Rennwochenende 13 von 14 ist geschafft. Langsam aber sicher wirken Fahrer und Beteiligte in der Superbike regelrecht rennmüde. Besonders nach dem Direktflug von Laguna Seca ins verregnete Frankreich schienen viele schon am Freitag die Nase voll zu haben. Doch immerhin naht nicht nur das Ende, sondern ein grandioser Showdown in Jerez. Magny-Cours gab bereits einen ersten Vorgeschmack und sollte Tom Sykes sich nicht mit dem Technikteufel verbündet haben oder wie manch andere beim Fahrradfahren zu Hause stürzen, dann hat er den Titel, den er im letzten Jahr um einen halben Punkt verlor, so gut wie in der Tasche.

Neben Sylvain Barrier als Superstock1000-Meister, krönte sich an diesem Wochenende aber noch ein weiterer Pilot zum Champion. Sam Lowes, der schon in der Türkei den Sack hätte zumachen können, fuhr die notwendigen Punkte endlich nach Hause und beglückte seine Russen. Die Supersportler sollten im Vergleich zu den WSBK-Piloten auch etwas ausgeschlafener gewesen sein, zumindest konnten sie sich den Back-to-Back-Trip nach Amerika ersparen. Lowes erlebte trotzdem schlaflose Nächte. Zwei Punkte sind für einen, der um jeden Preis gewinnen will, kein Kinderspiel. Schon gar nicht in einem so hochklassigen, hart umkämpften Starterfeld.

Sam Lowes feierte endlich den lang ersehnten Titel, Foto: Yakhnich Motorsport Team
Sam Lowes feierte endlich den lang ersehnten Titel, Foto: Yakhnich Motorsport Team

Pechvogel des Wochenendes:

Die Lokalmatadoren waren wahrlich nicht vom Glück geküsst. Loris Baz musste schon im Vorfeld das Rennwochenende in der Heimat absagen, war aber zumindest da, um mit seinem STK-Kumpel Jeremy Guarnoni Party zu machen. Jules Cluzel stürzte in beiden Rennen. Florian Marino brach sich in der Qualifikation der Supersport schon am Freitag die Hand und musste ebenso zusehen. Der einzige Franzose, der richtig gut aufgelegt war, wurde im ersten Lauf aus dem Rennen gekegelt. Vincent Philippe, der für Leon Camier auf Suzuki einsprang, hatte einmal so richtig Pech. Auch Michele Pirro zeigte beim ersten Panigale-Auftritt eine starke Leistung, schied im zweiten Rennen aber unglücklicherweise aus.

Abräumer des Wochenendes:

Damit kommen wir direkt zum Abräumer - und heute im doppelten Sinne. Toni Elias bremste im harten Kampf gegen Philippe etwas spät, rutschte dadurch weg und riss den Franzosen mit sich aus dem Rennen. Wäre das nur ein Rennunfall gewesen, hätte sich wohl kaum jemand beschweren können. Da Elias danach aber wie eine Furie auf den Suzuki-Mann losging, hatte die Crew durchaus Grund zur Aufregung. Aber keine Panik, es ist ja zumindest niemandem etwas passiert.

Richtig abgeräumt - im eigentlichen Sinne - hat mal wieder Tom Sykes. Die Aprilia-Jungs konnten einfach nichts gegen den schnellen Briten und seine ZX-10R ausrichten, was sich im zweiten Rennen noch etwas mehr zeigte. Da kümmerten sich Eugene Laverty und Sylvain Guintoli lieber darum, sich selbst aus dem Weg zu räumen. Glück für Sykes und gleichzeitig Pech für ihn, weil beiden die guten Plätze durch den Rennabbruch kurioserweise noch zugesprochen bekamen.

Tom Sykes räumte eigentlich so ziemlich alles ab. Deshalb beschwerte er sich wohl auch nicht weiter über den Rennabbruch, Foto: Kawasaki
Tom Sykes räumte eigentlich so ziemlich alles ab. Deshalb beschwerte er sich wohl auch nicht weiter über den Rennabbruch, Foto: Kawasaki

Kämpfer des Wochenendes:

Gekämpft haben an diesem Wochenende eigentlich alle - vorrangig gegen den Jetlag. Aber auch in den Rennen und das wurde bei Laverty und Guintoli am deutlichsten. Die beiden schenkten sich im zweiten Lauf wirklich nichts und gaben für vereinzelte Punkte wirklich alles. Fast vorauszusehen war allerdings, dass dieser Fight - besonders dank des einsetzenden Regens - mit Tränen enden würde. Und nein, keine Tränen der Freude. Beide behielten zwar am Ende die Ruhe, allerdings sah man Laverty und Guintoli nach den Rennen an, wie fertig sie waren. Besonders Guintoli war an seiner Schulter erneut schwer angeschlagen. Aber zum Glück gibt es im Motorradsport keine Teamorder, sonst wäre das Rennen nur halb so spannend gewesen.

Überraschung des Wochenendes:

Überraschung Nummer eins war Philippe. Dass der Pilot, der ursprünglich aus der Langstreckenmeisterschaft kommt, den Kurs kennt, wusste jeder. Dass er aber so konstant mithalten konnte, war wirklich eine starke Leistung. Zweite Überraschung war die Rennleitung, die den zweiten Lauf aufgrund des Regens mit roter Flagge abbrechen ließ. Dabei besagen die neuen Regeln eigentlich, dass es keine Rennabbrüche wegen derartiger Bedingungen gibt, sondern dass dann jeder Fahrer die Möglichkeit hat zur Box zu fahren und seine Reifen zu wechseln, um danach direkt dort weiterzumachen, wo er aufgehört hatte.

Die Entscheidung war natürlich besonders mies für Sykes, der - hätten beide Aprilia-Piloten ihre Plätze nicht zurückbekommen - schon frühzeitig und sehr überraschend den Titel nach Hause gebracht hätte. Schlussendlich war die Entscheidung aber wohl am vernünftigsten, denn keiner der Piloten wäre wegen einer Runde im harten Endkampf in die Box gefahren und auf Nummer Sicher gegangen.

Bonus des Wochenendes:

Absoluter Bonus waren die französischen Fans. Dass Italiener und Spanier als etwas durchgeknallt gelten, wenn es um Motorradrennen geht, ist hinlänglich bekannt. Aber dass auch Franzosen derartig enthusiastisch sind, war kaum zu glauben. Insgesamt strömten 73.844 Fans an die ehemalige Formel-1-Strecke und ließen es dort so richtig knallen. Zum einen zündeten sie schon am Samstagabend ein gewaltiges Feuerwerk, zum anderen unterstützten sie ihre Lokalhelden maßlos. Besonders Guintoli zählt, obwohl der sich längst England als Wahlheimat ausgesucht hat, zu den Favoriten. Vive la France.