Wegen der Wetterbedingungen reduzierte sich das Geschehen auf der Strecke weitgehend auf die Superpole-Qualifikation am Nachmittag. Damit verlor die Mannschaft wertvolle Trainingszeit. Die beiden Werksfahrer Marco Melandri und Chaz Davies belegten in der Superpole die Plätze sieben und acht. Damit werden sie bei der morgigen Türkei-Premiere der FIM Superbike-Weltmeisterschaft aus der dritten Reihe starten. Im Istanbul Park wird die elfte Runde der Saison 2013 ausgetragen.

Im zweiten Qualifikationstraining am Morgen regnete es, und Marco und Chaz entschieden sich wie die meisten anderen Fahrer auch, nicht auf die Strecke zu gehen. Das darauffolgende freie Training der Supersport-Klasse musste wegen einer großen Menge Öls auf der Strecke abgebrochen werden. Die Reinigungsarbeiten nahmen rund eine Stunde in Anspruch. Das freie Training der Superbike-Klasse am Mittag startete dennoch pünktlich. Es hatte aufgehört zu regnen, doch die Strecke war nach wie vor nass. Das BMW Duo verbrachte auch den größten Teil dieser Session in der Garage und wartete darauf, dass der Belag abtrocknete. Beide Fahrer gingen mit ihren BMW S 1000 RRs nur kurz auf die Strecke.

Nachmittags war es sonnig, und zur Superpole war die Strecke wieder trocken. Sowohl Marco als auch Chaz fuhren zunächst mit Rennreifen. Chaz‘ Rundenzeit war gut genug, um direkt in die Superpole 2 einzuziehen, und er steuerte nach ein paar weiteren fliegenden Runden die box an. Marco war in seiner ersten Runde auf Bestzeit-Kurs, doch er stürzte im letzten Sektor. Er konnte weiterfahren und kehrte zur Box zurück. Bei noch sechs verbleibenden Minuten startete er seinen zweiten Versuch, erneut auf Rennreifen. Dieses Mal fuhr er die zweitschnellste Zeit der Session und zog ebenfalls in den nächsten Teil ein.

In der Superpole 2 war es Marco, dem ein Outing auf Rennreifen reichte, um die letzte und entscheidende Session zu erreichen. Chaz ging zweimal auf die Strecke, einmal mit Renn- und einmal mit Qualifikationsreifen, um sich für die Superpole 3 zu qualifizieren. Marco startete diesen Abschnitt auf seinem ersten Qualifikationsreifen, doch er kehrte umgehend zur Box zurück und ließ seinen anderen Qualifikationsreifen aufziehen. Damit fuhr er die siebtschnellste Zeit. Chaz ging erst fünf Minuten vor Schluss mit seinem verbleibenden Qualifikationsreifen auf die Strecke. Doch er wurde von einem defekten Sensor ausgebremst. Chaz qualifizierte sich für Rang acht, nur wenige Tausendstelsekunden hinter Marco.

Stimmen nach dem Qualifying

Marco Melandri: "Ich hatte mir ein besseres Resultat erwartet, denn auf Rennreifen waren wir recht schnell – sogar auf einer fliegenden Runde. Das haben wir in der Superpole 1 gesehen. Doch wir konnten die Zeit mit den Qualifikationsreifen nicht mehr unterbieten. Denn sobald wir diese aufzogen, wurde das Motorrad schwierig zu fahren. Aber ich bin für morgen optimistisch. Das Bike funktioniert mit Rennreifen besser, das ist also ein Vorteil. Es ist jedoch schwer vorherzusagen, was in den Rennen passieren wird. Wir haben zwei neue Reifentypen, und es ist wichtig, den Richtigen auszuwählen. Die Rennen werden sehr lang. Ich habe keine gute Startposition, und ich muss auf Angriff fahren. Um auf dieser Strecke schnell zu sein, braucht man einen runden und flüssigen Fahrstil – und genau den habe ich. Insgesamt bin ich also recht zuversichtlich."

Chaz Davies: "Heute Nachmittag war es endlich trocken, aber leider hatten wir nicht gerade viel Glück. Im ersten Teil der Superpole fehlte es mir hinten an Grip. Wir haben ein paar Änderungen vorgenommen und für die Superpole 2 einen anderen Reifen gewählt. Damit lief es wesentlich besser. Doch in der Superpole 3 habe ich sofort gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Ein Sensor im Schaltsystem war defekt, und ich musste die Kupplung benutzen. Deshalb konnte ich nicht so schnell fahren, wie ich wollte. Das bedeutete am Ende leider Startplatz acht. Wir haben definitiv nicht unser ganzes Potenzial gezeigt. Die erste Reihe wäre drin gewesen– oder ein vorderer Platz in der zweiten Reihe. Die morgigen Rennen werden recht interessant. Ich denke, dass viele Leute ein bisschen im Dunklen tappen. Ich schätze, dass bisher niemand eine volle Renndistanz gefahren ist. Zudem verändert sich die Strecke jedes Mal, wenn du rausgehst. Wir könnten morgen also mehr Grip haben, es könnte aber auch sein, dass die Reifen mehr beansprucht werden. Das Wichtigste ist, einen guten Start zu machen, und dann werden wir sehen."

Serafino Foti (Sportdirektor BMW Motorrad GoldBet SBK Team): "Wir sind mit der heutigen Superpole nicht zufrieden. Wir hatten ein besseres Ergebnis erwartet, entsprechend der Leistungen, die wir zuvor in den anderen Sessions gezeigt hatten. Leider konnte Marco die Qualifikationsreifen nicht optimal nutzen. Chaz hatte Pech mit einem Sensor und konnte seine Zeit nicht mehr verbessern. Nun haben wir nicht die besten Startpositionen. Wir fahren aus der dritten Reihe los, und das ist keine große Hilfe für unsere Piloten. Doch wir sind für die morgigen Rennen zuversichtlich. Beide Fahrer waren mit Rennreifen schnell unterwegs. Die Rennen werden für alle lang und schwierig. Es ist wichtig, einen guten Start zu machen und sich gleich um ein paar Positionen zu verbessern. Eines ist sicher: Wir werden morgen zwei interessante Rennen sehen."

Andrea Dosoli (Technischer Direktor BMW Motorrad GoldBet SBK Team): "Wir können mit dem heutigen Tag nicht zufrieden sein. Denn aufgrund des schlechten Wetters sind wir mit unserer Arbeit nicht so vorangekommen wie geplant. Wir konnten keine Einstellungsänderungen evaluieren, und wir konnten keine richtigen Reifentests machen, um unsere Reifenwahl für die Rennen zu treffen. Auch mit der Superpole sind wir nicht zufrieden. Chaz hatte ein Sensorproblem, das ihn etwas ausgebremst hat. Marco hatte auf Qualifikationsreifen mit massiven Vibrationen zu kämpfen. Deshalb konnte er damit keine schnelleren Rundenzeiten fahren als auf Rennreifen. Doch angesichts dessen, was wir in Sachen Rennpace gesehen haben, können wir morgen von unseren Fahrern gute Leistungen und Ergebnisse erwarten. Aus der dritten Reihe zu starten, ist natürlich keine Hilfe. Deshalb ist ein guter Start sehr wichtig, und auch daran werden wir morgen im Aufwärmtraining arbeiten."