefan Mücke und Darren Turner jeglicher Titelchancen, Foto: Speedpictures

Somit war der Weg frei für AF Corse. Gimmi Bruni, für viele der beste GT-Pilot der Welt, und Toni Vilander bildeten ein so zuverlässiges und souveränes Gespann, dass sie nirgendwo angreifbar waren: Der pure Speed gepaart mit der unfassbar hohen Zuverlässigkeit des Ferrari 458 Italia sorgte nicht nur für den Le-Mans-Sieg für Bruni, Vilander und Hilfskraft Giancarlo Fisichella, sondern auch für einen so großen Vorsprung im GT-Weltcup, dass selbst der unglückliche Shanghai-Crash die Titeljagd nur peripher beeinträchtigte. Für Gianmaria Bruni war es das allererste Mal, dass er bei einem WEC-Lauf nicht die Zielflagge sah, nur zwei Wochen später durfte er aber die Titelverteidigung feiern.

Unterm Strich tritt die GTE Pro in der WEC auf der Stelle. Die sechs Stammstarter warten weiterhin auf dauerhafte Konkurrenz. Die GTE-Kategorie steht im Schatten der weltweit erfolgreichen GT3-Klasse. Porsche hat das GT-Engagement bereits auf den Prüfstand gestellt, aber sich doch für eine Rückkehr in der Saison 2015 entschieden. Der Entwicklungsstand der Fahrzeuge ist eingefroren, die Hoffnung liegt auf dem neuen GT-Reglement 2016. Für großartigen Motorsport werden die drei involvierten Hersteller wohl aber auch kommende Saison sorgen.