Wie viele ehemalige Formel-1-Rennfahrer hat sich auch Kamui Kobayashi zu den immer populärer werdenden Sportwagen gesellt. Für das Team AF Corse fährt er 2013 in der WEC einen werksunterstützten Ferrari 458 Italia, mit dem er in der GTE-Pro-Kategorie auf den WM-Titel und den Klassensieg in Le Mans angesetzt ist. Auf dem Paul Ricard HTTT hatte der Japaner die erste Gelegenheit, sich an das Mehrklassen-Racing zu gewöhnen - mit einigen überraschenden Effekten: Kobayashi, der selbst so gerne überholte, musste erleben, wie es ist, selbst überholt zu werden, und zwar mit einem gewaltigen Geschwindigkeitsunterschied. Im Minutentakt rasten Prototypen an seinem GT-Ferrari vorbei.

"Das erste, was ich sagen muss, ist, dass ich mit den LMP1-Fahrzeugen eine dicke Überraschung erlebt habe. Das ist ein Riesenunterschied zu unserem Fahrzeug", lachte der Japaner, dem die lockere Atmosphäre im Sportwagen-Paddock sichtlich gefällt, gegenüber Daily Sportscar. "Und an den Rennwochenenden werden noch mehr Fahrzeuge auf der Strecke sein, so dass es für uns noch schwieriger werden wird, uns auf das Racing in unserer Klasse zu konzentrieren und nicht mit den anderen Klassen Rennen zu fahren. Das ist die große Überraschung", kommentierte er den Kulturschock.

Anpassen ist eine einfache Sache

Kobayashi, der bei Sauber aufgrund mangelnder Sponsorengelder sein Formel-1-Cockpit räumen musste, benötigt noch Erfahrung im Umgang mit seinem neuen Arbeitsgerät: "Ich hatte bereits ein paar Tests auf anderen Strecken, aber ich hätte gern mehr Zeit im Trockenen. Es war am Freitagmorgen noch recht nass, aber dann wurde das Wetter besser, wodurch wir die Chance bekamen, konstant zu fahren." Ein Pluspunkt sind seine Teamkollegen Gianmaria Bruni, Giancarlo Fisichella und Toni Vilander: "Ich habe sehr erfahrene Teamkollegen, und das ist eine gute Sache. Ich habe keine Probleme, mit dem Setup von jemand anderem zu fahren - da bin ich pflegeleicht!"

Das Fahren an sich sei sogar leichter als mit einem Formel-1-Auto: "Es ist prinzipiell dasselbe. Man muss sich anpassen, sogar in der Formel 1. Aber dort muss man mit dieser riesigen Spritladung starten, die größer ist als in diesem Fahrzeug. Dort hat man 140 bis 150 Kilogramm, hier sind es nur 100. Ich denke, in der Formel 1 muss man sich mehr anpassen. Mit diesem Auto kann man gewisse Dinge anstellen - wenn man die Einstellungen ändern will, geht das sehr schnell. Alles in allem fühlt sich dieses Auto einfacher zu fahren an."

"Wir haben eine gute Ausgangsbasis für die Saison", so der 26-Jährige weiter. "Dies ist ein gutes Team, sie sind die letztjährigen Champions und unser Ziel ist es, wieder zu gewinnen. Für mich ist es ein Neuanfang, also ist es schwierig zu sagen [was ich erreichen werde]."