Chris Dyson, Fahrer und Teamchef in Personalunion, und sein Partner Guy Smith haben mit ihrem Lola die American Le Mans Series für sich entschieden, beinahe hätten ihnen zwei Deutsche einen Strich durch die Rechnung gemacht: Die Cytosport-Piloten Klaus Graf und Lucas Luhr wurden im Titelkampf erst durch technische Probleme gestoppt.

Oreca siegte in Sebring, Foto: ALMS
Oreca siegte in Sebring, Foto: ALMS

Schon beim Saisonauftakt in Sebring erwischte es den Muscle Milk Aston Martin von Graf und Luhr mit einem mechanischen Defekt. Eine Chance auf den Gesamtsieg hätten die beiden aber sowieso kaum gehabt: Weil das 12 Stundenrennen auf dem Flugplatzkurs zum Intercontinental Le Mans Cup gezählt wurde, waren auch die überlegenen Werksteams von Peugeot und Audi am Start. Gegen die Diesel war schon im Qualifying nichts zu gewinnen und Stéphane Sarrazin holte beim ersten Einsatz des neuen 908 eine überlegene Pole. Nach einem turbulenten Rennen feierten aber Nicolas Lapierre, Loic Duval und Olivier Panis im gebrauchten Peugeot 908 HDi FAP von Oreca den Sieg mit einer Runde Vorsprung auf Simon Pagenaud, David Brabham und Dario Franchitti im Acura ARX-01a von Highcroft, zwei Audi R15 und dem Coupé von Dyson. BMW startete mit einem GT-Doppelsieg in eine erfolgreiche ALMS-Saison. Die seriennahen Autos boten im Laufe des Jahres noch wahnsinnig unterhaltsame Rennen.

Nachdem man die Pole zum zweiten Rennen in Long Beach Dyson überlassen musste, rächten sich die beiden Deutschen von Cytosport mit einem ungefährdeten Sieg. Das Duo führte das Rennen 83 Runden lang an und fuhr einen Vorsprung von bis zu 70 Sekunden auf Dyson heraus. Platz drei und der gleichzeitige LMPC-Klassensieg ging an Gunnar Jeanette und Ricardo Gonzalez. BMW triumphierte auf den Straßen der kalifornischen Küstenstadt vor der GT-Konkurrenz von Corvette und Ferrari.

Benzinverbrauch stoppt Aston Martin in Lime Rock

Ein zusätzlicher Tankstopp entschied das dritte Rennen der Saison in Lime Rock. Nach einer Dyson-Pole konterten Graf und der spätere GT1-Weltmeister Luhr erst mit einer furiosen Fahrt im Rennen, doch der Verbrauch des englischen V12 überstieg den des turbogeladenen Mazda-Vierzylinder im Lola der Gegner und warf die Deutschen hinter Smith und Dyson zurück. Einen Hattrick konnte BMW mit dem M3 GT feiern. Den dritten Klassensieg in Folge holte man gegen Jörg Bergmeister und Patrick Long im Porsche von Flying Lizard.

Grund zur Freude in Mosport, Foto: ALMS
Grund zur Freude in Mosport, Foto: ALMS

Cytosport fuhr beim einzigen Auftritt der ALMS im Ausland einen Start-Ziel-Sieg für das Muscle Milk Team ein. Nur kurz mussten der Koblenzer Luhr und sein Teamkollege Graf Dyson ziehen lassen, der am Ende mit Rang zwei Vorlieb nehmen musste. Rang drei der LMP1-Klasse ging im kanadischen Mosport an den zweiten Lola im Dyson-Stall. Erstmalig im Jahr 2011 feierte mit Corvette ein anderer Hersteller als BMW den GT-Sieg.

Saisonlauf Nummer fünf in Mid-Ohio wurde wetterbedingt durch eine rote Flagge beendet. Unfahrbare Streckenbedingungen ließen die Rennleitung zehn Minuten vor dem Ende diesen Schritt gehen. Den Abbruch-Sieg holte sich Cytosport vor Dyson. Wolf Henzler überraschte mit einer furiosen Fahrt auf dem Falken-Porsche und triumphierte mit seinem GT2 vor Corvette und BMW.

