Alle Zeichen zurück auf Anfang! Honda steht in der Superbike-WM 2017 vor einem großen Umbruch. Ein Umbruch, der schon auf kurze Sicht eine neue goldenen Ära für die Japaner in der WSBK einläuten soll. Die Serien-Fireblade wurde komplett überarbeitet und stellt somit nun die Basis dar für ein komplett neues Motorrad in Superbike-WM. Auf der Fahrerseite holte man sich mit Stefan Bradl einen zweiten Hochkaräter ins Team, dazu steigt Red Bull als Hauptsponsor ein.

Die einzigen Konstanten im Team sind damit Ex-MotoGP-Weltmeister Nicky Hayden, der schon im vergangenen Jahr die WSBK-Honda bewegen durfte, sowie der Rennstall von Ronald ten Kate als Einsatzteam. Alles andere ist bei Honda komplett neu und bedarf daher einiger Eingewöhnungszeit. Vor dem Europa-Auftakt Anfang April im Motorland Aragon darf man daher nicht damit rechnen, dass Bradl und Hayden groß Bäume ausreißen werden. Diese Eingewöhnungszeit fordert auch Bradl.

Stefan Bradl und Nicky Hayden präsentieren die neue WSBK-Honda (18:54 Min.)

Die Zeit läuft gegen Honda

"Ich hoffe, dass wir die ersten zwei Wochenenden einigermaßen gut über die Bühne bringen, sprich das Ziel wird sein, irgendwie unter die Top-8 oder Top-6 zu fahren. Dann hoffen wir, für Aragon das Upgrade 17.1 zu kriegen, was das Motorrad besser machen soll. So lautet zumindest der Fahrplan", erklärt Bradl. Damit wähnt man sich für die ersten beiden Stationen auf Phillip Island und in Buriram noch nicht auf Augenhöhe mit der Konkurrenz.

Diesen Eindruck bestätigte auch ein Blick auf die jüngsten Testfahrten in Jerez und Portimao. Dort fehlten Bradl und Hayden jeweils über eine Sekunde auf die Spitzenfahrer, die auch in diesem Fall aus den Lagern von Kawasaki und Ducati kamen. Daher macht sich auch Bradls Teamkollege Hayden nichts vor: "Ich hoffe, beim nächsten Test auf Phillip Island einen Schritt nach vorne machen zu können. Im Moment kann man nicht sagen, dass das Bike besser ist als das vom letzten Jahr."

Bradl: Superbike-WM 2017 noch breiter an der Spitze

Ein schneller Fortschritt ist auch bitter nötig für Bradl und sein neues Team. Kawasaki ist auch mit der neuen Ninja ZX-10RR sofort vorne dabei, die Ducati Panigale wird von Jahr zu Jahr stärker, und auch Aprilia ist mit einem Werkseinsatz wieder zurück. Nicht vergessen sollte man auch Yamaha, die jetzt im zweiten Jahr mit der neuen R1 auf die Erfahrungen aus der Saison 2016 zurückgreifen können. Diese Entwicklungen machen es Honda nicht unbedingt einfacher, die eigenen gesteckten Ziele zu erfüllen.

"Kawasaki und Ducati sind die Gegner, die es zu schlagen gilt. Sie haben das Level einfach momentan und Aprilia wird auch stark sein. Ich glaube, 2017 wird eine größere Herausforderung als 2016, das ist zumindest meine Einschätzung. Denn Aprilia ist zurück, Ducati setzt auf einen guten zweiten Fahrer, Melandri wird stark sein...", zählt Bradl auf. Der Deutsche rechnet also schon damit, auch in der WSBK 2017 zunächst einmal keine große Rolle zu spielen. Doch mit zunehmender Dauer setzt man darauf, dass sich alles immer besser einspielt und damit auch das volle Potenzial der Honda abgerufen werden kann.

Bradl visiert Erfolge ab Saisonmitte an

Schrittweise Updates über das Jahr verteilt sollen Bradl und Hayden immer näher an die Weltspitze heran bringen. Der Durchbruch soll in Aragon gelingen. "Step by step kommen sicher auch Teile für den Motor. Da bin ich mir sicher, weil Cosworth beim Tuning erst am Anfang steht, das wird der nächste Schritt sein. Und ja, step by step werden wir auch für das Chassis und die Elektronik neue Teile bekommen für den Europa-Auftakt", legt Bradl seine Hoffnungen in das große Update, das im April kommen soll.

"Mitte des Jahres hoffe ich, dass wir dann vorne dabei sind", kündigt Bradl an. Unterm Strich soll also der Erfolg stehen, doch mit dem ganz großen Wurf rechnet man für 2017 noch nicht. "Ich glaube, dass wir im ersten Jahr schon sagen können, dass wir um Titel nicht mitfahren werden.", schätzt Bradl realistisch ein. Immerhin steht alles auf Anfang: Bradls zweite Karriere und das neue Motorrad bei Honda. Es liegt nun an beiden Seiten, etwas daraus zu machen.