Nachdem Chris Dyson und Guy Smith 2011 das Duo Klaus Graf und Lucas Luhr noch knapp bezwingen konnten, folgte im abgelaufenen Jahr die Revanche. Der Teamchef von Muscle Milk, Greg Pickett, rüstete seine Fahrer mit einem HPD ARX-03a aus, der Lola Aston Martin aus dem Vorjahr wurde ins Museum geschickt. Der Start ins Jahr 2012 verlief für Muscle Milk aber nicht nach Plan...

Zehnter Audi-Sieg in Sebring, Foto: Audi
Zehnter Audi-Sieg in Sebring, Foto: Audi

Die Saison begann im März mit den traditionellen zwölf Stunden von Sebring in Florida gemeinsam mit der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC. Gegen die Werks-Übermacht von Audi hatten die Teams der ALMS allerdings keine Chance. Der LMP2 von Level 5 belegte hinter den R18 TDI von Kristensen/Capello/McNish und Bernhard/Dumas/Duval sowie dem Starworks-Auto aus der WEC Rang vier, Dyson kam auf Platz acht von über 60 gemeldeten Boliden ins Ziel. Muscle Milk Pickett Racing war mit dem neuen HPD lange auf Podestkurs unterwegs, bis kurz vor Schluss ein Schaden am Tanksystem entdeckt wurde. Das spannende Rennen der GT-Klasse konnte BMW für sich entscheiden, Dirk Müller, Joey Hand und Jonathan Summerton distanzierten die Corvettes in der Schlussphase des Rennens. Alex Job Racing siegte in der GT-Challenge.

Im zweiten Rennen gewann das deutsche Duo erstmals im HPD und zwar in den Straßen von Long Beach vor Dyson/Smith. Graf und Luhr waren von der zweiten Position gestartet und übernahmen die Führung rund 30 Minuten vor Rennende. Bis zur Zieldurchfahrt bauten sie den Vorsprung auf über 40 Sekunden aus. In der LMP2 holten sich Scott Tucker und Christophe Bouchut den Sieg im Auto von Level 5, sie profitierten dabei von einer Durchfahrtsstrafe für Martin Plowman und David Heinemeier Hansson, die bei ihrem letzten Stopp in Führung liegend zu schnell durch die Boxengasse fuhren. In einem engen Duell in der GT-Kategorie setzten sich Oliver Gavin und Tommy Milner in einer Corvette gegen die Verfolger durch. Platz zwei ging an Dirk Müller und Joey Hand im schnellsten BMW M3.

Dyson patzt in Laguna Seca

Auf der atemberaubenden Strecke Mazda Raceway Laguna Seca bei Monterey wiederholten Luhr und Graf den Triumph von Long Beach, gefolgt vom Level-5-LMP2. Dyson beendete das Rennen mit 20 Runden Rückstand auf Rang 23. Nach zwei Siegen des Schwesterautos in Sebring und Long Beach heißen die Gewinner der LMP-Challenge in Monterey wieder CORE Autosport, dieses Mal allerdings das Fahrerduo Jon Bennett und Colin Braun. Corvette feierte einen Doppelsieg in der GT-Klasse.

Beeindruckende Aufholjagd von Muscle Milk, Foto: American Le Mans Series
Beeindruckende Aufholjagd von Muscle Milk, Foto: American Le Mans Series

Einen unglaublichen Sieg feierten Luhr und Graf im Lime Rock Park. Der HPD von Muscle Milk fiel früh im Rennen um vier Runden zurück, doch Luhr und Graf kämpften sich dank einiger Safety-Car-Phasen Runde für Runde zurück und gingen eine halbe Stunde vor Schluss in Führung. Geschlagen geben mussten sich wieder Dyson und Smith und die Dritten im Gesamtklassement, Scott Tucker und Christophe Bouchut, die die LMP2 gewannen. Bei den GT-Fahrzeugen setzte sich der Flying Lizard Porsche von Jörg Bergmeister und Pat Long gegen die Corvettes durch. Das CORE-Autosport-Duo von Jon Bennett und Colin Braun holte sich den zweiten Sieg in Folge in der LMPC-Kategorie, die GTC-Klasse ging an das Team von Alex Job Racing.

