Ein langer und harter Winter liegt hinter den Werksteams der World Endurance Championship. Audi konnte zwar 2012 mit dem R18 e-tron quattro beide WM-Titel einfahren, musste jedoch im späteren Saisonverlauf sehen, wie Toyota den Rückstand zunächst aufholte und beim letzten Rennen dominierte. Dies war vermutlich weniger der Tatsache geschuldet, dass Audi das Entwickeln verlernt hat, sondern die Verbesserung wurden für die neue Saison zurückgehalten, während Toyota die Karten auf den Tisch legte. Dennoch: Ein beinharter Zweikampf wird bevorstehen. Denn auch bei Toyota wurde fleißig weiterentwickelt.

Die neuen Autos könnten aber erst in Spa-Francorchamps aufeinandertreffen. Es halten sich Gerüchte, dass Toyota zum Saisonauftakt in Silverstone noch mit dem alten Auto starten wird. Die Reglementlücke, die Heckflügelverbreiterungen mit Hilfe einer vertikalen Platte erlaubt, ist nicht geschlossen worden, weshalb dies problemlos möglich wäre. Es wird über die Saison hinweg ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen mit hochkarätigen Fahrern erwartet - viele davon mit Formel-1-Erfahrung ausgestattet. Toyota muss gegen den sparsameren Diesel trotz größerem Tank einen Zeitvorsprung herausfahren. Das Entwicklungsrennen wird knallhart werden.

Mit einem Auge stets auf 2014

Der Toyota TS030 Hybrid ist noch einmal stark überarbeitet worden, Foto: Toyota
Der Toyota TS030 Hybrid ist noch einmal stark überarbeitet worden, Foto: Toyota

Gleichzeitig müssen die Ressourcen sorgsam verteilt werden: Wie in der Formel 1 steht auch in der Langstrecken-WM 2014 eine Regelrevolution an. Spätestens dann werden die LMP1-Sportwagen die Formel 1 als technische Königsklasse abgelöst haben, in der Hybridtechnologie und Energieffizienz stehen dann Quantensprünge bevor. Noch dürfen lediglich 500 Kilojoule Energiemenge gespeichert werden (in der Formel 1 aktuell: 300). Ab der kommenden Saison heißt es: Feuer frei. Angeblich arbeitet Toyota an einem Hybridsystem mit 8 Megajoule speicherbarer Energie. Ein langer Kampf zwischen Audi und Toyota im Jahr 2013 könnte Porsche für 2014 in die Karten spielen, wenn deren neuer LMP1-Bolide debütiert.

Hinter den Werksteams verbleiben noch zwei Privatteams, die in der P1-Kategorie auf Bitten des ACO aber eher als Auffüller des sonst spärlich besetzten P1-Feldes dienen. Rebellion Racing hatte bei den Vorsaisontests mit dem Lola-Toyota die Nase gegenüber dem HPD von Strakka Racing leicht vorn. Auch beim erfolgreichsten Privatteam der vergangenen Saison wird auf Formel-1-Erfahrung gebaut: Nick Heidfeld geht mit zusätzlicher Motivation durch einen Podiumsplatz in Sebring an den Start. Strakka abzuschreiben könnte sich jedoch als fataler Fehler herausstellen, schließlich darf man als einziges verbliebenes Honda-Team auf Hilfe aus Japan hoffen.

Harter Wettbewerb auch in der LMP2

In der LMP2 geht OAK Racing als großer Favorit ins Rennen. Die beiden Morgan-Nissan sind hochkarätig besetzt und haben bei den Testfahrten die schnellsten Zeiten vorgelegt. Der französische Rennstall, der sich mittlerweile komplett auf die P2 konzentriert, hat die Messlatte sehr hoch gelegt. Mit Fahrern wie Bertrand Baguette (Meister der Renault World Series 2009), Martin Plowman, Olivier Pla und Alex Brundle ist fahrerisch hier alles auf höchstem Niveau. Auch die beiden Fahrer aus der Kategorie "silber", die in der LMP2 eingesetzt werden müssen, gehören bei OAK zu den Schnelleren ihrer Sorte.

OAK Racing ist Favorit in der hart umkämpften LMP2, Foto: DPPI
OAK Racing ist Favorit in der hart umkämpften LMP2, Foto: DPPI

Die härteste Konkurrenz droht von den Oreca 03-Nissan von Delta-ADR, dem offiziellen Partnerteam von Nissan (u.a. mit Antonio Pizzonia, dessen Deal aber bislang nur für Silverstone gilt), und Pecom Racing. Letzterer Oreca ist mit Nicolas Minassian und Pierre Kaffer bärenstark besetzt. Silber-Fahrer und Teameigner ist hier Ex-Rallyepilot Luis Perez-Companc. Auch Lotus schickt zwei Boliden ins Rennen, die beiden T128 konnten bei den Testfahrten aber bislang kaum überzeugen.

Für beide Prototypenkategorien gilt: Die Saison 2013 ist zweigeteilt. Die ersten beiden Rennen dienen der Vorbereitung für die 24 Stunden von Le Mans. Das Hauptevent steht dann Mitte Juni auf dem Programm, dann stehen zwei Monate Pause an. Während dieser Zeit werden die Autos einige Updates erfahren, bevor es auf die Welttournee auf drei verschiedenen Kontinenten geht. Der WM-Titel wird höchstwahrscheinlich erst im November entschieden.