Am Ende entschieden sie sich alle gegen HPD: Rebellion ging zu Oreca, Strakka zu Dome, Pickett zu Nissan, Oak Racing entschied sich, gemeinsam mit Ligier ein eigenes Projekt zu starten, Level 5 sagte einem LMP1-Engagement für 2014 unlängst ab. Das LMP1-Projekt von Honda Performance Development wird womöglich nie realisiert werden. Möglicherweise hat Nick Wirths erfolgloses Formel-1-Abenteuer mit Virgin/Marussia potenzielle Interessenten doch zu sehr abgeschreckt, obschon der CFD-Spezialist in der Vergangenheit erfolgreiche Prototypen designt hatte. Für HPD stellt sich die Frage nach der Sportwagen-Zukunft, und die heißt eher LMP2.

Roger Griffiths, der technische Direktor bei HPD, macht gegenüber Sportscar365 die WEC-Organisatoren für die Kundenmisere verantwortlich: "Wir schauen uns an, was 2014 aus der WEC wird. Es ist schwierig. Ich denke, der ACO und die FIA wollen Hersteller sehen, aber die Privatiers waren immer ein wichtiger Stützpfeiler." Diese zu eliminieren, hält er für einen fundamentalen Fehler: "Da wird man wirklich Probleme bekommen, mehr als sechs Fahrzeuge in der Topkategorie zu sehen." Als einziges Privatteam hat bislang Rebellion ein LMP1-Programm offiziell bestätigt.

Statt der Königsklasse wird HPD sich wieder auf die LMP2 konzentrieren, die seit dem Start des Acura-Werksprogramms im Jahre 2007 die angestammte Spielwiese von HPD ist. Der Nachfolger des HPD ARX-03b soll dem aktuellen Trend folgen und ein Dach bekommen: "Wir sind uns bewusst, dass der Markt sich in Richtung von Coupes entwickelt. Die Leute fragen vermehrt danach." Die Entscheidung zum Paradigmenwechsel fällt ihm nicht leicht: "Es fällt schwer, viel von der Technologie, die wir jetzt im Fahrzeug haben und die sich in 24-Stunden-Rennen bewiesen hat, aufzugeben. Wir wollen nichts machen, was zu Lasten der Zuverlässigkeit und Performance geht."

LMP1-Motor als Laborprojekt

Es gelte genau abzuwägen, was vom derzeitigen Fahrzeug in das neue übernommen werden soll, erklärt er weiter. "Wir wollen es ernsthaft angehen, aber es muss kommerziell Sinn ergeben. Wir haben ein gutes Gefühl, dass es künftig Stabilität im Regelwerk geben wird, denn ein neues Fahrzeug ist ein großes Investment." Das neue Chassis, das auf den Namen ARX-04 hören wird, wird dabei auch LMP1-Crashtestnormen entsprechen und vom bisherigen 2,8-Liter-V6-Turbo angetrieben werden.

Das vom IndyCar-Motor abgeleitete LMP1-Triebwerk inklusive Energierückgewinnungssystem soll ungeachtet der unklaren P1-Zukunft weiterentwickelt werden: "Es ist von der technischen Seite her betrachtet ein sehr interessantes Projekt", so Griffiths. "Der Motor ist auf dem Prüfstand sehr gut gelaufen und hat einige tolle Zahlen in Sachen Performance und Effizienz geliefert. Wir haben viel gelernt." Vor allem für künftige IndyCar-Projekte sei die Antriebseinheit interessant. "Es hängt davon ab, wo sie hingehen". Es ist bekannt, dass die IndyCar-Offiziellen gerne ein energiebasiertes Reglement gegen Ende des Jahrzehnts einführen würden.