Man bekommt den Eindruck, dass du dich hier sehr wohl fühlst...
Ja, sowohl in der Serie als auch im Team. Es ist mein zweites Jahr und die Abläufe sind ein bisschen normaler geworden, und ich fühle mich im Auto wohler. Die Autos machen mir viel Spaß, speziell weil sie einiges an Abtrieb haben.

Worin besteht für dich als Fahrer der große Unterschied zum Formel-1-Auto?
Am Anfang war es schon ein bisschen ein Kulturschock. Die Tatsache, dass ich so lange Formel 1 gefahren bin, ohne etwas anderes zu fahren, hat es gerade am Anfang etwas schwierig gemacht. Zu Beginn meiner Karriere bin ich viele unterschiedliche Serien gefahren. Formel Ford, Formel 3, Formel 3000 und ich habe auch mal einen ITC getestet - da bin ich immer sehr schnell reingekommen, weil ich es gewohnt war. Aber nachdem ich mich so lange an das Formel-1-Auto gewöhnt hatte, waren die ersten Runden sehr schwierig. Speziell, weil sich das Auto viel mehr bewegt - es ist viel weicher und hat viel mehr Pitch. Das habe ich zwar gespürt, aber ich wusste nicht, was das für das Limit und die Balance bedeutet. Die ersten fünf, sechs Runden habe ich mich nicht so gefühlt, als wäre ich im Auto, sondern als würde ich irgendwo oben draufsitzen. Aber zum Glück ging es dann nach ein paar mehr Runden ganz gut.

Nick Heidfeld fuhr insgesamt 183 Formel-1-Rennen, Foto: Speedpictures
Nick Heidfeld fuhr insgesamt 183 Formel-1-Rennen, Foto: Speedpictures

Ist es eigentlich frustrierend, wenn man vorher schon weiß, das man im Privatteam keine wirklich Chance hat?
Nee, überhaupt nicht, null, weil man es eben vorher weiß.

Aber in der Formel 1 hast du auch manchmal schon vorher gewusst, dass du nicht gewinnen kannst…
Es ist vielleicht ähnlich, aber es gibt zumindest zwei Klassen - und immerhin kann man die private gewinnen. Die Privatteams haben auch vom Reglement einen kleinen Vorteil, damit sie näher an den Werksteams dran sind. Aber die Unterschiede bei den Budgets sind hier noch größer als in der Formel 1. Die Werksteams haben bis zu zehnmal so viel Budget wie wir - das wird auf jeden Fall vermutet, genau weiß man es natürlich nicht. Natürlich will man gewinnen, aber man muss da realistisch bleiben. Die Tatsache, dass wir meistens die schnellsten Privaten sind, ist schön. Die Konkurrenz ist nicht schwach, es ist nur schade, dass nicht mehr dabei sind. Hoffentlich klappt das im nächsten Jahr. Wir probieren natürlich immer, die Werksteams zu ärgern und in dieser Saison sind wir noch ein bisschen näher dran als letztes Jahr - speziell im Qualifying.

Das Problem besteht wohl vor allem darin, das im Rennen zu halten, oder?
Das stimmt, auch in Silverstone im Qualifying, als ich von allen die zweitschnellste Runde gefahren bin, war es sehr knapp. Das war schon überraschend, auch wenn der eine oder andere nicht auf den richtigen Reifen darauf hatte. Und hier wäre sogar noch mehr drin gewesen. Ich war nur ein paar Hundertstel hinter den Toyota, ohne den Verkehr in der Schikane wäre ich vor denen gewesen, das wäre natürlich besonders schön gewesen. Die Position über die Renndistanz zu halten, ist dann aber noch mal eine andere Sache.

Und wie geht es weiter? Probierst du, nächstes Jahr für Porsche zu fahren?
Wie gesagt, das Ziel ist nicht, eine bestimmte Klasse, sondern das ganze Rennen zu gewinnen… Aber was nächstes Jahr passiert, weiß ich noch nicht. Ich habe wirklich noch überhaupt keinen Kontakt oder Gespräche gehabt. Das ist noch zu früh. Ich wollte erst mal auf der Strecke performen, damit ich, wenn ich dann Gespräche führe, auch etwas vorweisen kann - und ich habe das Gefühl, dass ich das ganz gut hinbekommen habe.