Die Aufbruchsstimmung in der WEC ob des neuen, effizienzbasierten Reglements kommt auch in Japan, beziehungsweise den USA an: HPD will der LMP1-Kategorie auch 2014 erhalten bleiben, wenn das neue Reglement in Kraft treten wird. Die in Kalifornien beheimatete Honda-Performanceschmiede hat dafür einen Coup eingefädelt: Das IndyCar-Triebwerk soll für die Herausforderungen des Langstreckensports angepasst und den Kunden zum Kauf angeboten werden, dabei gleichzeitig die Weiterentwicklung für die IndyCar-Saison 2014 befruchten. Die IndyCars fahren 2,2l V6-Motoren mit maximal 12.000 Umdrehungen, Honda setzt auf eine Monoturbo-Aufladung.

"Wir bereiten einen LMP1-Antriebsstrang für die 2014er-Regularien vor, um diesen privaten Rennställen in der WEC anzubieten" bestätigt HPD-Vizepräsident Stephen Eriksen gegenüber Endurance Info. Es werde eine Reihe von Packages angeboten, je nach Kostenlage der Kunden. "Die Basisoption, die keine Energierückgewinnung beinhaltet, basiert auf dem 2014er IndyCar-Aggregat, aber mit den nötigen Veränderungen, um es für die anderen Verbrauchs- und Rahmenbedingungen im Langstreckensport anzupassen."

Der Vorteil liegt dabei auf der Hand: HPD erspart sich die Entwicklung eines neuen Aggregats und kann den Kostenvorteil so an die Kunden weiterreichen. Eriksen sieht einen weiteren Vorteil: "Das bedeutet, dass viele Performance-Verbesserungen, die wir im Rahmen unseres IndyCar-Programms erzielen, auch unseren Sportwagen-Kunden zukommen lassen können und umgekehrt die Verbesserungen bei der Belastbarkeit und Effizienz an unserem Sportwagen-Motor gleichzeitig unserem IndyCar-Projekt zugutekommt. Somit gehen diese beiden Produkte eine symbiotische Beziehung eingehen." Auch ein Einsatz in der neuen USCR wäre denkbar, hier wartet HPD aber noch das endgültige Reglement ab.

Einsatz durch OAK Racing?

Der 2,2 Liter V6 soll aus dem IndyCar in die LMP1 transferiert werden, Foto: IndyCar
Der 2,2 Liter V6 soll aus dem IndyCar in die LMP1 transferiert werden, Foto: IndyCar

Neben dem Basispaket will HPD auch eine Variante mit Energiegewinnung, jedoch ohne Hybrid-Antrieb bereitstellen. "Dieses HPD-Energierückgewinnungssystem wird es Privatiers ermöglichen, in der Non-Hybrid-Klasse zu starten." Außerdem sei HPD daran interessiert, ein Chassis für LMP1-Kunden zu entwickeln. "Aber wie man sich vorstellen kann, hängt das davon ab, ob wir Kunden dafür gewinnen können, bevor wir in den Fertigungsprozess gehen." Hier teilt HPD das Schicksal von Perrinn und Dome, die ihrerseits auf Kunden für ihre Chassis warten..

Zumindest ein passender Motor wäre jetzt verfügbar, aber noch bleiben einige Unklarheiten: Ob der neue Antrieb mit einem externen Hybrid-System kompatibel ist, wollte Eriksen nicht verraten. Und bei allen Vorzügen des Zurückgreifens auf ein bestehendes Aggregat: Nachteilig könnte sich die Tatsache auswirken, dass es sich eben nicht um einen rein auf Effizienz ausrichteten Motor handelt. Es bleibt abzuwarten, ob die auf Höchstleistung ausgelegten IndyCar-Aggregate so einfach zu Spritsparern umgerüstet werden können. Andererseits zeigt sich hier die Vielfalt der möglichen Aggregate in Le Mans, denn auch Formel-1-Motoren sollen dort künftig eingesetzt werden.

Die Nachrichten um den neuen Motor befeuern eine bereits in Le Mans diskutierte mögliche Allianz: OAK Racing arbeitet an einem LMP1-Projekt und steht dabei mit einem Hersteller in engem Kontakt. Allem Anschein nach handelt es sich dabei um HPD. "Wir würden die Gelegenheit, Herrn Nicolets Träume wieder zu befeuern, willkommen heißen", winkt Eriksen verklausuliert in Richtung des OAK-Racing-Besitzers Jacques Nicolet, der bereits zu Saisonende 2012 auf 3,4l-Motoren von HPD in der LMP1 vertraut hatte. "Wir haben es sehr genossen, letzte Saison mit seinem Team zusammenzuarbeiten." Daneben wäre auch Strakka Racing, das sich nach dem Rückzug voll lauf 2014 konzentrieren will, ein denkbares Einsatzteam.