Oak Racing galt neben Level 5 Motorsport und Lotus im Winter 2013/14 als möglicher Kandidat für ein LMP1-L-Projekt in Konkurrenz zu Rebellion Racing. Während Lotus zwar genannt hat, aber noch immer nicht erschienen ist (in Le Mans soll der T129 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden), hat Level 5 schnell klar gemacht, dass ein LMP1-Projekt für 2014 nicht zu stemmen sei. Oak Racing hingegen hat nie offiziell zurückgezogen, stand dann aber doch aber nicht auf der Nennliste. Seitdem machte seitens des Konstrukteurs Onroak eher der neue Ligier JS P2 Schlagzeilen, der ein erfolgreiches Debüt beim Le-Mans-Test absolvierte.

Nachdem das LMP2-Projekt nun weit vor der Konkurrenz von Oreca, HPD, Adess und Co. fertiggestellt worden ist und erste Fahrzeuge bereits verkauft sind, sind wieder Ressourcen freigeworden, um eine mögliche Rückkehr in die LMP1 für die kommende Saison zu wagen. Das LMP1-Projekt sei "nicht vom Tisch. Wir sollten aber erst abwarten, was mit dieser Kategorie nach Le Mans passiert. Es ist an der Zeit, dass ein bisschen Leben in die Bude kommt." Das erklärte Teamchef Philippe Dumas gegenüber Endurance Info.

Hat die LMP1-L eine Zukunft?

In der Tat ist derzeit völlig offen, ob das Konzept der LMP1-L eine Zukunft hat. Die Idee, dass private Konstrukteure mit leichtgewichtigen Prototypen den mächtigen Hybrid-Fahrzeugen zumindest beim Speed einheizen sollen, hat bislang in der Praxis keine Erfolge mit sich gebracht. Selbst das hochprofessionelle Team Rebellion Racing hat in Kombination mit dem ebenfalls sehr renommierten Chassis-Hersteller Oreca große Mühe gehabt, das Fahrzeug nach der Ankündigung im Vorjahr noch pünktlich für Le Mans parat zu haben, der Saisonauftakt der WEC musste sogar ausgelassen werden.

Dass Rebellion nun beim Test sieben Sekunden Rückstand hatte, ließ die Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieser Subklasse weiter aufkeimen. Ja, der R-One mag neu sein, aber ein derartig großer Rückstand wird mit ein paar Setup-Tweaks nicht aufholbar sein, zumal die Werksteams bislang kaum die Katze aus dem Sack gelassen haben. Nach dem Motto "Wenn schon Rebellion Racing solche Probleme hat, wer soll dann überhaupt auch nur halbwegs den Anschluss zu den Werken herstellen?" stehen derzeit mehr Fragezeichen im Raum als Sicherheiten. 20 Kilogramm weniger können scheinbar die übermächtige Hybrid-Power nicht kompensieren.

Kein Werkseinsatz für Nissan

Deshalb wird auch Oak Racing nur unter Garantien ein solches Projekt starten, wie Dumas ausführte: "Jacques Nicolet [der Teambesitzer von Oak Racing] ist ein wichtiger Mann im Langstreckensport. Er braucht seitens des ACO und der FIA Sicherheit, bevor er mit einem derartigen Projekt loslegt. Wir hoffen auf Diskussionen Ende Juni. Es ist noch nicht zu spät für 2015, aber die Zeit wird langsam knapp." Die Verantwortlichen der WEC müssen also schnell eine Lösung für die Zukunft der LMP1-L finden, wenn diese Subkategorie langfristig eine Perspektive haben soll.

Einer Spekulation, die zwischenzeitlich im Fahrerlager von Le Mans aufgetaucht war, erteilte Philippe Dumas eine Absage. Demnach soll Nissan einen Blick auf Oak Racing als mögliches Einsatzteam für deren Werkseinsatz geworfen haben, schließlich waren Nicolet und er selbst bei der offiziellen Pressekonferenz dabei. Doch Dumas dementiert: "Wir waren eingeladen, weil wir eine Partnerschaft mit Nissan für ihre GT Academy haben. Wenn die Frage ist, ob Onroak in deren Projekt involviert ist, lautet die Antwort: ‚Nein‘." Allerdings hoffe er, dass das Programm mit der GT Academy zu einer weiteren Partnerschaft mit Nissan führe.