Muscle Milk lässt sich nicht aufhalten

Nahezu ungefährdet konnte Klaus Graf den HPD ARX-03a vor den beiden Dyson-Lolas in Mosport ins Ziel bringen lediglich ein Strafboxenstopp sorgte für eine kurze Unterbrechung der Triumphfahrt. Bei einem regulären Stopp hatten zu viele Mechaniker am LMP1 gearbeitet. Rang zwei in der höchsten Klasse ging an Dyson, vor dem Vorjahresauto des Teams, das im Gesamtklassement sogar von den LMP2 geschlagen wurde. Die nur zwei Fahrzeuge umfassende LMP2-Klasse konnten sich Martin Plowman und David Heinemeier Hansson sichern. Für Christophe Bouchut und Scott Tucker blieb nur Rang zwei, obwohl Bouchut bis kurz vor Schluss am Heck von Plowman klebte. Bei den LMPC gehörte die Startphase Kyle Marcelli, der sich von Alex Popow und Tomy Drissi schnell absetzen konnte, allerdings wurde sein Rennen von Leh Keen im Alex-Job-GTC zerstört, der Marcelli 25 Minuten vor dem Ende in die Begrenzung schickte. Den Sieg erbten Drissi und sein Partner Bruno Junqueira. Der siegreiche Porsche RSR von Bergmeister und Long bestand die technische Abnahme im Anschluss an das Rennen in Kanada nicht und wurde aus der GT-Wertung gestrichen. Den ersten Platz erbten Scott Sharp und Johannes van Overbeek von Extreme Speed Motorsports.

Luhr und Graf konnten auch die Sportscar Challenge in Mid-Ohio gewinnen und nach dem Triumph mit dem Lola Aston Martin 2011 auch mit dem HPD die Konkurrenz von Dyson niederringen. Die beiden Meisterschaftsführenden aus Deutschland konnten mit dem fünften Sieg in Folge den Vorsprung in der Gesamtwertung weiter ausbauen. Christophe Bouchut und Scott Tucker holten den dritten Rang in Mid-Ohio und damit den Klassensieg in der LMP2. Bei den "kleinen" Prototypen ging P2 an den Conquest-Morgan, der dritte Rang an den zweiten HPD von Level 5.

Hauchdünner Sieg für Dyson, Foto: ALMS
Hauchdünner Sieg für Dyson, Foto: ALMS

Chris Dyson und Guy Smith siegten beim vierstündigen Lauf der ALMS auf der Road America nach einer dramatischen Schlussphase in der das Duo von Muscle Milk fast bezwungen worden wäre. Für das Dyson Team war es erst der zweite Sieg nach dem Auftakt in Sebring. Ohne Mühe verteidigte Klaus Graf beim Rennstart noch seine Pole gegen die Verfolger den zweiten Platz konnte zwischenzeitlich der Morgan-LMP2 von Conquest übernehmen, der den Vorjahreswagen von Dyson am Start schnappte. Nach einem Getriebeschaden vor dem Qualifying musste der neue Lola-Mazda des Dyson-Teams von ganz hinten ins Rennen gehen. Muscle Milk wurde in Führung liegend vier Runden zurückgeworfen, weil ein Wasserleck am HPD gesucht wurde. Bis zum Fallen der karierten Flagge konnte Lucas Luhr die vier Runden Rückstand aber aufholen und erst an Eric Lux, in der letzten Kurve sogar noch an Guy Smith vorbeigehen, dessen Mazda-Motor ihn bergauf aber noch zum Sieg für Dyson beschleunigte. Conquest und Core siegten in den anderen Prototypenklassen, BMW bei den GTs.

Auf der fragwürdigen Strecke in Baltimore, der größten Stadt Marylands, profitierten die beiden Boliden von Level 5 von Problemen bei Muscle Milk und Dyson sowie vom engen Stadtkurs. Zu Beginn des Rennens hatte noch alles nach einer weiteren Triumphfahrt für Klaus Graf und Lucas Luhr ausgesehen, die sich von der Pole aus vom Feld absetzen konnten. Der HPD ARX-03a des Teams musste dann allerdings für acht Runden mit Getriebeproblemen in die Box, bevor ein Unfall das Rennen komplett beendete. Auch Dyson hatte in Baltimore mit Problemen zu kämpfen und verlor durch beschädigte Verkleidungsteile am Lola viel Zeit. Das Vorjahrsauto von Dyson knallte schon in der ersten Kurve in die Begrenzung und wurde am Ende als 13. bester LMP1. Während CORE Autosport den zweiten Sieg in Folge feiern konnte, gingen die GT-Klasse und selbstverständlich die Einheitsklasse GTC an Porsche

