Audi hat seine beiden WM-Titel in der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC in diesem Jahr erfolgreich verteidigt. Sie waren dabei zum ersten Mal als Leiter WEC für das Programm verantwortlich. Haben Sie mit diesem Erfolg gerechnet?
Chris Reinke: So etwas ist nicht planbar, trotzdem war es unser Ziel. Und es ist ein Traum, so viele Rennen souverän beendet zu haben. Diese Ergebnisse spiegeln eine überzeugende Mannschaftsleistung wider, die viel länger andauert als eine Rennsport-Saison. Die Rennen werden in einem Zeitraum von sieben Monaten gefahren. Doch für uns ist das der Abschluss eines wesentlich länger dauernden Prozesses der Vorbereitung einer Rennwagen-Generation. Auch wenn der aktuelle Audi R18 e-tron quattro die ‚Evolution einer Revolution´ war, hat die Arbeit in Ingolstadt und Neckarsulm schon lange vor der Saison 2013 begonnen. So konnten wir gemeinsam mit dem Audi Sport Team Joest ein ausgereiftes Auto einsetzen.

Die beiden Fahrermannschaften haben sich sehr ausgeglichen präsentiert und bislang jeweils drei Siege errungen. Wie hoch bewerten Sie ihren Anteil am Erfolg?
Chris Reinke: Konkurrenz belebt das Geschäft. Unser Wettbewerber ist stark und wir haben uns entschlossen, unsere beiden Autos nicht strategisch zu positionieren, sondern sie gegeneinander antreten zu lassen. Damit treiben wir die Leistungsfähigkeit jeder Fahrermannschaft an die Spitze. Sie treten gemeinsam für Audi an, sie haben sich aber auf der Strecke nichts geschenkt. Das hat sich ausgezahlt.

Keine andere Motorsportart fördert technologische Innovationen so sehr wie die WEC. Der Hybrid-Sportwagen von Audi hat zehn seiner 16 Einsätze seit 2012 gewonnen. Wie bewerten Sie diese Quote?
Chris Reinke: Es macht uns stolz, gegen einen Hersteller wie Toyota, der große Erfahrung im Hybrid-Antriebsbereich hat, anzutreten und zu gewinnen. Audi positioniert sich deutlich mit nachhaltigen Technologien wie e-tron oder ultra lightweight – in der Serie und im Rennsport. Auf der Rennstrecke ist eine Erfolgsquote die objektivste Messung. Und dieser Wert fällt eindeutig aus.

Für die Zuschauer folgt eine Winterpause, für Ihre Mannschaft nicht...
Chris Reinke: Von einer Pause kann keine Rede sein. Die Entwicklung des nächsten Projekts parallel zu einer Rennsport-Saison kostet viel Energie. Während der bisherige Audi R18 e-tron quattro in seinen verdienten Ruhestand geht, konzentrieren wir nach dem Saisonende nun alle Kräfte auf das neue Projekt. Das neue Reglement steht für eine noch nie gekannte Komplexität. Wir dürfen uns auf eine spannende Saison freuen.