Plötzlich krachte es auf der Geraden. Ein Ruck ging durch meinen Ferrari, das Lenkrad stand auf einmal schief. Sofort war mir klar: Irgendetwas am Auto ist kaputt gegangen. Also steuerte ich die Box an, wo das Team sofort erkannte, dass die Aufhängung gebrochen war - ohne Fremdeinwirkung, einfach so. Über die Jahre habe ich gelernt: Auch so etwas gehört im Rennsport dazu. Zum Glück bin ich nicht abgeflogen, dann hätte es böse enden können.

Bis dahin war in meinem zweiten ALMS-Rennen für Risi Competizione in St. Petersburg alles nach Plan gelaufen. Mein Teamkollege Jaime Melo war im Qualifying auf die Pole gefahren und ich konnte die Führung am Start verteidigen. Zusammen mit Wolf Henzler setzte ich mich vom Feld ab, merkte allerdings bald, dass irgendetwas am Auto nicht stimmte.

Also habe ich etwas Speed rausgenommen, um das Auto nicht in die Wand zu setzen. St. Petersburg ist wie Monaco: Jeder Fehler oder jedes Problem kann böse Folgen haben. So kam Wolf an mir vorbei, ich konnte ihm jedoch sehr gut folgen. Gemeinsam setzten wir uns etwa 10 Sekunden vom Rest des Feldes ab. Dann machte es knack. Schade.

Gut eingelebt

Nichtsdestotrotz bin ich mit meinem Einstand zufrieden. Beim ersten Rennen in Sebring gewannen Jaime, unser dritter Mann Mika Salo und ich die GT2-Klasse. Das ist super gelaufen. Überhaupt habe ich mich sehr gut ins Team eingefügt, was aber nicht besonders schwierig war, weil ich offenherzig empfangen wurde - wie es bei den Amerikanern üblich ist. Ich fühle mich im Team sehr gut aufgehoben. Auch mit meinen Teamkollegen komme ich sehr gut zurecht. Mika habe ich in Sebring zum ersten Mal getroffen. Er ist ein super netter Typ. Jaime kenne ich schon aus dem letzten Jahr und wir ergänzen uns sehr gut. Sind zusammen sind wir eine sehr starke Fahrerpaarung.

Pierre hat viel Spaß mit seinem Ferrari in den USA., Foto: ALMS
Pierre hat viel Spaß mit seinem Ferrari in den USA., Foto: ALMS

Das zahlt sich dann aus, wenn wir uns gegenseitig pushen und hochschaukeln. Es ist aber auch wichtig bei der Fahrzeugabstimmung. Für mich sind die meisten Strecken Neuland. In St. Petersburg hatte ich gerade einmal eine halbe Stunde Training, bevor es ins Rennen ging. Somit war klar, dass Jaime das Qualifying fahren würde, was auch so bleiben wird, so lange ich die Strecken nicht gut genug kenne. Dass ich trotzdem um die Spitze mitkämpfen konnte, ist angesichts der geringen Trainingszeit keine schlechte Leistung.

Zum Glück lerne ich neue Rennstrecken generell ziemlich schnell und kann mich gut darauf einschießen. Das ist ein großes Plus für mich. Deshalb sehe ich dem Rest der Meisterschaft positiv entgegen, die letzten vier Strecken kenne ich dann auch wieder. Insgesamt bin ich happy, dass wir ein so starkes Paket geschnürt haben. Es macht wirklich Spaß, wenn man weiß, dass das Material und die Fahrer um die Meisterschaft fahren können. In St. Petersburg haben wir durch den Ausfall leider einen ersten oder zweiten Platz weggeschmissen und so die Meisterschaftsführung abgegeben, aber schon beim nächsten Rennen in Long Beach werden wir voll angreifen.