Audi räumt wieder ab: Weil das Audi Sport Team Joest bei einem apokalyptischen Regenschauer alles richtig machte, holten die R18 e-tron quattro den zweiten Doppelsieg in Folge. Marcel Fässler, Andre Lotterer und Benoit Treluyer siegten dank cleverer Doppelstint-Strategien, während Toyota den Sieg im Kiesbett vergrub. Lucas di Grassi, Loic Duval und Tom Kristensen machten den Doppelsieg perfekt, Toyota holte obwohl zwischenzeitlich durch den Dreher um eine Runde zurückgefallen - Platz drei mit nur zwölf Sekunden Rückstand auf den zweitplatzierten Audi.

Vom Start weg spurtete Sebastian Buemi an der Spitze davon als ginge es um sein Leben. Bis zum ersten Boxenstopp fuhr er trotz eines zwischenzeitlichen Drehers einen Vorsprung von 35 Sekunden heraus. Audi musste sich wie auch der zweite Toyota erst an den beiden Porsche 919 Hybrid vorbeiarbeiten. Ein Strategiekniff brachte die beiden R18 e-tron quattro wieder an die Spitze: Anders als Toyota und Porsche wagte das Joest-Team einen Doppelstint. Den Speed des nun von Nicolas Lapierre gesteuerten Toyotas hatten aber weder Andre Lotterer noch Loic Duval.

Toyota lernte schmerzhaft, dass man bei Regen die Reifen wechseln sollte, Foto: Adrenal Media
Toyota lernte schmerzhaft, dass man bei Regen die Reifen wechseln sollte, Foto: Adrenal Media

Nach 90 Minuten brach in Austin die Hölle los: Ein Tropenschauer setzte zunächst die Strecke im Bereich der Spitzkehre unter Wasser und verharrte dort für einige Runden, bevor er sich aufmachte, auch den Rest der Strecke in eine Wildwasserbahn zu verwandeln. Die meisten Teams unterschätzten den Schauer und wechselten - wenn überhaupt - lediglich auf die profillosen Hybridreifen. Die allermeisten Teams begingen jedoch einen strategischen Kardinalfehler und blieben auf Slicks draußen, so dass die Fahrzeuge reihenweise von der Strecke segelten - darunter Toyota, die damit den Sieg wegwarfen. Vor allem in Turn 12 bildete sich ein millionenschwerer Parkplatz heraus. Dass die unkontrollierbaren Rennwagen dabei nicht in einander krachten, glich einem Wunder.

Porsche lange Zeit führend

Das Rennen musste mit der roten Flagge abgebrochen werden. Während das Wetter eine schnelle Wiederaufnahme des Sechs-Stunden-Rennens gestattet hätte, musste die Rennleitung ein kompliziertes Abbruch-Prozedere durchgehen. Die Frage war, wie weit man das Rennen "zurückspulen" musste. Das hatte weitreichende Auswirkungen: Beide Toyota und Porsche waren abgeflogen, die Audi mogelten sich jedoch durch und hatten bei roter Flagge eine Runde Vorsprung herausgefahren. Lediglich der Porsche mit der Startnummer 14 war noch in derselben Runde. Eine Stunde lang drehte sich kein Rad, bevor der Restart hinter dem Safety Car erfolgte.

Porsche wurde von Audi in einen Doppelstint-Alptraum gejagt, Foto: Porsche
Porsche wurde von Audi in einen Doppelstint-Alptraum gejagt, Foto: Porsche

Der eigentlich anfängliche Fluch des Hybridreifens entwickelte sich jedoch für Porsche zum Segen: Nach der langen Unterbrechung wurde hinter dem Safety Car neu gestartet, aber erst nach mehreren Runden. Schon nach kurzer Zeit fand sich Neel Jani in Führung liegend wieder. Ein Audi sattelte um auf Hybridreifen, der andere fuhr auf Regenreifen weiter, um einen Stopp zu sparen - am Ende verloren beide Fahrzeuge etwa eine halbe Minute auf den führenden 919 Hybrid. Auf trockener Fahrbahn jedoch büßte der Porsche jedoch wieder Zeit auf die Audi ein.

