Portrait:

Mit gerade einmal sechs Jahren saß Nico Rosberg zum ersten Mal in einem Kart. Es dauerte jedoch weitere vier Jahre, bis er offiziell in diversen Kart-Meisterschaften startete. Dort feierte Rosberg zahlreiche Siege. Mit 15 Jahren wurde er Vize-Europameister in der Formel A und startete 2001 in der Weltmeisterschaft der Formel Super A. Ab 2002 fuhr er im Team seines Vaters - dem Formel-1-Weltmeister von 1982 Keke Rosberg - in der deutschen Formel BMW und sicherte sich auf Anhieb den Meistertitel. Während der Saison trat dabei der Musiksender VIVA als sein Sponsor auf und begleitete ihn dokumentarisch. Im selben Jahr durfte er mit gerade einmal 17 Jahren als jüngster Fahrer überhaupt einen Formel-1-Boliden des Williams-Teams testen.

Darauf wechselte Rosberg 2003 in die Formel-3-Euroserie und belegte mit einem Rennsieg den achten Platz in der Gesamtwertung. 2004 blieb Rosberg in der Formel-3-Euroserie und ging erstmals als Deutscher an den Start. Seine vorherigen Rennen hatte er unter finnischer Flagge bestritten. Mit drei Siegen sicherte er sich den vierten Gesamtrang. 2005 wechselte er in die GP2-Serie zum französischen Rennstall ART Grand Prix. und gewann mit fünf Rennsiegen prompt den Meistertitel. Williams hatte genug gesehen und ernannte Rosberg 2006 zum Formel-1-Stammfahrer. Direkt in seinem ersten Rennen fuhr er die schnellste Rennrunde und sicherte sich sensationell seine ersten beiden WM-Zähler. Auch aufgrund von neun Ausfällen in dieser Saison musste sich Rosberg allerdings mit nur einer weiteren Punkteankunft für zwei Zähler zufriedengeben.

Auch die Saison 2007 startete für Rosberg enttäuschend. Allerdings erlebte er in der zweiten Jahreshälfte einen deutlichen Aufschwung: Mit fünf Punkteankünften nach der Sommerpause schraubte er sein Konto auf 20 Zähler, was ihm Endrang neun in der WM einbrachte. Wie bereits im ersten Jahr bei Williams frustrierten ihn jedoch zu oft technische Defekte. Das Jahr 2008 bedeutete für den aufstrebenden Rennfahrer trotz seiner ersten beiden Podestplätze jedoch einen kleinen Rückschritt. Mit Rang drei begann Rosberg die Saison in Australien vielversprechend, erweiterte sein Punktekonto in den folgenden 13 Rennen jedoch lediglich um magere drei Zähler. Platz zwei in Malaysia heilte zwar einige Wunden, dennoch endete die Saison mit lediglich 17 Punkten und WM-Rang dreizehn insgesamt enttäuschend.

In seinem letzten Jahr für den englischen Traditionsrennstall gelang ihm 2009 zwar kein Podestplatz, mit elf Rennen in den Punkten erzielte er jedoch seine bis dato beste Ausbeute von 34,5 Punkten, die ihm zu WM-Platz sieben verhalf. 2010 wechselte Rosberg zu Mercedes GP und setzte seinen Aufschwung fort. Mit drei Podien und 15 Punkteankünften sicherte er sich erneut WM-Rang sieben, schlug zudem den zurückgekehrten Rekordweltmeister Michael Schumacher im internen Duell deutlich. Dieses Kunststück gelang Rosberg auch 2011, allerdings ließen die Resultate im kaum konkurrenzfähigen Mercedes deutlich nach. Zwar platzierte er sich regelmäßig in den mittleren und niedrigen Punkterängen, allerdings verhinderte der große Reifenverschleiß der Mercedes-Boliden trotz stets guter Qualifikations-Leistungen einen ernsthaften Angriff auf die Spitze.

Nach einem schwierigen Start 2012 drehte Rosberg mächtig auf und sicherte sich in China den ersten Sieg seiner Formel-1-Karriere und befand sich bis zur Sommerpause in der erweiterten Spitzengruppe. Allerdings zeigte die Formkurve bei Mercedes nach dem Sommer steil nach unten, weswegen Rosberg nur noch selten glänzte und auf Endrang neun zurückfiel - allerdings erneut deutlich vor Schumacher. Mit der Ankunft von Lewis Hamilton 2013 musste Rosberg seinen inoffiziellen Status der Nummer eins im Team ablegen und sah sich im internen Duell einem der stärksten Fahrer der Welt gegenüber. Nach einem äußerst durchwachsenen Saisonstart mit einem vierten Rang und zwei Ausfällen in den ersten fünf Rennen platzte bei Rosberg jedoch der Knoten. In Monaco und Silverstone gewann er zwei der nächsten drei Grand Prixs und schob sich so zumindest kurzzeitig in den erweiterten Favoritenkreis um die WM.

Zwar stagnierte das Leistungsniveau Mercedes' im Anschluss etwas, mit neun Punkteankünften und zwei weiteren Podien in der zweiten Saisonhälfte sicherte sich Rosberg jedoch Endrang sechs - sein bis dato bestes Resultat.

Die Saison 2014 stand ganz im Zeichen von Mercedes und dem Teamduell um die WM-Krone der beiden Freunde Rosberg und Hamilton. Die Freundschaft wurde jedoch im Lauf der Saison auf eine harte Probe gestellt. Nickeligkeiten auf und neben der Strecke stellten die einst gute Beziehung der beiden Fahrer auf eine harte Probe. Tiefpunkt des Jahres war die Kollision beim Belgien-GP in Spa-Francorchamps: Nach dem Start kollidierten die beiden Mercedes-Piloten am Ende der Kemmel-Geraden - Hamilton schied aufgrund eines Reifenschadens aus; Rosberg, der den Zwischenfall zu verantworten hatte, eroberte den zweiten Rang und wurde von seinem Team öffentlich gerügt.

Die Wogen um die Crash-Gate-Affäre glätteten sich intern schnell, sodass der Kampf um den Titel bis zum Ende der Saison mit fairen Mitteln ausgefochten wurde. Bis zum letzten Saisonrennen sollte Rosberg Chancen auf den Titel haben - Dank doppelter Punkte in Abu Dhabi. Vier Rennsiege waren allerdings zu wenig für den Deutschen, sodass sich Rosberg letztlich als fairer Verlierer im Mercedes-Teamduell zeigte. Der Vize-Weltmeistertitel ist für den gebürtigen Wiesbadener der vorläufige Karriere-Höhepunkt. Auch in der Saison 2015 startete Rosberg an der Seite Hamiltons bei Mercedes AMG.

Anders als 2014 verlor Rosberg von Beginn an Boden auf seinen britischen Teamkollegen. Da konnten auch die drei Siege in Spanien, Monaco und Österreich nicht mehr viel retten. Spätestens nach seinem Motorschaden in Italien war klar, dass Hamilton die Nase vorn hat und erneut den Titel holen wird. Doch nachdem der verlorene Titelkampf beim US-GP besiegelt wurde, wuchs der Deutsche zu einer unglaublichen Form und gewann die letzten drei Rennen klar vor dem Weltmeister. Für 2016 macht das Hoffnungen auf einen spannenderen Zweikampf der beiden Mercedes-Piloten.