Alles ist beim Alten. Die neue Saison der Langstrecken-Weltmeisterschaft scheint im Hinblick auf das Kräftemessen zwischen Audi und Toyota zu einer Kopie des Vorjahres zu geraten. Sieg für Ingolstadt in Silverstone, Sieg in Spa-Francorchamps, Sieg in Le Mans. Die Japaner haben sich indes dazu entschieden, die verbleibenden Läufe nur noch mit reduziertem Aufgebot zu bestreiten - wie schon 2012. Was ist also noch zu erwarten?

Schon beim Aufgalopp in England zeigte sich, dass abermals die Audianer die Herren im Prototypen-Oberhaus sein würden. Trotz doppelter Pole gelang es Toyota nicht, sich im Rennen zu behaupten. Die beiden R18 e-tron quattro machten nicht lange nach dem Start kurzen Prozess und schnappten sich die Spitze. Es stellte sich heraus, dass beide Toyota auf den Geraden deutlich zu langsam waren, nämlich zeitweise um sage und schreibe 19 Stundenkilometer.

Jubel bei Audi: Erfolg bei der Generalprobe in Spa, Foto: DPPI
Jubel bei Audi: Erfolg bei der Generalprobe in Spa, Foto: DPPI

Zwar gelang es, dieses Problem für Durchgang Nummer zwei in Belgien abzustellen, doch scheinbar nur kompromisshaft. War man in puncto Höchstgeschwindigkeit nun dran, fehlte Abtrieb in den Kurven. "Es ist definitiv nicht so, wie wir es haben wollten", resümierte Alexander Wurz die Umbauten noch vor Ort. Und auch Toyota-Technikdirektor Pascal Vasselon gab zu: "Es stimmt, ja. Unserem Le-Mans-Auto fehlt es hier klar an Anpressdruck."

Dementsprechend legten die Rheinländer für den Klassiker an der Sarthe noch einmal nach. Doch auch hier sollte Rivale Audi die Oberhand behalten. Allerdings gab es ungewöhnlich viele Probleme im Lager der späteren Sieger. Technische Defekte, Fahrfehler, Kollisionen. Einzig das Trio Tom Kristensen, Allan McNish und Loïc Duval kam sauber durch und durfte sich so über den insgesamt 13. Sarthe-Triumph seines süddeutschen Arbeitgebers freuen.

Audi in Le Mans zurückhaltend?

Doch es bleibt ein fader Beigeschmack. Hat Audi wirklich alles gezeigt? In Le Mans maß der Vorsprung des führenden Audis auf den bestplatzierten Toyota nach etwa 70 Minuten schon mehr als eine Runde. In den 23 anschließenden Rennstunden vergrößerte sich diese Lücke jedoch nicht, was rückblickend durchaus auffällig ist. Was auch immer dieses Szenario in seinem Ablauf begründet haben mag: Fakt ist, dass die WM noch nicht gänzlich entschieden ist.

Toyota-Sieg 2012 in China, Foto: Toyota Motorsport GmbH
Toyota-Sieg 2012 in China, Foto: Toyota Motorsport GmbH

Das nächste Rennen im Kalender ist der Sechs-Stunden-Lauf im brasilianischen São Paulo (1. September), gefolgt von vier weiteren Durchgängen in Austin, Oyama am Fuji, Shanghai und Bahrain. Bei drei zu null Siegen pro Audi hat Toyota ergo ein schweres Stück Arbeit vor sich. Doch auch im letzten Jahr dauerte es, bis die Japaner sich erstmals durchsetzen konnte. Nicht ganz abwegig, dass dies heuer ähnlich verlaufen wird.