Muscle Milk siegt wieder

Auf dem Virginia International Raceway waren Luhr und Graf wieder an der Reihe und konnten beim ersten Auftritt der Serie auf dem VIR Dyson besiegen. In der LMP2 siegten Scott Tucker und Christophe Bouchut zum fünften Mal in dieser Saison. Das Level-5-Duo startete vom letzten Platz ins Rennen, konnte aber selbst von einer Strafe nicht vom Sieg abgehalten werden. Für CORE Autosport war der sechste LMPC-Sieg der Höhepunkt in einer dominierenden Saison. Jon Bennett und Colin Braun siegten mit einer Runde Vorsprung auf PR1/Mathiasen Motorsports mit Rudy Junco und Marino Franchitti. Corvette konnte auf dem VIR die Team- und die Herstellerwertung für sich entscheiden und vor Flying Lizard und Extreme Speed ins Ziel fahren. Rang vier ging an den zweiten M3 mit Jörg Müller und Bill Auberlen.

Erfolgreiches Gastspiel für Rebellion, Foto: Clément Marin
Erfolgreiches Gastspiel für Rebellion, Foto: Clément Marin

Andrea Belicchi, Neel Jani und Nicolas Prost haben beim Gaststart in den USA für Rebellion das Petit Le Mans und damit den zweiten Saisonhöhepunkt der ALMS gewonnen. Für die Schweizer Mannschaft war es ein ungefährdeter Start-Ziel-Sieg, weil der HPD von Klaus Graf und Lucas Luhr früh in einen Unfall verwickelt worden war und Dyson Probleme mit dem Hybridsystem am Lola-Mazda hatte. Chris Dyson, Guy Smith und Steven Kane mussten sich in der Meisterschaft dem Muscle-Milk-Pickett-Duo geschlagen geben, das in Braselton von Romain Dumas unterstützt wurde und nur das Ziel erreichen musste. Für das Team von Greg Pickett was es nach der verlorenen Meisterschaft 2011 der erste ALMS-Titel und eine gelungene Revanche an Dyson. Den zweiten Platz im Rennen und den Sieg in der LMP2-Meisterschaft konnte die Mannschaft von Level 5 feiern. Scott Tucker, Christophe Bouchut und Luis Diaz profitierten von einem Reifenschaden am Morgan von Conquest bei dessen Reparatur Martin Plowman auch noch zu schnell durch die Boxengasse fuhr

Die LMPC-Einheitsklasse gewannen Alex Popow, Ryan Dalziel und Mark Wilkins mit zwei Runden Vorsprung auf Bruno Junqueira, Tomy Drissi und Ricardo Vera. Popow war bereits vor dem Rennen in der Meisterschaft uneinholbar in Front. Extreme Speed konnte mit dem Ferrari F458 Italia und einem langen letzten Stint die GT-Klasse für sich entscheiden. Scott Sharp, Johannes van Overbeek und Toni Vilander profitierten zum Einen vom Ausfall der führenden Corvette von Oliver Gavin, Tommy Milner und Richard Westbrook zum Anderen von einer Strafe für die BMW-Piloten Jörg Müller, Bill Auberlen und Jonathan Summerton. Das Trio wurde hinter der zweiten Corvette von Jan Magnussen, Antonio Garcia und Jordan Taylor und vor dem Schwesterauto Dritte. Oliver Gavin und Tommy Milner standen wie Cooper MacNeil in der GTC schon vor dem Rennen als Meister fest. In der zweiten Einheitsklasse siegten Kuba Giermaziak und Mario Farnbacher zusammen mit Henrique Cisneros auf der Road Atlanta vor Emilio Di Guida, Spencer Pumpelly und Nelson Canache.

Die Saison 2013 wird die vorerst letzte der eigenständigen ALMS und ein Übergangsjahr sein. Mit Rebellion hat der PLM-Sieger die Teilnahme schon bestätigt, BMW bringt den neuen Z4GTE an den Start. Unsicher ist das Engagement von Flying Lizard, die keinen neuen Porsche erhalten. Im Jahr 2014 startet dann eine neue amerikanische Sportwagenserie aus ALMS und Grand-Am, deren Struktur noch bekanntgegeben wird.