Abgesehen von der Verletzung in Aragon und einigen Stürzen, bist du in dieser Saison eigentlich ziemlich gut unterwegs...
Leon Camier: Genau das ist das Frustrierende für mich. Ich habe das Gefühl, dass das Bike besser ist. Wir haben das Potential, stark zu sein. Es scheint einfach, als würden wir alles abbekommen, was nur schief gehen kann. Wenn an einem Wochenende mal alles klappt, könnten wir sicher ziemlich stark sein. Für uns ist es momentan eine richtige Achterbahn. In Australien waren wir teilweise sogar die Schnellsten beim Test. Am Rennwochenende haben wir einen kleinen Fehler am Motorrad gemacht, der uns davon abhielt, richtig konkurrenzfähig zu sein. In Aragon waren wir die Schnellsten, bis ich stürzte und mich verletzte. In Assen hatten wir ein weiteres Problem in der Qualifikation, wodurch ich als Letzter starten musste. In Monza hatten wir nie ein Wunder erwartet, aber haben einige Dinge herausgefunden, an denen wir arbeiten müssen. Wir waren ganz gut. Donington war eine Katastrophe. Das war aber hauptsächlich mein Fehler. Ich fühlte mich in vielen langsamen Kurven mit dem Chassis einfach nicht wohl und bin dadurch in diesen Bereichen übers Limit gegangen und gestürzt. Es ist etwas frustrierend. Am Ende des Rennens in Donington bin ich die schnellste Rundenzeit von allen gefahren. In Portugal hatten wir weitere Probleme. Ich freue mich einfach mal auf ein Wochenende, das läuft und an dem wir uns verbessern können. Es wäre schön, mal aufs Podium zu kommen, um dem Team die harte Arbeit auszuzahlen. Es wäre einfach schön, mal ein anständiges Ergebnis einzufahren.

Wird es im Laufe der Saison Updates für die GSX-R geben?
Leon Camier: Es gibt immer Dinge, an denen wir arbeiten. Das Team war wirklich super aktiv beim Ändern von Dingen und das ist positiv. Wir sind kein komplettes Werksteams, also gibt es technisch noch andere Optionen, was wirklich gut ist. Die Elektronik funktioniert immer besser. Die Jungs stellen sicher, dass die Version funktioniert, was sich irgendwann sicher auszahlen wird. Wir versuchen uns jedes Mal zu verbessern. Wir müssen einfach so weiterarbeiten und wenn unsere Zeit kommt, wird es hoffentlich gut.

Wie hart ist der Kampf gegen die Konkurrenten von Honda, Kawasaki und Aprilia?
Leon Camier: Sicherlich ist es schwierig. Es ist eine Art David-Goliath-Situation. Auf der einen Seite hat man das große Geld der Werke, die viele Ressourcen und Unterstützung haben. Aber ich denke noch immer, dass wir trotzdem gute Ergebnisse holen können. Für uns muss aber alles perfekt sein. Wenn wir ein perfektes Wochenende haben, können wir da vorne mithalten. Wenn wir aber einige Probleme haben und nicht alles nach Plan läuft, ist es grundsätzlich schwerer auf diese letzte schnelle Pace zu kommen.

Leon Camier arbeitet meist vorrangig an der Renn-Pace, Foto: FIXI Crescent Suzuki
Leon Camier arbeitet meist vorrangig an der Renn-Pace, Foto: FIXI Crescent Suzuki

Wie kommst du mit Jules Cluzel als Teamkollegen zurecht?
Leon Camier: Gut, ich denke, wir haben verschiedene Fahrstile, aber er lernt jedes Mal, wenn er rausfährt und er hat einen gesunden Grund-Speed. Es ist schwierig. Oft wollen wir das Gleiche am Bike, was gut ist. Er hatte am Wochenende in Portugal aber zum Beispiel enorme Probleme, aber sobald er einen Qualifyer drin hatte, war er wirklich schnell. Für mich geht es eher darum, an der Pace für das Rennen zu arbeiten.

Was willst du in Zukunft machen?
Leon Camier: Durch die ganzen Regeländerungen weiß ich nicht, was in der Superbike passieren wird, aber ich will World Superbike Rennen gewinnen und natürlich die Weltmeisterschaft. Wenn sich die Dinge hier drastisch ändern sollten und das Motorrad nur noch Standard wird, dann werde ich mich nach etwas anderem umsehen müssen. Momentan will ich mich aber auf meine Arbeit hier konzentrieren und versuchen, Erfolg dabei zu haben.

Welche Rennstrecke gefällt dir am besten?
Leon Camier: Meine Lieblingsstrecke ist Mugello. Ich hab bisher dort nur getestet - vor drei Jahren auf der Aprilia und es war wunderbar. Es gibt nicht viele Strecken, die ich nicht mag. Immer wenn es gut läuft, gefällt es mir. Der Nürburgring war letztes Jahr sehr gut für uns. In Portimao lief es im letzten Jahr auch gut für uns. In jedem Jahr gibt es aber andere Probleme, also mal sehen, was sonst noch so passiert.

Warum lebst du in Andorra?
Leon Camier: Vor drei Jahren bin ich dahin gezogen. Ich liebe es dort, es ist wirklich gut! Ich will nicht nach England zurück. Allein der Fakt, dass du einfach deine Garage aufmachst und mit dem Bike direkt in die Berge fahren kannst, ist wunderbar. Man hat in den Bergen einfach immer etwas zu tun. Im Winter fährt man Ski oder Snowboard, es ist einfach perfekt. Man hat alles genau vor sich, einfach einen riesigen Spielplatz für sämtliche Sportarten.