Doch wieder sollte es die Strategie sein, die den Ausschlag gab: Audi entschied sich zu einem riskanten 2,5-fach-Stint auf dem letzten Reifensatz. Es sollte sich auszahlen: Marcel Fässler, Andre Lotterer und Benoit Treluyer holten den Gesamtsieg, während Porsche am Doppelstint zerbrach. Neel Jani, Romain Dumas und Marc Lieb fielen noch bis auf den vierten Rang zurück. Der zweite Platz wurden zwischen Lucas di Grassi und Sebastien Buemi entschieden. Die Reifen auf dem R18 hielten und Toyota musste sich wie schon in Le Mans trotz des schnellsten Autos mit Rang drei begnügen.

Lotus sieht die Zielflagge

Die LMP1-L gewann Rebellion Racing mit Nicolas Prost, Nick Heidfeld und Mathias Beche, der zweite R-One schied aus. Lotus verblüffte alle Zyniker und brachte den CLM P1/01-AER beim ersten Renneinsatz ins Ziel. Die Zeiten lagen zwar unter LMP2-Niveau, doch Christophe Bouchut, James Rossiter und Lucas Auer holten damit Rang zwei in der Lightweight-Kategorie.

Zielankunft beim Debüt: Lotus zeigte es den Kritikern, Foto: Adrenal Media
Zielankunft beim Debüt: Lotus zeigte es den Kritikern, Foto: Adrenal Media

In der LMP2 sorgte zunächst das gaststartende Team Extreme Speed Motorsports von sich reden und mischte die etablierte Spitze auf. Doch alle favorisierten Fahrzeuge fielen dem Regenschauer zum Opfer, so dass beim Restart urplötzlich SMP Racing eine Doppelführung mit mehreren Runden Vorsprung genoss. Der Vorsprung war zwar schnell wieder zugefahren, doch kaum waren die Gegner direkt hinter dem Oreca 03-Nissan von Sergey Zlobin, Nicolas Minassian und Maurizio Mediani, machten sie Fahrfehler. Trotzdem reichte es in den finalen Runden doch noch für KCMG, den Sieg mit Matthew Howson, Richard Bradley und Tsugio Matsuda auf dem Oreca 03R zu holen.

Bittere Pille für Porsche auch bei den GTs

In der GTE Pro wendete der Regenschauer das Blatt zu Gunsten von Porsche. Zwar wurde die Reihenfolge durch den Schauer kaum beeinflusst, doch das Kräfteverhältnis änderte sich: Hatten zuvor noch AF Corse und Aston Martin Racing die Führung unter sich ausgemacht, stürmten die Manthey-Renner nach dem Restart an die Spitze und waren zeitweise zwei Sekunden pro Runde schneller als alle anderen GT-Fahrzeuge und es sah nach einem Doppelsieg aus. Doch 90 Minuten vor Schluss gab es das Desaster: Beim vorletzten Stopp sprang der 911er von Jörg Bergmeister und Nick Tandy nicht mehr an und warf das Team auf P4 zurück. Fred Makowiecki und Patrick Pilet mussten sich schließlich doch noch in der letzten Stunde Darren Turner und Stefan Mücke beugen.

Aston Martin entriss Porsche gleich beide GT-Klassensiege in der letzten Stunde, Foto: Adrenal Media
Aston Martin entriss Porsche gleich beide GT-Klassensiege in der letzten Stunde, Foto: Adrenal Media

In der GTE Am wurde das Klassement wie bei den Prototypen durch die Dreher auf den Kopf gestellt: Der Proton-Porsche von Christian Ried, Klaus Bachler und Khaled Al Qubaisi fand sich beim Restart mit einer Runde Vorsprung in Führung wieder, während die favorisierten Aston Martin sich rausdrehten. Doch AMR drehte das Bild und schnappte sich wiederum erst in der letzten Stunde die Führung. Paul Dalla Lana, Pedro Lamy und Christoffer Nygaard holten sich den Sieg vor Kristian Poulsen, David Heinemeier Hansson und Richie Stanaway. Die unglückliche Proton-Crew kam auf Rang drei.