Die Piloten schießen vom Siegerpodest Fußbälle in die Zuschauer, auf der Strecke dominieren Farbkombinationen, die sonst nur in den Fußballstadien der Welt vertreten sind: Das Rot-Schwarz des AC Milan, schwarz-gelb für Borussia Dortmund, das Rot des FC Liverpool... Der schnellste Fußballclub der Welt wurde an diesem Wochenende auf dem Nürburgring gesucht und erst mit dem AC Milan, dann mit dem PSV Eindhoven gefunden.

Superleague Formula, das neue Konzept, das Top-Fußball und Top-Motorsport unter einen Hut bringen soll, feierte seine Deutschlandpremiere - leider noch vor reichlich leeren Rängen. Grundsätzlich ist die Idee durchaus attraktiv: 750-PS-Formel-Autos, optisch schon ein Hingucker, dazu mit tollem Sound aus klassischen 12-Zylinder-Motoren ausgestattet, viel Show rundherum, ein für wenig Geld zugängliches Fahrerlager, interessantes Qualifying- und Rennformat, Teams und Autos in den Vereinsfarben zur bestmöglichen Identifikation...

Bei den vielen Serien, die derzeit im Motorsport bereits unterhalb der alles dominierenden Formel 1 existieren, suchten die Superleague-Organisatoren um Alex Andreu und Robin Webb eine spezielle Nische. Sie wollen mit den Fußballfans eine ganz neue Klientel an die Rennstrecken holen - und aus der Fußballwelt vor allem auch ganz neue Sponsoren anlocken, die die Rennen mit ihrer einen Million Preisgeld pro Wochenende finanzieren sollen.

Die neue Serie setzt auf die Anziehungskraft der Fußballclubs., Foto: Superleague Formula
Die neue Serie setzt auf die Anziehungskraft der Fußballclubs., Foto: Superleague Formula

In einigen Ländern, etwa in Italien oder in Brasilien, scheint der Transfer auch schon zu funktionieren, zeigen die Fans und auch die Clubs selbst Interesse an und Identifikation mit der neuen Serie. "Als ich im Winter in Italien getestet habe, wurde ich prompt von AS Roma-Fans ein bisschen dumm angemacht'', grinst Robert Dornboos, der die Farben des AC Milan vertritt und das erste Rennen am Nürburgring souverän gewann. Der ehemalige Formel-1-Pilot aus den Niederlanden gibt dem Konzept durchaus eine Zukunft: "Gerade weil das Marketing für die Serie schon auf sehr hohem Niveau ist - an der Technik und der Durchführung gibt es sicher noch einiges zu feilen, aber das ist ja auch erst unser zweites Rennwochenende hier."

Dass die Autos doch noch sehr anfällig sind, es hin und wieder nicht einmal bis an den Start schaffen, dass etwa Borussia Dortmund ausgerechnet zu Hause beim zweiten Rennen gar nicht mehr an den Start gehen kann, weil die notorischen Motorprobleme des kompletten Wochenendes nicht mehr zu beheben sind, ist sicher kein Ruhmesblatt... Andererseits sollte man der Serie da schon noch ein bisschen Zeit geben: Wenn man bedenkt, wie lange etwa die GP2 schon an solchen Problemen herumdoktert, besteht für die Superleague durchaus Hoffnung, das schneller in den Griff zu bekommen.

Auch im Marketing passieren noch Pannen: Dass in der Werbung für das Nürburgring-Wochenende wochenlang von Eintrittspreisen um die 45 Euro die Rede war und man erst zwei Wochen vor dem Event zu der Erkenntnis kam, dass es vielleicht besser sei, die Fans doch lieber erst einmal mit freiem Eintritt anzulocken, war so eine - die ganz wenigen Fans, die ihren Weg in die kalte Eifel fanden, waren der Beweis.

"Wenn es im nächsten Jahr bei uns in Brasilien ein Rennen geben sollte, dann kommen ganz sicher eine Menge Leute", ist Andrés Sanchez, der Präsident des brasilianischen Top-Club SC Corinthians aus Sao Paulo überzeugt. Er glaubt an das Konzept - und investiert in das Gehalt eines Top-Piloten: Antonio Pizzonia, einst für Williams-BMW in der Formel 1 unterwegs, ließ für den Superleague-Einsatz sogar ein Wochenende in der durchaus lukrativen brasilianischen Stockcar-Serie sausen: "Hier verdiene ich mehr!"

Der BVB verzichtete auf Christian Danner., Foto: Superleague Formula
Der BVB verzichtete auf Christian Danner., Foto: Superleague Formula

Beim deutschen Vertreter Borussia Dortmund ist man da wohl noch nicht so weit - der mögliche Einsatz des Ex-Formel-1-Piloten Christian Danner, der der Serie und vor allem dem Club sicher einen deutlich größeren PR-Schub gegeben hätte als der des ziemlich unbekannten Franzosen Nelson Philippe, scheiterte am Geld.

Peter Zakowski, Teamchef des deutschen Zakspeed-Teams, das ja nicht nur das Dortmund-Auto, sondern auch das des in der Meisterschaft führenden Pekinger Clubs Beijing Gu´Aon einsetzt, sieht im Zakspeed-Engagement in der Superleague "erst einmal eine Herausforderung für uns - die Chance zu einem Wiedereinstieg in den Formelsport, in dem wir ja früher etwa in der Formel 3 schon stark vertreten waren."

Für die Zukunft der Serie ist er vorsichtig optimistisch: "Ich habe schon vieles im Rennsport gesehen, wer kann heute in der gesamten wirtschaftlichen Situation noch sagen, wie sich was entwickelt. Aber an sich sind die Fußballclubs schon begeistert - und ich denke schon, dass da wirklich Potenzial vorhanden ist, Massen zu bewegen. Die Frage ist, wie gut und wie schnell es gelingt, diesen Link tatsächlich herzustellen. Das muss man noch ein bisschen abwarten. Ob das Produkt die Zeit hat, sich so zu entwickeln, das wird erst die Zeit zeigen."