Pierre Kaffer hat seine Qualitäten als Allrounder im Langstreckensport auch in der Saison 2014 in viele Erfolge ummünzen können. Der erfahrene Deutsche nahm in diesem Jahr an insgesamt 20 Rennveranstaltungen auf vier Kontinenten teil. Als Bilanz der zurückliegenden Saison stehen unter anderem zwei glanzvolle Erfolge in der amerikanischen USCC mit dem Team Risi Competizione, starke Resultate und ein Podestrang in der ELMS mit der Mannschaft von AT Racing, ein spannendes Programm mit der Audi race experience auf der Nordschleife an der Seite von Stratosphären-Springer Felix Baumgartner, die Rückkehr in die LMP1-Szene im Rahmen der WEC und ein kurioser Besuch bei den 24 Stunden von Le Mans.

Klassensieg und Gesamtsieg in der USCC

Foto: Risi Competitione
Foto: Risi Competitione

Pierre Kaffer über die Saison in der USCC: "Die Einsätze im Ferrari 458 Italia von Risi Competizione sind für mich ein klares Highlight des Jahres. Ich bin erst ab dem Rennen in Laguna Seca zum Team gestoßen, das ich aus der Vergangenheit bestens kannte. Die Chemie hat sofort wieder perfekt gestimmt, entsprechend haben wir dem Auto Beine machen und Erfolge realisieren können. Die Zusammenarbeit mit der Mannschaft von Giuseppe Risi und meinem Teamkollegen Giancarlo Fisichella hat unheimlich viel Spaß gemacht. Wir haben zusammen geackert und gefeiert. Der Klassensieg auf der Road America war der Hammer, der anschließende Gesamtsieg in Virginia das absolute Sahnehäubchen. Die US-Langstreckenszene ist genial: großartige Strecken, tolle Stimmung und ein knallharter Wettbewerb in der GTLM-Klasse. So muss Motorsport sein - ich will mehr davon!"

Fantastische Erfahrung auf der Nordschleife

Foto: Patrick Funk
Foto: Patrick Funk

Pierre Kaffer über die Einsätze auf der Nordschleife: "Ich habe in meinen vielen Jahren im Motorsport schon viele Dinge erlebt, aber das Programm mit der Audi race experience war eine ganz neue Erfahrung - und zwar eine fantastische. Wir haben Himmelstürmer Felix Baumgartner durch die Hölle geschickt. Das war ein Spaß, den ich niemals vergessen werde. Ich bin noch heute beeindruckt, wie schnell sich der Felix auf den Audi R8 LMS ultra und die zahlreichen Besonderheiten der Nordschleife einstellen konnte.

Das dritte VLN-Saisonrennen haben wir auf dem starken Gesamtrang 14 beendet, anschließend kam zum 24-Stunden-Rennen noch einmal ein erheblicher Schritt nach vorne. Wir konnten den Klassiker auf Platz neun abschließen. Davon hatte wohl kaum jemand zu träumen gewagt. Die Zusammenarbeit mit der Mannschaft der Audi race experience und mit Felix sowie Frank Biela und Marko Werner war erstklassig, die Aufmerksamkeit von außen war unheimlich groß. Das Top-10-Resultat beim 24-Stunden-Rennen ist für mich viel mehr Wert als manch anderer Erfolg, weil dieses Programm so außergewöhnlich war."

Beste Unterhaltung in der ELMS

Foto: AT Racing
Foto: AT Racing

Pierre Kaffer über die Einsätze in der ELMS: "Im Team AT Racing in der ELMS hatten wir viel Spaß. Gemeinsam mit Vater und Sohn Alexander Talkanitsa konnten wir uns im starken Starterfeld der GTE-Autos gut präsentieren. Wir waren konstant, aber mussten auf einen richtigen Erfolg leider recht lange warten. In den ersten drei Rennen sind wir mit unserem Ferrari auf Platz vier jeweils denkbar knapp am Podium vorbeigeschrammt, aber in Le Castellet durften wir als Zweite vom Podest winken. Das hat richtig gut getan. Das Zusammenspiel mit meinen Teamkollegen war super. Und es hat gezeigt: Die ELMS bietet beste Unterhaltung für die ganze Familie!"

Eine Ehre in der WEC zu fahren

Foto: Andre Lemes
Foto: Andre Lemes

Pierre Kaffer über die Einsätze in der WEC: "Die Serie ist ganz klar auf dem Vormarsch. Wenn man im erlesenen Feld der LMP1 mitfahren darf, dann ist das eine Ehre. Ich hatte das Glück, dass ich von Lotus die Chance bekommen habe, nach vielen Jahren endlich wieder in die höchste Prototypenkategorie zurückkehren zu dürfen. Das Auto war brandneu, es gab natürlich die üblichen Kinderkrankheiten. Dennoch hatte ich viel Freude, denn es waren stetige Fortschritte zu spüren und ich selbst konnte ein gutes Tempo hinlegen. Als ich in der Anfangsphase des Rennens in Sao Paulo an einem Rebellion vorbeigehen und ihn hinter mir halten konnte, war ein breites Grinsen in meinem Gesicht. Im CLM P1/01 mit dem bärenstarken AER-Motor steckt viel Potenzial. Da geht in der kommenden Saison bestimmt noch deutlich mehr."

Ohne Renndress nach Le Mans

Foto: Speedpictures
Foto: Speedpictures

Pierre Kaffer über die 24 Stunden von Le Mans: "Was sich im Juni in Le Mans abgespielt hat, werde ich ganz sicher niemals vergessen. Ich hatte ursprünglich leider kein Cockpit, um zum achten Mal an dem größten Rennen der Welt teilnehmen zu können. Wegen der Fahrzeugpräsentation von Lotus bin ich dennoch nach Frankreich gereist, und dann ging alles ganz schnell. Nachdem sich James Calado bei einem Unfall verletzt hatte, kam AF-Corse-Teamchef Amato Ferrari zu mir und sagte, ich müsse einspringen. Dummerweise hatte ich alle meine Rennutensilien zu Hause gelassen. Ich bin wie ein Irrer durch das Fahrerlager, habe mir feuerfeste Wäsche, Helm, Overall und alles weitere besorgt.

Im Training konnte ich nur wenige Runden drehen, aber den Ferrari 458 Italia kenne ich ohnehin aus dem Effeff - halb so wild. Aber was passierte dann? Im Rennen kamen wir nur 28 Runden weit, ich selbst habe nicht einen einzigen Umlauf am Samstag drehen können. Es war offiziell meine achte Teilnahme am Klassiker, aber gefühlt war es eher eine der verrücktesten Geschichten in meinem Rennfahrerleben. Ich muss immer wieder schmunzeln, wenn ich daran zurückdenke."