Toyota Racing hat den mit Spannung erwarteten Aufgalopp der Langstrecken-Weltmeisterschaft 2014 in beeindruckender Manier für sich entscheiden können. Die Kölner Mannschaft obsiegte gleich mit beiden TS040-Fahrzeugen in einem durchweg chaotischen Rennen, während die großen Konkurrenten Audi und Porsche teils gehörig Federn ließen. Sébastien Buemi, Anthony Davidson und Nicolas Lapierre kamen nach sechs absolvierten Stunden vor ihren Stallkumpanen Kazuki Nakajima, Stéphane Sarrazin und Alexander Wurz ins Ziel; Timo Bernhard, Brendon Hartley und Mark Webber rangierten für die Le-Mans-Rückkehrer aus Zuffenhausen auf dem Bronzerang.

Der Weg zum Sieg ebnete sich für die blau-weiße Truppe aus Köln mehr und mehr, je älter das Rennen wurde. Zwar geigten zu Beginn die beiden Audi-R18-Boliden mit einem überaus hohen Tempo auf, doch schon als gegen Ende der ersten 60 Minuten Nieselregen den Silverstone Circuit heimsuchte, dezimierten die Ingolstädter sich selbst. Neuzugang Lucas di Grassi verlor den Wagen mit der Startnummer 1 und machte in der Folge ungewollt Bekanntschaft mit der Streckenbegrenzung. Der Grund: Im Gegensatz zur Gegnerschaft setzte der Audi-Kommandostand auf die falschen Reifen. So drehte sich auch André Lotterer im Schwesterauto nur kurze Zeit später auf profillosen Pneus von der Piste.

Audi-Monocoques angeknackst

Den beschädigten R18 des gebürtigen Duisburgers übernahm einige Runden später Kollege Benoît Tréluyer, doch auch dieser verlor kurzzeitig die Kontrolle über den Selbstzünder. Ein Unfall in der berüchtigten Copse Corner beendete einen rabenschwarzen Tag für die Mannen mit den vier Ringen. Zum ersten Mal seit der vorletzten Saisonrunde des Intercontinental Le Mans Cup 2011 sah kein Audi-Sportprototyp die karierte Flagge. Schlimmer noch: Beide Boliden erlitten der Abflüge wegen Schäden am jeweiligen Monocoque. Für die Mechaniker bleibt jedoch nur wenig Zeit, die Renner neu aufzubauen, denn schon in zwei Wochen steigt der zweite Schlagabtausch des Jahres im belgischen Spa-Francorchamps.

Bei Toyota machte man sich die freie Bahn zunutze, denn auch im Porsche-Lager lief nicht alles reibungslos. Während die Japaner um Frontmann Wurz mehr oder minder davoneilten, patzten die Schwaben an der Box. Am 919-Hybriden Neel Janis wurde ein Rad nicht korrekt montiert, weshalb der Schweizer zwischenzeitlich nur auf drei Rollen um die Strecke kraxelte. Nach entsprechenden Reparaturarbeiten kam die Startnummer 14 aber nicht mehr ins rollen; die Verantwortlichen der Porsche-Equipe vermeldeten nach einiger Zeit das Aus des Wagens. Offenbar gab es dort jedoch auch Probleme im Bereich des Antriebsstrangs. Bis dato verriet das Team nicht, was genau den Ausfall letztlich verursachte.

GT-Porsche reüssieren

Nichtsdestotrotz gab es bei der Traditionsmarke aus Stuttgart Anlass zur Freude: Weitgehend problemfrei lief das Vehikel rund um Formel-1-Abgänger Mark Webber, wodurch man sich zum Zeitpunkt des wetterbedingten Abbruchs, nämlich rund 20 Minuten vor dem regulären Rennende, auf der dritten Gesamtposition und zugleich in Schlagdistanz zum zweitplatzierten Toyota befand. In der GT-Klasse lief es unterdessen gar noch weitaus besser: Hier sicherten die beiden Elfer-Dreigespanne Marco Holzer, Richard Lietz, Frédéric Makowiecki und Jörg Bergmeister, Patrick Pilet, Nick Tandy den Süddeutschen einen lupenreinen Zweifacherfolg vor Aston Martin Racing und dem Ferrari-Kundensportbetreuer AF Corse.

Über weiten Strecken des mal nassen, mal trockenen Nachmittags machten die beiden GT-Porsche im Paarflug Jagd auf den Ferrari 458 Italia der amtierenden Meister Gianmaria Bruni und Toni Vilander. Eine Vorentscheidung in diesem Kampf fiel schlussendlich durch eine Intervention der Rennleitung; der rote Renner mit Vilander am Volant durften wegen Überholens unter Gelb einmal in der Boxenstraße vorbeischauen. Fortan oblag es den Porsche-Kutschern, den Sieg unter sich auszumachen, ohne sich gegenseitig in die Quere zu kommen. Letzten Endes zog es die beiden Erstplatzierten aber noch einmal auseinander: Auf der Linie hatte Makowiecki rund 45 Sekunden Vorsprung auf Gefährte Pilet.

Weiter hinten im Feld bescherten David Heinemeier Hansson, Kristian Poulsen und Nicki Thiim den anwesenden britischen Fans einen Heimsieg der Aston-Martin-Truppe, und zwar direkt vor den Kollegen Paul Dalla Lana, Pedro Lamy und Christoffer Nygaard im zweiten GTE-Am-Aston. Die Lorbeeren in der heuer nur äußerst dünn besetzten LMP2-Riege strich G-Drive Racing auf Morgan-Nissan ein. Zwar hatte lange der asiatische Oreca aus dem KCMG-Lager geführt, doch eine Safety-Car-Phase brachte der Paarung Julien Canal, Olivier Pla und Roman Rusinov die Gelegenheit zu einem Schlussspurt auf den Spitzenrang. KCMG hatte unter dem Strich das Nachsehen, die Ränge drei und vier belegte SMP Racing.

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