Drei von vier Weltmeistern im Rahmen der WorldSuperbikes wurden am letzten Wochenende beim Finallauf in Portimao gekrönt. Lediglich Xavier Simeon hatte schon als Superstock 1000-Champion festgestanden. Ben Spies, Cal Crutchlow und Gino Rea mussten sich ihre Titel in den einzelnen Klassen mit unterschiedlich schweren Voraussetzungen erst am letzten Saison-Wochenende erkämpfen.

Ben Spies zeigte der Konkurrenz oft das Heck., Foto: Thomas Börner
Ben Spies zeigte der Konkurrenz oft das Heck., Foto: Thomas Börner

Die eigentlich schlechtesten Karten auf die WM-Krone hatte Superbiker Ben Spies, da er mit zehn Punkten Rückstand auf Noriyuki Haga in Portugal angereist war. Doch der US-Amerikaner behielt die Nerven und holte in seinem Rookie-Jahr den Titel. Er wurde damit erster Fahrerweltmeister auf einer Yamaha. Seit dem Bestehen dieser Serie im Jahre 1988 war das noch keinem vor ihm gelungen. So recht fassen konnte der frisch gebackene Champion sein Glück nicht. "Ich muss mich bei Yamaha bedanken, dass sie mir das Bike gaben, welches ich zum Gewinnen brauchte", sagte er brav und bescheiden. "Wir hatten ein wirklich tolles erstes Rennen und im zweiten Lauf taten wir, was wir tun mussten, um zu siegen. Es war alles ziemlich schwer unter Kontrolle zu halten, da die Pace sehr schnell war."

Spies wollte sich in diesem entscheidenden letzten Rennen aus allen Scharmützeln heraus halten. "Ich sah, dass ich ein paar Fahrer hinter mir hatte und ich wusste, dass wenn Nori gewinnen würde, ich mindestens Sechster werden müsste", erläuterte er im Nachhinein seine Strategie. "Und dort lag ich auch und versuchte, eine kleine Lücke entstehen zu lassen und mich aus dem Ärger herauszuhalten. Max [Biaggi] kam ein paar mal innen bei mir durch und ging danach weit, was wirklich total durchgeknallt war." Der Aprilia-Pilot schoss immer wieder quer über die Piste, musste weit gehen und die asphaltierten Auslaufzonen benutzen. Klar, dass Spies dabei nervös wurde, da es genau vor seiner Nase passierte.

Eine Weile versuchte Biaggi auch sich noch gegen Spies zu wehren. "Darum nahm ich ihn mir vor und ging vorbei und konnte dann ein paar schöne schnelle Runden am Ende drehen", sagte Spies noch relativ nüchtern. "Es ist ein atemberaubender Tag und ich kann diesen Jungs, die hinter mir stehen, gar nicht genug danken. Es war unglaublich, dies für Yamaha zu tun. Und dann gerade auch noch in meinem ersten Jahr hier. Ich glaube nicht, dass ich schon realisiert habe, was gerade passiert, aber ich bin mir sicher, dass mir das in ein paar Tagen bewusst wird!"

Cal Crutchlow realisiert, dass er den Titel gewonnen hat., Foto: Thomas Börner
Cal Crutchlow realisiert, dass er den Titel gewonnen hat., Foto: Thomas Börner

Der dritte Titel für Yamaha am selben Tag: Cal Crutchlow

Für den Supersport WM-Leader und jetzt Weltmeister Cal Crutchlow waren die Voraussetzungen zum erfolgreichen Titel an jenem Wochenende besser als die von Spies. Denn er war mit 19 Punkten Vorsprung auf den Iren Eugene Laverty nach Portugal gekommen. Im Rennen machte der Yamaha-Pilot auf Sicherheit. "Der vierte Platz ist meine schlechteste Platzierung in diesem Jahr! Ich war zwar offensichtlich ein paar Mal nicht im Ziel, aber wenn ich ankam, dann war der vierte Platz das Schlechteste", ärgerte er sich doch ein wenig, dass er das Podium verpasste.

