Es sollte ein ganz besonderer Tag für Nicky Hayden werden. Zum ersten Mal testete der 34-Jährige die Honda CBR1000RR SP auf der Strecke im spanischen Aragon. Doch für spanische Verhältnisse war das Wetter eine Katastrophe. "Das Wetter hat uns heute überhaupt nicht geholfen", fasst Hayden zusammen. "Es war ein bisschen nass. Naja, eigentlich eher neblig. Man konnte kaum etwas sehen." Kein optimaler Start in die WSBK-Karriere! "Am Nachmittag sind wir dann aber mit Regenreifen gestartet und haben ein paar Runs probiert, um ein Gefühl zu bekommen und den Lenker einzustellen."

Viel Zeit bleibt beim schlechten Wetter dafür allerdings nicht. "Ich habe aufgeschaut und gefragt, wie spät ist es ist und sie haben gesagt: "Noch zwölf Minuten!" Wir haben 20 oder 25 Runden auf vier Runs verteilt geschafft, also haben wir einen Anfang. Es ist zwar noch viel zu tun, aber irgendwo müssen wir ja anfangen", schätzt Hayden realistisch ein. Der größte Unterschied für das "Kentucky Kid" sind die Reifen. "Die Reifen sind anders. Ich habe mit dem Regen-Vorderreifen angefangen, das war ein ziemlich komisches Gefühl", grinst Hayden. "Aber sobald wir die Slicks aufgezogen haben, war alles bestens. Ich muss nur versuchen, sie zu verstehen."

Die Strecke in Aragon kennt Nicky Hayden noch aus der MotoGP, Foto: Honda
Die Strecke in Aragon kennt Nicky Hayden noch aus der MotoGP, Foto: Honda

Gewohnt und ungewohnt

"Die Bremsen sind ein bisschen anders, die Elektronik jedoch ziemlich. Ich bin neu im Team und eine ziemlich neue Umgebung, deshalb muss ich alles erst verstehen und das Limit des Bikes finden", fasst die MotoGP-Legende die Ziele für die nächste Saison zusammen. "Ich kann sagen, dass die Elektronik - zumindest auf dem Papier - viel fortgeschrittener sind als die, die ich in diesem Jahr mit der Open-Maschine verwendet habe. Zumindest, was die Möglichkeiten angeht", relativiert der Amerikaner. "Man hat verschiedene Optionen, die man feinabstimmen kann. Es hat sich fast so angefühlt wie damals, als ich bei Ducati in der MotoGP war."

Ein paar Punkte hat Hayden in der kurzen Zeit schon gefunden, die es zu verbessern gilt. "Im Moment bin ich beim Bremsen noch nicht am Limit, was den Vorderreifen angeht. Ich verwende die Front nicht bis zum Äußersten und das wird wahrscheinlich ein Problem für den Hinterreifen. Ich habe ein Gefühl und mit meinem Fahrstil kann ich den Hinterreifen besser verstehen als die Front - ich bin ein Dirt Tracker", lacht der 34-Jährige. "Ich brauche etwas mehr Zeit, um das Vorderrad zu verstehen. Darauf wird mein Hauptaugenmerk liegen."

Vorteile aus der Vergangenheit

Doch für den Amerikaner ist es nicht das erste Mal in der Superbike-Szene. Bereits 2002 fuhr Hayden in der AMA Superbike-Serie. "Es war nicht mein erstes Mal, aber das erste Mal seit 13 Jahren! Damals habe ich eine Twin RC51 gefahren, das war ein komplett anderes Motorrad und ganz andere Reifen", so der MotoGP-Weltmeister des Jahres 2006. "Das ist sehr lange her und ich erinnere mich kaum noch, aber sicher hoffe ich, dass der Wechsel für mich leichter ist, als für jemanden, der mit 125ern und 250ern aufgewachsen ist. Ich kenne Vier-Zylinder."

Auch die Arbeit mit dem Team lief für Hayden trotz des Wetters zufriedenstellend. "Wir konnten zwar nicht den ganzen Tag arbeiten, aber die Kommunikation läuft bestens. Jeder spricht sehr gutes Englisch und das ist immer eine große Hilfe", stellt der Amerikaner fest. "Auch für meinen Crewchief ist es ein neues Bike, deshalb muss er das Motorrad und den Fahrer kennenlernen." Erleichternd für Haydens Einstieg in die Superbikes ist die Test-Strecke. Die MotoGP gastiert ebenfalls im Motorland Aragon. "Das hilft natürlich sehr", erklärt der 34-Jährige. "Ich habe heute genug gelernt. Ich will nicht auch noch die Strecke lernen müssen, gerade so eine Schwere mit blinden Kurven und so. Ich war hier vor nicht allzu langer Zeit mit der MotoGP-Maschine, vor vier oder fünf Rennen, deshalb kenne ich die Strecke."