Audi ist mit zwei unterschiedlichen Fahrzeugkonzepten in die Langstrecken-Saison 2012 gestartet. Der Audi R18 ultra reizt die Idee eines konventionell angetriebenen LMP-Sportwagens mit TDI-Antrieb konsequent aus, während der R18 e-tron quattro als erster Hybrid-Rennwagen der Marke eine neue Epoche eingeläutet hat. Dass beide Konzepte ihre Stärken haben, wurde immer wieder sichtbar: Während der R18 e-tron quattro mit dem ersten Sieg eines Hybridfahrzeugs bei den 24 Stunden von Le Mans Geschichte geschrieben und anschließend die 6 Stunden von Silverstone gewonnen hat, gelang dem R18 ultra ein Debütsieg in Spa. Mit der besseren Startposition und der schnellsten Rennrunde von Lucas di Grassi beim fünften Lauf in Brasilien bewies der konventionelle TDI-Sportwagen bis zuletzt sein Potenzial. Dennoch gibt es gute Gründe für den Strategiewechsel: Während der R18 ultra auf einer einzelnen Runde stets sehr wettbewerbsfähig war, besitzt der R18 e-tron quattro bei bestimmten topografischen Streckenbedingungen und beim Überrunden im Verkehr spürbare Vorteile. Da Audi von der Zukunft des Hybridantriebs überzeugt ist, konzentrieren sich die Ingenieure ab sofort voll auf die Entwicklung des Rennwagens mit elektrifiziertem Antrieb. Neben den Erfahrungen, die damit in der zweiten Saisonhälfte für die Zukunft gesammelt werden können, ermöglicht diese Entscheidung perfekte Chancengleichheit. Marcel Fässler/André Lotterer/Benoît Tréluyer sind nach zwei Saisonsiegen mit dem R18 e-tron quattro mit der Startnummer "1" Tabellenführer in der WEC-Fahrerwertung. Bei 78 noch zu vergebenden Punkten liegen Tom Kristensen/Allan McNish nur 7,5 Zähler dahinter. Das dänisch-schottische Duo mit der Startnummer "2" kehrt in Bahrain zum Hybridantrieb zurück, nachdem es in Spa und in Le Mans bereits zweimal mit dem R18 e-tron quattro unterwegs war.

Für das Audi Sport Team Joest ist damit eine anspruchsvolle Aufgabe verbunden, die dank des konsequenten Gleichteileprinzips von Audi spürbar erleichtert wird. Nach dem Transport der Rennwagen aus Südamerika wird der Audi R18 Nummer "2" in Bahrain von einem konventionellen Antrieb auf Hybridantrieb konvertiert und die Karosserie vollständig neu beklebt.

In Bahrain erwarten die Teams ungewöhnliche Rahmenbedingungen: Das Rennen wird mitten in der Wüste auf dem 2004 erbauten Kurs von Sakhir südlich der Hauptstadt Manama ausgetragen. Extreme Temperaturen, hohe Luftfeuchtigkeit und Sandpartikel bedeuten für Mensch und Material harte Bedingungen. Für die fünf Audi-Werksfahrer und das Audi Sport Team Joest ist die Strecke in dem Inselstaat Neuland. Das sechste Saisonrennen ist für 16 bis 22 Uhr Ortszeit angesetzt und wird damit überwiegend bei Dunkelheit ausgetragen.

Stimmen der Verantwortlichen

Dr. Wolfgang Ullrich:
"Wir haben uns dazu entschieden, in Bahrain mit zwei Hybridfahrzeugen anzutreten. Wir haben analysiert, dass wir im Verkehr mit dem R18 e-tron quattro einen Vorteil haben. Es fällt unseren Fahrern leichter, damit andere Autos zu überholen. Somit sind wir mit zwei Hybridfahrzeugen im Kampf mit Toyota besser aufgestellt. Zugleich geben wir unseren beiden Fahrerteams im Kampf um den Titel identisches Material. Bahrain wird ein ganz anderes Rennen werden als die bisherigen Läufe. Wir rechnen mit sehr hohen Temperaturen. Im Gegensatz zum Lauf zuletzt in Brasilien ist Bahrain auch sehr hart zu den Bremsen, die gut gekühlt werden müssen. Auch der Umgang mit den Reifen wird entscheidend sein."

Ralf Jüttner (Technischer Direktor Audi Sport Team Joest):
"In Bahrain gelingt uns hoffentlich eine Revanche für das Rennen in Brasilien. Wir werden alles daran setzen, wieder auf die oberste Stufe des Podiums zurückzukehren. Ein Wüstenrennen ist für uns alle eine neue Erfahrung. Außerdem müssen wir das Auto Nummer ‚2‘ vor Ort zu einem e-tron quattro umbauen. Das ist eine riesige Aufgabe für die Mannschaft. Dann wird der enge Kampf um die Fahrerwertung noch einmal spannender, denn die Chancengleichheit steigt. Darauf freuen wir uns schon."

Stimmen der Audi-Fahrer

Marcel Fässler:
"Ich bin noch nie in Bahrain gewesen. Im Fernsehen habe ich bislang einen sehr positiven Eindruck von der Rennstrecke gewonnen. Eines ist schon heute sicher: Es wird ganz schön heiß werden. Für uns Fahrer bedeutet das hohe Anstrengungen im Cockpit. Körperliche Fitness wird sich dort besonders auszahlen."

André Lotterer:
"Noch weiß ich nicht, was uns beim nächsten Rennen erwartet. Ich werde den Kurs auf dem Simulator ausprobieren und mir das Layout der Rennstrecke genau einprägen. Eine neue Rennstrecke ist immer etwas Interessantes und für uns alle die nächste Herausforderung. Ich freue mich, auch einmal in diesem Teil der Welt ein Rennen zu fahren. Am Ende wollen wir natürlich ganz oben auf dem Podium stehen."

Benoît Tréluyer:
"Wir haben in Brasilien viel gelernt, um die richtigen Entscheidungen für das nächste Rennen zu treffen. Das stimmt mich sehr zuversichtlich für die sechs Stunden von Bahrain. Für uns Fahrer geht es einmal mehr darum, einen anderen Kurs kennenzulernen. Ich werde mich wie immer im Simulator darauf vorbereiten. Bei diesem Rennen erwarten uns sehr anspruchsvolle Randbedingungen."

Tom Kristensen:
"In Bahrain erwarten uns viele Herausforderungen, auf die wir uns alle schon freuen. Das beginnt mit dem heißen Klima, aber auch der Wüstensand und das Fahren bei Dunkelheit sind etwas Besonderes. Vom R18 e-tron quattro versprechen Allan und ich uns sehr viel, nachdem wir bereits in Le Mans die Stärken des Autos gut nutzen konnten. Das hilft uns hoffentlich auch im Titelkampf."

Allan McNish:
"Ich glaube, dass sich das Rennen in Bahrain deutlich vom Einsatz in Brasilien unterscheiden wird. Mit Le Mans, Silverstone und Interlagos haben wir seit Juni bereits eine schöne Abwechslung erlebt, jetzt kommt wieder etwas ganz anderes. Im Nahen Osten wird es um diese Jahreszeit durchaus 35 bis 40 Grad heiß. Wir werden nur eineinhalb, maximal zwei Stunden bei Tageslicht fahren. Doch selbst bei Dunkelheit werden die Temperaturen kaum sinken. Ich verspreche mir viel vom R18 e-tron quattro, der seit Le Mans deutlich weiterentwickelt worden ist."