Doch unnötige Risiken wollte der Brite auch nicht eingehen. "Ich wollte es einfach nur nach Hause bringen. Ich musste auf Eugene keinen Druck machen. Er ist das ganze Wochenende über sehr gut gefahren und hat den Druck auf mich gemacht", lobte er den Sieger des Finallaufes. "Ich wollte nicht in irgendwelche Kämpfe verwickelt werden. Ich folgte am Start Kenan [Sofuoglu], aber seine Pace war einfach zu schnell und ich ließ ihn fahren. Ich ließ dann noch Gary [McCoy] vorbei und klemmte mich hinter ihn und ließ ihn mich heim ziehen. Darum auch danke an ihn!"

Simeon holte den Titel bereits in Frankreich., Foto: Ducati
Simeon holte den Titel bereits in Frankreich., Foto: Ducati

Am Ende stand dann aber der Titel für Crutchlow und auch er wusste noch nicht so recht, was er sagen sollte. "Es war eine harte Saison, aber allen Respekt an Yamaha! Sie haben einen fantastischen Job gemacht. Ich bin begeistert! Ich möchte dem ganzen Team und allen Sponsoren für ihre Unterstützung danken, meiner Familie, meinem Dad und meiner Mum und meiner Freundin Lucy, die es mit mir aushält."

Simeon bestätigt Titel

Xavier Simeon hatte den Titel im Stocksport 1000 Cup bereits in Magny Cours gewonnen, doch untermauerte er dies beim Finale mit seinem fünften Saisonsieg ein weiteres Mal. "Es war kein einfaches Rennen, da sich Corti als ein verdammt schnelle Gegner herausstellte und keine Sekunde Luft holte", kommentierte der Belgier die harten Zweikämpfe mit dem Italiener Claudio Corti. "Die Änderungen, die wir im Warmup gemacht hatten, zahlten sich aus, da sich das Bike sehr verbessert hatte und ich das ganze Rennen über alles geben konnte. In der vorletzten Runde pushte ich noch mal am Limit und holte den Rundenrekord. Darauf hatte ich gehofft, denn ich wollte diese unglaubliche Saison bestmöglich abschließen."

Gino Rea flog in den Fahrerlagerpool. Später folgte die Yamaha-Truppe von Spies., Foto: Thomas Börner
Gino Rea flog in den Fahrerlagerpool. Später folgte die Yamaha-Truppe von Spies., Foto: Thomas Börner

Da der Ducati-Nachwuchspilot seinen Gefühlen bereits in Frankreich freien Lauf gelassen hatte, fasste er seine Saison noch einmal statistisch zusammen. "Mit fünf Siegen, fünf zweiten Plätzen und vier schnellsten Runden denke ich, dass ich den Titel verdiene. Eine unglaubliche Freude, die ich mit dem ganzen Team, mit Ducati und meiner Familie teile."

Stocksport 600-Cup wird von Gino Rea gewonnen

Der Stocksport 600 Cup war rein von den Möglichkeiten der Champions die spannendste Meisterschaft dieses Finalwochenendes. Noch drei Piloten konnten Weltmeister werden, der Dritte der Meisterschaft lag nur sieben Zähler hinter dem Führenden. Doch Gino Rea, der in der besten Ausgangslage nach Portugal gekommen war, behauptete seine Tabellenführung und wurde am Ende zum Meister gekrönt. ""Es ist ein unglaubliches Gefühl, Champion zu sein", sagte er. "Ich habe dieses Jahr wirklich eine höhere Aufgabe gehabt und ich bin so gut gefahren wie noch nie. Als ich hier her kam wusste ich nicht, ob es möglich sein würde, den Titel zu gewinnen. Ich war der Einzige der Top-Jungs, der hier noch nicht getestet hatte."