Eine Zehntelsekunde Vorsprung in Elkhart Lake

Das 4-Stundenrennen auf der Road America blieb bis zur Schlussphase spannend und wurde vom dritten Sieg der beiden LMP1-Piloten aus Deutschland in Folge gekrönt. Luhr und Graf hatten bereits den ersten Startplatz im Zeittraining ergattert und sich trotz vieler Safety-Car-Phasen mit nur einer Zehntelsekunde Vorsprung über die Linie gerettet. Nach der letzten Gelbphase verblieben nur noch der BMW M3 von Dirk Werner und Jaime Melo mit seinem Ferrari im Rennen um den GT-Sieg. Weniger als 30 Minuten vor dem Fallen der Zielflagge ging Melo dann am Hannoveraner vorbei und gab den Klassensieg nicht mehr her.

Vor der Rekordkulisse von 150.000 Zuschauern feierte Wolf Henzler beim siebten Lauf der ALMS seinen zweiten Saisonsieg. Im Falken-Posche gewann der Werksfahrer aus Nürtingen zusammen mit seinem amerikanischen Teamkollegen Bryan Sellers die GT-Klasse des spannenden Zwei-Stundenrennens im Bundesstaat Maryland. Den Rennsieg holten Steven Kane und Humaid Al Masaood im Oryx-Dyson vor dem Auto des Teamchefs.

Der Berliner Stefan Mücke konnte beim werksseitigen Comeback des Lola Aston Martin zwar einen ALMS-Sieg in Laguna Seca einfahren, weil Steven Kane im Oryx-Dyson das Schwesterauto vorbeilassen musste, war für Luhr und Graf, die einen Motorschaden erlitten, der Titel futsch. Der Mazda von Dyson Racing gewinnt damit zum ersten Mal die American Le Mans Series, obwohl noch vor dem Start auf dem Mazda Raceway Laguna Seca der Motor im Auto der Polesitter getauscht werden musste. Während der Porsche 911 GT3 Hybrid alle anderen GT-Fahrzeuge hinter sich ließ, siegte Flying Lizard mit dem konventionellen 997 auch in der GTE. Rang zwei reichte für das BMW-Duo Hand/Müller, um vor dem Petit Le Mans als Sieger der GT-Fahrerwertung fest zustehen.

Beim zweiten Highlight neben der 12 Stunden von Sebring, dem Petit Le Mans auf der Road Atlanta, mussten die ALMS-Teams wieder mit den Kollegen des ILMC um den Sieg streiten, der nach einer Peugeot-Pole fast an Audi gegangen wäre. Bei einem Zweikampf drängte der spätere Sieger Franck Montagny seinen Landsmann Romain Dumas in eine Kollision, die den R18 aus dem Rennen warf. Den zweiten Audi nahm das Team Joest nach mehreren Kollisionen aus Sicherheitsgründen vorzeitig aus dem Rennen. Die LMP1-Boliden von Dyson und Cytosport schieden allesamt aus. Zwei Wochen nach dem Sieg in der Fahrerwertung holte BMW auch in der Teamwertung (vor Corvette Racing) den GT-Titel. In der Herstellerwertung verwiesen die Münchner zudem Porsche auf Platz zwei.

Mit einem Sieg beim "PLM" und gleichzeitig dem LMP2-Titel verabschiedete sich Level 5 mit Scott Tucker und Christophe Bouchut in die Winterpause. Gleich drei Piloten dürfen sich über die Meisterschaft in der LMP-Challenge freuen: Eric Lux, Gunnar Jeannette und Ricardo Gonzalez siegten mit 26 Punkten Vorsprung auf Jon Bennett und Frankie Montecalvo. Black Swan und deren Fahrer Tim Pappas wurde Meister der GTC.