Dramatische Szenen in der entscheidenden letzten Runde des zweiten VLN-Laufs auf der Nordschleife: Der in Führung liegende Land-Audi mit der Startnummer 28 rollt aus. Pilot Connor De Phillippi muss tatenlos zusehen, wie der 911er von Manthey Racing mit Richard Lietz und Fred Markowiecki, der Mercedes AMG GT3 von Haribo Racing mit Uwe Alzen, Lance David Arnold und Maximilian Götz und der WRT-Audi mit DTM-Pilot Nico Müller, Formel-E-Fahrer Robin Frijns und Marcel Fässler an ihm vorbeiziehen.

Damit wiederholte sich, wenn auch mit anderen Hauptdarstellern, das Drama des ersten VLN-Laufs Ende März, als Laurens Vanthoor im Falken-Porsche in der letzten Runde bei einer Überrundung sein Auto verloren hat und nach einem Mauerkuss das Rennen beenden musste.

Wie auch schon beim VLN-Auftakt ging der Sieg also an Manthey Racing mit und Fred Makowiecki und Richard Lietz hinter dem Steuer. Dass das Team das zweite Rennen hintereinander mehr oder weniger auf dem Silbertablett überreicht bekam, will der Franzose Makowiecki so nicht stehen lassen. "Es ist nicht nur Glück", sagte er nach dem Zieleinlauf seines Teamkollegen. "Wir haben alle gut gearbeitet, auch die Mechaniker."

Auch Lietz war überglücklich über den Sieg, seine Danksagung kam vom Herzen und überraschte: "Es ist schwierig, mit dem ganzen Verkehr den Rhythmus zu finden. Ich habe höchsten Respekt vor jedem einzelnen Fahrer und bedanke mich, dass jeder Platz gemacht hat."

Sieg im zweiten Rennen: Glück, aber auch harte Arbeit, Foto: VLN
Sieg im zweiten Rennen: Glück, aber auch harte Arbeit, Foto: VLN

Wie eng es diesmal werden sollte, deutete sich bereits im Zeittraining an. Die ersten Vier lagen innerhalb von gerade einmal sieben Zehntelsekunden. Auf der knapp 21 Kilometer langen Nordschleife eine beeindruckende Leistung. Aus dem Podiumstrio hatte der spätere Rennsieger mit Startplatz drei die beste Ausgangslage für die vier Stunden auf dem Nürburgring. Der Haribo Mercedes-AMG GT3 ging von P5 ins Rennen. Der Drittplatzierte WRT-Audi kam nicht über den 16. Startplatz hinaus.

Während der vier Stunden wechselte die Führung fast schon im Rundentakt. Gegen Ende verdichtete sich allerdings die Top-4. Eine beeindruckende Aufholjagd legte De Phillippi an den Tag. In den letzten zwei Runden schnappte er sich den vor ihm liegenden Maximilian Götz im Mercedes AMG GT3 mit der Startnummer acht, kurz danach nutzte er den dichten Verkehr und zog am bis dato Führenden Richard Lietz im Porsche vorbei.

Land-Audi mit zu wenig Sprit an Bord?

Auf der Döttinger Höhe dann die rennentscheidende Situation: De Phillippis Audi R8 LMS verlangsamte radikal. Lietz schnappte sich den Sieg, auch Götz und Frijns schafften es an dem amtierenden ADAC GT Masters-Champion vorbei. Eine offizielle Erklärung, warum De Phillippi verlangsamte, steht noch aus. Manthey Racing-Teamchef Nicky Raeders Vermutung nach dem Rennen: "Eventuell waren sie etwas knapp mit dem Sprit."

Die Audis waren im Renntrimm unglaublich stark unterwegs. Die Aufholjagd des WRT-Audi mit der Startnummer 49 hätte sogar noch weiter vorne enden können, behauptet zumindest Frijns, der den Schlussstint gefahren ist: "Ich wollte natürlich gewinnen und habe an der Box nachgefragt, wie groß der Abstand zur Spitze ist. Ein, zwei Runden und wir hätten uns den Führenden geschnappt." DTM-Pilot Müller war megahappy nach dem Zieleinlauf. "Geil war's. Hier auf der Nordschleife ist es immer schön. Ich hoffe, die Vorbereitungen laufen weiter so, dann sind wir gut gerüstet für die 24 Stunden." Allein unter den besten Sechs fanden sich drei Audi R8 LMS wieder.

Öfter mal was anderes

In dieser Saison setzen Phoenix Racing und Dunlop ihre erfolgreiche Partnerschaft fort. Die Mannschaft aus der Eifel hat mit dem stark besetzten Fahrer-Quartett Frank Stippler, DTM-Pilot Mike Rockenfeller, Dennis Busch und Nicolaj Moeller Madsen den fünften Gesamtsieg beim 24h- Rennen im Visier. "Wenn man immer die gleichen Reifen fährt wie die Konkurrenz, kann man keine Fortschritte erzielen", erklärte Phoenix-Teammanager Dirk Theimann. "Wir wollten ein Alleinstellungsmerkmal und haben gesehen, welche Fortschritte Dunlop gemacht hat. Da es jetzt ein neues Reifen-Reglement am Nürburgring gibt, erhoffen wir uns mit Dunlop einen Vorteil."