Das Warten hat ein Ende: Exakt 117 Tage nach dem Saisonfinale der Superbike-Weltmeisterschaft in Jerez heulen die Motoren der 1000ccm-Maschinen auf der australischen Phillip Island wieder auf. Die vor der Südküste des Bundesstaates Victoria gelegene Traditionsstrecke eröffnet dabei standesgemäß mit zwei Rennen am Sonntag, bevor die Weltmeisterschaft jedoch eine knapp zweimonatige Pause einlegt, ehe es Mitte April im spanischen Motorland Aragon weitergeht.

Superbike auf den Spuren der MotoGP

Die Saison 2014 wartet in der Superbike-WM mit einigen Neuerungen auf. Dabei war die Dorna als Organisator bemüht, den Wettbewerb näher an die 'große Schwester' MotoGP heranzuführen. Statt bisher zwei freien Trainings darf nun vier Mal frei getestet werden, zudem besteht der Qualifikationslauf 'Superpole' wie auch das Qualifying in der MotoGP nun aus zwei Durchgängen. Die schnellsten zehn der ersten drei Trainings starten dabei direkt in der Superpole zwei, während der Rest im ersten Durchgang zwei weitere Plätze in der Schlussqualifikation ausfährt. Die zwei Qualifikationstrainings an Freitag und Samstag fallen hingegen weg, die Superpole selbst wird um einen Durchgang verkürzt.

Zudem führte die Dorna die neue EVO-Klasse ein, die als Pendant zur CRT-Klasse der MotoGP zu sehen ist. Teilnehmer der EVO-Klasse treten dabei auf Straßen-Maschinen basierenden Supertock-Bikes gegeneinander an, während wie bisher weiter auch 'reinrassige' Superbikes die Spitze des Feldes bilden.

David Salom startet für Kawasaki in der neuen EVO-Klasse der Superbike, Foto: Kawasaki Racing Team
David Salom startet für Kawasaki in der neuen EVO-Klasse der Superbike, Foto: Kawasaki Racing Team

Für die EVO-Bikes herrschen per Reglement strikte Vorgaben hinsichtlich Chassis und Motor, der ähnlich der Antriebsaggregate der Superstock-Maschinen ist. Starten in dieser Saison noch lediglich zehn Maschinen mit EVO-Spezifikation, wird diese ab 2015 für alle Wettbewerber Pflicht, um die Kosten drastisch zu senken.

Auch aus diesem Grund startet beispielsweise Kawasaki, Team des amtierenden Weltmeisters Tom Sykes, mit einer zusätzlichen EVO-Maschine in der integrierten Klasse. Der Spanier David Salom soll die Ninja ZX10R bereits auf ein brauchbares Niveau entwickeln, um die Umstellung im kommenden Jahr so einfach wie möglich zu gestalten.

Pirelli liefert Spezialreifen

Um die EVO-klassifizierten Maschinen gegenüber den 'reinrassigen' Superbikes nicht allzu weit ins Hintertreffen geraten zu lassen, arbeitet Reifenhersteller Pirelli an speziellen Reifenmischungen für erstere, um die Kluft innerhalb des Feldes so niedrig wie möglich zu halten. Diese verfügen dabei über mehr Grip, weisen zudem eine höhere Haltbarkeit auf und sollen für eine bestmögliche Homogenität sorgen.

Das Starterfeld 2014

Mit 26 Stamm-Startern ist das Feld der Superbike auch aufgrund der Einführung der EVO-Klasse gegenüber dem Vorjahr deutlich angewachsen. Mit dem Einstieg von Supersport-Meisterteam Yakhnich Motorsports sowie auch des amerikanischen Rennstalls Hero EBR kämpfen nicht weniger als neun verschiedene Hersteller um Siege und Punkte.

