Wie hast du das Rennen in Le Mans erlebt?
Dominik Kraihamer: Durch den heftigen Unfall beim Vortest war es die für mich bisher schwierigste Woche in Le Mans. Zuerst bangte ich darum, dass meine Jungs das Auto rechtzeitig zusammenbauen konnten. Obwohl diese Tage sehr nervenaufreibend waren, nehme ich das Positive daraus mit und möchte mich nochmal beim ganzen Team für den überragenden Einsatz bedanken!

Wie hast du die Pause nach Le Mans verbracht? Warst du im Urlaub? Wenn ja, wo?
Dominik Kraihamer: Nach der Woche in Le Mans hatte ich noch eine große und wichtige Prüfung an meiner Universität in Wien. Das gab mir, ehrlich gesagt, den Rest. In meinen ersten zwei Urlaubswochen, die ich in Südfrankreich mit meiner Familie und meiner Freundin Barbara verbrachte, bewegte ich mich kaum von A nach B. Ich schlief viel untertags, ich brauchte es dringend!

Nackenmuskulatur in São Paulo besonders gefordert

Es stehen 5 Rennen auf 3 verschiedenen Kontinenten an. Bereiten dir das Fliegen oder die verschiedenen Zeitzonen Probleme? Hast du Probleme mit Jetlag?
Dominik Kraihamer: Grundsätzlich habe ich keine Probleme mit dem Reisen. Jedoch werde ich meine Hin- und Rückreise nach São Paulo alleine bewältigen, da ich auf dem Rückweg einen viertägigen Stopp in Paris mache um meinen besten Freund Lukas, der dort ein Auslandssemester absolviert, zu besuchen. Leider ist alleine reisen um einiges anstrengender als in der Gruppe. Mit Jetlag habe ich keine Probleme. Sobald ich im jeweiligen Land angekommen bin, zwinge ich mich, in den richtigen Schlafrhythmus zu kommen. Dabei hilft vor dem Einschlafen meistens eine kalte Dusche.

Auf welches der kommenden Rennen freust du dich am meisten?
Dominik Kraihamer: Ich kann nicht genau sagen auf welches Rennen ich mich am meisten freue. Zu meinen Favoriten zählen sicherlich São Paulo, Austin und Fuji. São Paulo wegen der Streckenführung, Austin aufgrund der Motorsport-affinen Amerikaner und das japanische Volk ist das respektvollste, das ich jemals kennengelernt habe.

Lotus bestreitet 2013 die erste Saison mit dem T128, Foto: DPPI
Lotus bestreitet 2013 die erste Saison mit dem T128, Foto: DPPI

Was ist das Besondere an Rennstrecken, auf denen gegen den Uhrzeigersinn gefahren wird, wie z.B. in Interlagos. Ist es schwieriger oder bereitest du dich anders auf solche Rennen vor?
Dominik Kraihamer: Schwierig ist der Kraftaufwand für die rechte Nackenmuskulatur. Normalerweise wird hauptsächlich die linke Seite belastet. Nach einigen Runden spürt man dann schon wie die Kraft etwas nachlässt. Darum, brav Nackenmuskulatur trainieren!

Wie hältst du dich fit für die Rennen? Welche Sportart betreibst du?
Dominik Kraihamer: Ich gehe sehr viel ins Fitnessstudio. Dabei mache ich weniger Muskelaufbau, sondern mehr Kraft-Ausdauer und auch einige Koordinationsübungen. Außerdem bin ich ein großer Fan vom Ausüben vieler verschiedener Sportarten. Unser Gehirn speichert kleinste Bewegungen, jeden Eindruck und legt dabei eine Art ‚Bibliothek´ an. In vielen Rennsituationen wird dann unbewusst auf dieses Repertoire zurückgegriffen. Darum spiele ich gerne Beachvolleyball, Tennis, Fußball, gehe gerne schwimmen und spiele manchmal Hallen-Badminton.

Konzentration aufs Wesentliche

Welche Musik hörst du gerne? Welche Musik hörst du vor einem Rennen?
Dominik Kraihamer: Ich höre gerne Progressive House, R n´ B und Hip-Hop. Meine Lieblingsinterpreten sind Swedish House Mafia, Avicii, Trey Songz, Jason Darulo, Kanye West und Frank Ocean. Aus deren Alben höre ich mir immer einige Lieder beim Reisen und vor und nach den Rennen an.

Hast du besondere Rituale vor einem Rennen?
Dominik Kraihamer: Ich versuche mich bestmöglich zu konzentrieren, schließe die Augen und gehe in Gedanken die Strecke nochmals durch. Ich versuche aber mich nicht allzu lange damit zu beschäftigen, sonst läuft man Gefahr sich zu sehr reinzusteigern. Dies könnte eher kontraproduktiv sein.

Le Mans lief für Kraihamer und Lotus nicht nach Plan, Foto: ACO
Le Mans lief für Kraihamer und Lotus nicht nach Plan, Foto: ACO

Ist deine Freundin bei allen Rennen an der Strecke dabei?
Dominik Kraihamer: Meine Freundin kommt maximal einmal pro Jahr zu einem Rennen mit. Wenn sie anwesend ist habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich fast keine Zeit für sie aufbringen kann. Sie fühlt sich dabei auch nicht wohl, da sie in Wien so viel zu tun hat für ihr Studium, dass dies vergeudete Zeit ist. Also haben wir uns darauf geeinigt dass wir das eher vermeiden.

Was ist dein Lieblingsessen?
Dominik Kraihamer: Mein Lieblingsessen ist Mamas Ofenhähnchen mit Zwiebeln, Tomaten, Knoblauch und Äpfeln. Dazu noch Kartoffeln, ein Weltklassegericht!

Zweites Standbein wichtig

Welches Auto fährst du privat?
Dominik Kraihamer: Zurzeit fahre ich einen Lotus Evora, ein lustiges und wendiges Sportauto!

Welchen Beruf hättest du erlernt, wenn du kein Rennfahrer geworden wärst?
Dominik Kraihamer: Ausgesorgt habe ich derzeit mit meinen motorsportlichen Aktivitäten noch lange nicht. Ich konzentriere mich zu 110 Prozent darauf, mich weiter zu entwickeln und aus allen Situation das Maximum heraus zu holen. Doch es kann schlagartig vorbei sein und darum studiere ich derzeit Internationale Betriebswirtschaften an der Wirtschaftsuniversität Wien.

Welche Schlagzeile möchtest du gerne über dich und Lotus Praga LMP2 lesen?
Dominik Kraihamer (lacht): "Lotus Praga LMP2 Team sehr zufrieden mit Dominik Kraihamers Leistung beim Beantworten der Interview-Fragen." Ich freu mich immer über positives Feedback, solange ich es mir verdient habe.

Welche Ziele oder Wünsche hast du für die nächsten Rennen?
Dominik Kraihamer: Mein Wunsch ist es, dass das ganze Team weiterhin so gut zusammenarbeitet um das volle Potenzial des Autos auszuschöpfen. Wir haben bis jetzt sehr viel geleistet, doch es ist noch viel drin.