Mit sechs Stunden Renndauer markiert das "Opel ADAC Ruhr-Pokal-Rennen" den Saisonhöhepunkt der Langstreckenmeisterschaft Nürburgring (VLN). Eindeutiger Beweis dafür ist die beachtliche Teilnehmerzahl: Mehr als 205 Autos nahmen am Samstagmorgen um 08:30 Uhr das eineinhalbstündige Training auf. Der Schellenberger Rennfahrer Patrik Kaiser hatte für das Rennen einen besonderen Plan: Er wollte nicht nur mit Alexander Mattschul, Pierre Ehret und Maximilian Götz auf dem F458 GT Corse starten, sondern auch auf dem Audi TTRS von Raeder Motorsport.

Patrik Kaiser erklärte nach dem Training: "Nachdem Raeder Motorsport den Audi komplett umgebaut hat und mir versichert wurde, dass der Wagen standfest ist, habe ich meinem Start auf dem Auto zugestimmt. Im Freitagstraining erlitt der Motor jedoch einen Totalschaden – Heinz Schmersal, einer meiner Fahrerkollegen auf dem Audi schmiss alle Pläne über den Haufen und setzte kurzerhand sein eigenes Auto ein. Einen Porsche 911 GT3 Cup in der Klasse SP7. Dieses Auto ist mir völlig fremd, daher entschieden wir, dass ich nur eine Trainingsrunde auf dem Ferrari, dafür ein paar mehr auf dem Porsche fahre."

In seiner ersten Porsche-Runde brachte Kaiser eine Rundenzeit von 9:09 Minuten zustande, eingebremst von vielen Unfallstellen schien zunächst nichts mehr möglich. "Das Team allerdings bat mich noch eine "Schippe" drauf zu packen – um dem Team wenigstens im Training zu etwas Glanz zu verhelfen, möge ich bitte eine Runde unter neun Minuten drehen. Also drehte ich noch eine Runde und schaffte es, den Wagen mit einer Rundenzeit von 8:52 Minuten auf Rang sieben der Klasse und den 40. Gesamtstartplatz zu stellen", ergänzte Kaiser nach seinem Training. Seine Ferrari-Trainingsrunde beurteilte Kaiser selbstkritisch als nicht zu gut - auch hier sei er aufgehalten worden und aus genannten Gründen habe er keine Zeit gehabt, um sich zu verbessern. "Die Kollegen haben es gerichtet: Startplatz 20 von mehr als 200 Starter ist nicht die schlechteste Ausbeute."

Kleine Patzer und Regen - dennoch zufrieden

Als Doppelstarter hatte Kaiser das Privileg auf dem Ferrari als erster ins Rennen gehen zu dürfen und er legte von Beginn an gleich richtig los: In der zweiten Rennrunde drehte er die schnellste Runde im Team: 8:45 Minuten reichten Kaiser, um den Nürburgring und die Nordschleife zu umrunden. Dennoch lief es nicht wirklich nach Plan: "Ich hatte einen großen Patzer in der Startrunde: Schon in der zweiten Kurve war ich auf der falschen Linie, musste weit von der Ideallinie weg. Die Gegner zögerten keinen Augenblick, um meinen Fehler auszunutzen und eh ich mich versah, hatte ich ein paar Plätze verloren. Im Laufe meiner sieben Runden konnte ich den Fehler bis auf zwei Plätze wieder gut machen und den Wagen auf Rang 22 übergeben." Bis dahin seien jedoch nahezu alle Runden mit wenigstens einer Gelbphase zu absolvieren gewesen. Schon in der ersten Runde habe es schwere Unfälle gegeben, die Crash-Serie habe sich bis zum Ende seines Stints durchgezogen. "Dennoch war ich mit meiner Leistung zufrieden, insbesondere wegen der extrem starken Klassengegner: Wir hatten neue Starter in der Klasse, die meiner Meinung nach hier nicht hin gehören, sondern in einer stärkeren Gruppen starten müssten."

...und im Porsche von Heinz Schmersal., Foto: Patrick Funk
...und im Porsche von Heinz Schmersal., Foto: Patrick Funk

Bevor Kaiser seinen Rennoverall ausziehen konnte, musste er den Schlussturn im Porsche absolvieren. Insgesamt neun Runden hatte er abzuspulen, ehe ihn die schwarz-weiß karierte Flagge ins Parc fermè schickte. Kaiser zu seinem Porsche-Einsatz: "Ich habe den Porsche auf Platz 36 der Gesamtwertung übernommen und konnte während meiner Runden sechs Plätze gut machen. Allerdings war mein Rennen auf dem Porsche alles andere als einfach: Bereits nach einer Stunde Renndistanz setzte an verschiedenen Streckenabschnitten Regen ein. Zuerst harmlos, danach immer heftiger. Am Ende regnete es entlang des gesamten Kurses – ich musste mit Regenreifen meinen Porsche-Stint überstehen. Der Wagen war nicht richtig abgestimmt, mir völlig fremd und die Bedingungen schwierig, was die Sache nicht einfacher machte. Zu allem Überfluss hatte ich drei Runden vor Rennende hinten rechts einen Reifenschaden, der uns am Ende wenigstens vier Minuten gekostet hat. Ich habe mein Bestes gegeben und zur Zufriedenheit von Heinz Schmersal den Wagen weiter nach vorne gebracht."

Der Ferrari wurde auf Rang 13 des Gesamtklassements und als Dritter der Klasse gewertet. Insgesamt schaffte es das Quartett 36 Runden zu absolvieren. Auf dem Porsche überquerte Kaiser mit seinen Teamkollegen Heinz Schmersal, Tiger und Thomas Schmid auf Rang 30 liegend die Ziellinie. In der Klasse SP7 genügte die Leistung für den sechsten Platz von 19 gestarteten. Kaisers Resümee: "Ein anstrengendes aber zufriedenstellendes Wochenende liegt hinter mir. Mit meinen Leistungen bin ich zufrieden: In einem schwierigen Rennen mit sehr starker, direkter Konkurrenz habe ich zwei Autos pilotiert und ohne Schäden jeweils übergeben oder ins Ziel gefahren. Beim Ferrari wäre vielleicht noch etwas mehr möglich gewesen – das Risiko damit aber auch deutlich größer. Ein letzter Stopp kurz vor Rennende hat uns bestimmt zwei Plätze gekostet. Der Halt war aber unbedingt erforderlich. Ich brauche auf dem Ferrari noch mehr Routine, dann werde ich auch schneller. Wenn der Porsche richtig abgestimmt ist und ich noch ein paar Trainingsrunden mehr auf dem Buckel habe, dann werde ich sicherlich auch deutlich an meinen Rundenzeiten feilen können." Die nächsten beiden Läufe der VLN, so Kaisers Plan, bestreitet er jedoch ausschließlich auf dem Ferrari.