Das Qualifying in der Dämmerung zum Lone Star Le Mans ging bei nahezu tropischen Bedingungen über die Bühne: Kurz vor dem Zeittraining hatte es geregnet, doch mit 26 Grad war es sehr warm. Die Strecke war noch nicht vollkommen abgetrocknet, als das Qualifying mit fünf Minuten Verspätung gestartet wurde. Anders als in Le Mans wurde die Startaufstellung wieder über die Durchschnittszeit aus vier Runden - zwei von jedem Fahrer - ermittelt. Die LMP1 lieferten sich eine spektakuläre Schlacht um die Pole bei schwierigen Bedingungen. Am Ende holten sich Anthony Davidson, Sebastien Buemi und Nicolas Lapierre die Pole Position im Toyota TS040 Hybrid.

Opfer der Bedingungen und der roten Flagge: Nur P4 und P6 für Audi, Foto: Adrenal Media
Opfer der Bedingungen und der roten Flagge: Nur P4 und P6 für Audi, Foto: Adrenal Media

Zunächst sah es so aus, als ob Porsche die besten Karten hätte. Vor dem Fahrerwechsel hielten die 919 Hybrid eine Doppelführung. Romain Dumas brillierte mit 1:49er-Zeiten. Doch der Fahrerwechsel erfolgte zu früh: Die Sonne kam heraus und so konnte sich Toyota zwischenzeitlich den besten Startplatz sichern, wenn auch nur knapp. Die zweiten Fahrer hatten gerade ihre ersten Meter abgespult, da rollte plötzlich Nick Heidfeld im Rebellion R-One aus und die Session wurde abgebrochen.

Premiere: Strafen für zu hohen Energieverbrauch

In der Pause schlug eine Hiobsbotschaft bei Porsche ein: Dem führenden Fahrzeug wurde wegen Überschreitens der maximalen Hybridenergie eine Runde aberkannt, gleichzeitig wurde Audi eine Runde für zu hohen Spritverbrauch gestrichen. In beiden Fällen war es eine Premiere in der World Endurance Championship - die neuen Regeln sind erbarmungslos. Ein viereinhalbminütiger Schlussspurt sollte die Startpositionen schließlich entscheiden.

LMP2-Pole für G-Drive Racing, Foto: Adrenal Media
LMP2-Pole für G-Drive Racing, Foto: Adrenal Media

So dachte man jedenfalls; tatsächlich blieb jedoch nur noch eine schnelle Runde, denn ein LMP2-Auto strandete und verursachte eine gelbe Flagge. Sebastien Buemi wurde der Mann des Schlussspurts: Mit der einzigen 1:48er-Runde der Session stellte er den Toyota der Meisterschaftsführenden auf die Pole Position mit einem Rundendurchschnitt von 1:49.053 Minuten. Trotz der gestrichenen Rundenzeit reichte es für Romain Dumas, Neel Jani und Marc Lieb noch zu Rang zwei mit 1,190 Sekunden Rückstand. Nur 19 Tausendstel dahinter landete der zweite Porsche von Timo Bernhard, Mark Webber und Brendon Hartley.

Der beste Audi steht in Form des Meisterautos von Lucas di Grassi, Loic Duval und Tom Kristensen nur auf Rang vier, gefolgt vom zweiten Toyota und dem zweiten Audi. Der Rebellion R-One von Dominik Kraihamer, Andrea Belicchi und Fabio Leimer kam als einzig überlebender LMP1-L auf Rang sieben. Die LMP2-Pole holte sich beim ersten Auftritt mit dem Ligier JS P2 das G-Drive Team mit Olivier Pla, Roman Rusinov und Julien Canal vor dem KCMG-Oreca und dem Extreme-Speed-HPD.

Gimmi Bruni und Toni Vilander taktierten am besten, Foto: Speedpictures
Gimmi Bruni und Toni Vilander taktierten am besten, Foto: Speedpictures

Taktik-Spielchen bei GT-Fahrzeugen

Für die GT-Fahrzeuge, die vor den Prototypen fuhren, war die Strecke zu Beginn noch deutlich feuchter. Die Hälfte des Kurses war nass, die andere trocken. Je länger die Session dauerte, umso besser wurde es. Viel hing somit von der Taktik ab, die vier Runden so optimal wie möglich zu platzieren. Zwei Optionen standen zur Wahl: Den ersten Fahrer das Fahrzeug einfahren lassen, auf den zweiten wechseln, um auf Zeitenjagd zu gehen, und dann wieder wechseln, damit der erste Fahrer bei besten Bedingungen attackiert. Oder aber den ersten Fahrer so lange wie möglich fahren zu lassen und so spät wie möglich auf den zweiten zu wechseln.

Überraschung durch Prospeed in der GTE-Am, Foto: Adrenal Media
Überraschung durch Prospeed in der GTE-Am, Foto: Adrenal Media

Das beste Händchen hatten am Ende die Tabellenführer mit der "Zwei-Stopp-Strategie". Gianmaria Bruni und Toni Vilander holten die GTE-Pro-Pole für AF Corse mit einem Durchschnitt von 2:06.456 Minuten. Das favorisierte Team Aston Martin Racing hatte das Nachsehen, 2:07.094 Minuten waren für Stefan Mücke und Darren Turner aber genug, um sich den zweiten Startplatz zu holen. Nur fünf Tausendstel im Durchschnitt über die vier Runden langsamer war der Manthey-Porsche von Fred Makowiecki und Patrick Pilet.

Die Pole in der GTE Am geht dank cleverer Strategie an den Prospeed-Porsche von Matthieu Vaxiviere und Emanuel Collard, die mit einer Zeit von 2:08.271 Minuten den besten Durchschnitt erzielten und sich den Porsche 911 RSR im Rennen mit Francois Perrodo teilen. Ein gelungener Einstand für den neuen 991er-RSR beim belgischen Team. Startplatz zwei bei den Amateuren besetzen Kristian Poulsen, David Heinemeier Hansson und Richie Stanaway im Aston Martin.