Tom Sykes ist auch 2014 wieder der Mann, des es für den Titel zu schlagen gilt, Foto: Kawasaki Racing Team
Tom Sykes ist auch 2014 wieder der Mann, des es für den Titel zu schlagen gilt, Foto: Kawasaki Racing Team

Da es aufgrund zahlreicher Verletzungen 2013 oft zu zahlreichen Wildcard-Einsätzen, die nicht selten bei Zielankunft auch Punkte garantierten, steigert das größere Starterfeld das Niveau der Rennserie deutlich. Aushängeschild der Meisterschaft ist ohne Zweifel Weltmeister Tom Sykes, der zusammen mit Loris Baz auf Kawasaki ein schlagkräftiges Duo bildet. In Australien gelang Sykes bisher jedoch lediglich ein Podium in seiner Karriere.

Auch Aprilia ist mit dem WM-Dritten 2013 Sylvain Guintoli sowie Marco Melandri ausgezeichnet aufgestellt, dominierte zudem im Vorjahr mit zwei Erfolgen beim Saisonauftakt in 'Down Under'. Allerdings leiden sowohl Gunitoli als auch Melandri noch an den Nachwehen starker Verletzungen an Schulter respektive Knöchel. Pata Honda mit Jonathan Rea und Leon Haslam, Ducati mit Chaz Davies und Davide Giugliano sowie Suzuki mit Alex Lowes und Vizeweltmeister Eugene Laverty runden ein Quintett an starken Teams ab, die direkt auf Phillip Island die Sieger unter sich ausmachen sollten.

Die Strecke

Bereits zum 24. Mal trägt die Superbike-WM einen offiziellen Meisterschaftslauf auf dem Victorian Circuit von Phillip Island aus, der wie auch in der MotoGP die größten Durchschnittsgeschwindigkeiten des Jahres im Rennen aufweist. Die permanente Rennstrecke ist knapp viereinhalb Kilometer lang und verfügt über ein schnelles und äußerst flüssiges Layout. Nach einer kompletten Neuasphaltierung des Kurses Ende des Jahres 2012 wurde die Strecke trotz nur zweier mittellanger Geraden sogar noch schneller, allerdings auch beanspruchender für die Reifen, wie der 'Skandal' beim MotoGP-Wochenende 2013 eindrucksvoll bewies.

Supersport verspricht Spannung

Trotz des Abgangs von Meister Sam Lowes in die Moto2-Klasse der MotoGP verspricht die Supersport-Saison 2014 Aufregung und Dramatik. Den Titel des Topfavorit erbt standesgemäß Vize-Weltmeister Kenan Sofuoglu, der im Vorjahr trotz teils überragender Resultate gegen den konstant nahezu fehlerfreien Lowes den Kürzeren zog.

Vizeweltmeister Kenan Sofuoglu ist der Topfavorit in der Supersport 2014, Foto: WorldSBK.com
Vizeweltmeister Kenan Sofuoglu ist der Topfavorit in der Supersport 2014, Foto: WorldSBK.com

Zu den härtesten Gegnern des MAHI Racing Team India sollten bereits ab dem Saisonauftakt in Australien Yakhnich Motorsport-Pilot Jules Cluzel gehören, der zusammen mit Vladimir Leonov für den russischen Rennstall an den Start geht. Auch das PATA Honda-Duo Lorenzo Zanetti und Michael van der Mark haben einen Angriff auf die Spitze im Visier ebenso wie die Kawasaki-Piloten Florian Marino und Patrick Jacobsen.

Auch in der Supersport-Meisterschaft herrschen 2014 neue technische Vorschriften. So sind ab dieser Saison nur noch sechs Motoren pro Jahr und Fahrer erlaubt. Dazu darf das Getriebe nur mit einer Option betrieben werden. Wie die Moto2- und Moto3-Klassen der MotoGP absolvieren die Supersport-Piloten zwei Freie Trainings am Freitag, ein weiteres Freies Training sowie eine Qualifikation am Samstag und das Rennen am Sonntag.