Jahr vier nach dem Einstieg: BMW feiert die erfolgreichste Saison mit ersten Siegen, vielen Podestplätzen, den harten Kampf um den WM-Titel und Platz zwei in der Herstellerwertung. Ziel des BMW Motorrad Motorsport Teams sei schon vor der Saison gewesen, die Lücke zur Spitze zu füllen und ein Wörtchen um die Titelvergabe mitzureden - das wäre erledigt. Marco Melandri und Leon Haslam konnten auf der S1000RR insgesamt sechs Siege und 16 Podestplätze bejubeln, hatten zum Ende der Saison hin aber etwas Pech.

Teamdirektor Bernhard Gobmeier erklärte Motorsport-Magazin.com: "Wir haben über den Winter von 2011 auf 2012 sehr viel am Bike gearbeitet, einfach das, was wir in den letzten Jahren gelernt haben, versucht zu implementieren. Zusammen mit dem, was der neue Fahrer und neue Teammitglieder mitgebracht haben konnten wir alles so gut zusammenfassen, dass wir auf gleichem Level stehen wie die Konkurrenz, die bisher sehr viel mehr Erfahrung hat." Allen voran fuhr Melandri, der im ersten BMW-Jahr schnell auf seinem neuen Arbeitsgerät zurechtkam und schon zum Auftakt in Australien zum ersten Mal auf das Treppchen kletterte.

"Es war für alle nicht leicht, weil wir diesen Winter weit hinten angefangen haben. Aber Schritt für Schritt konnten wir uns steigern. Wir haben hart gearbeitet, die Motivation war sehr hoch, das Vertrauen zwischen dem Team und mir ist jeden Tag gewachsen", beschrieb der Italiener im Exklusivinterview. Schon am fünften Rennwochenende beglückte Melandri sein deutsches Team mit einem allerersten Sieg in der Superbike-WM. Nach weiteren starken Rennen folgte mit dem Doppelsieg in Brünn das Saisonhighlight. "Das fühlt sich gerade alles an wie ein Traum. Ein erster Doppelsieg und das auf einer Strecke, auf der das niemand erwartet hatte", jubelte er danach.

Leon Haslam war von seiner Saison 2012 vorrangig enttäuscht, Foto: BMW AG
Leon Haslam war von seiner Saison 2012 vorrangig enttäuscht, Foto: BMW AG

Erst als der Druck auf den Schultern des BMW-Neulings zum Saisonende hin im harten Kampf um den Weltmeistertitel immer größer wurde, knickte Melandri ein. Zwei Stürze beim Heimrennen seiner Crew sorgten für eine Verletzungspause in Portimao und trotz Comeback beim Finale sollte es für den 30-Jährigen nur noch zum dritten Rang in der Gesamtwertung reichen. Trotzdem war Melandri am Ende glücklich: "Rückblickend muss ich sagen, dass wir eine großartige Saison hatten. Wir können stolz auf das sein, was wir erreicht haben."

Eine furchtbare Saison

Haslam schätzte sein Jahr selbst ein: "Die Saison war furchtbar für mich. Noch vor dem ersten Saisonrennen habe ich mein Bein gebrochen und seitdem standen wir zwar ein paar Mal auf dem Podium, aber wir haben viele Siege und noch mehr Podestplätze verpasst. Für mich war die Meisterschaft sehr schlecht und sehr frustrierend, denn die BMW funktioniert jetzt wirklich gut."

Dabei sah es für den Briten trotz Verletzung in den ersten Rennen nicht allzu übel aus. In Imola fuhr er in beiden Rennen auf den dritten Rang, in Monza reichte es sogar zu Platz zwei. Einen Sieg konnte Haslam allerdings nicht erzielen und wie seinen Teamkollegen verließ auch den 29-Jährigen zum Saisonende das Glück komplett. Nach mehreren Ausfällen reichte es für den BMW-Werksfahrer schließlich nur zum achten Gesamtrang.

"Ich bin etwas enttäuscht, dass die Saison so zu Ende ging, und es tut mir auch für meine Crew und das Team Leid, die das gesamte Jahr über einen herausragenden Job gemacht haben", verabschiedete sich Haslam nach einem neuerlichen Sturz in Magny-Cours von der BMW-Crew. Ab 2013 wird er im Pata Honda Team an der Seite von Jonathan Rea an den Start gehen.

Verrücktes Silverstone-Rennen bringt Podeste

Während Melandri und Haslam um Top-Positionen kämpften, versuchten Michel Fabrizio und Ayrton Badovini im BMW Motorrad Italia GoldBet SBK Team so viele Punkte wie möglich mitzunehmen. Dabei konnte Badovini seinen erfahrenen Teamkollegen sogar das ein oder andere Mal schlagen. Trotzdem landete Fabrizio in der Endabrechnung knapp vor seinem Landsmann auf Gesamtrang elf.

Michel Fabrizios sicherte sich in Silverstone sein einziges Podium 2012, Foto: BMW AG
Michel Fabrizios sicherte sich in Silverstone sein einziges Podium 2012, Foto: BMW AG

Beide erlebten ihren Saisonhöhepunkt im ersten Rennen von Silverstone, in dem Fabrizio als Zweiter ins Ziel kam, während Badovini die schwarz-weiß-karierte Flagge als Dritter sah. "Es war ein verrücktes Rennen und ich bin einfach sehr glücklich, hier auf dem Podium zu stehen", sagte der Zweitplatzierte. Badovini, der noch auf der Ziellinie stürzte kommentierte: "Es ist unglaublich ohne Bike im Ziel anzukommen. Ich bin sehr, sehr glücklich über die Position. Es war ein sehr schweres Wochenende für mich und das Team, aber bei diesen Bedingungen konnte ich pushen. Das ist so wichtig für mich."

Fahrer wechsel dich

Schließlich trat auch das Grillini Progea Superbike Team noch mit einer BMW an. Nachdem Mark Aitchison die ersten Rennen bestritt und dabei mit dem 14. Platz in Silverstone sein bestes Ergebnis holte, wurde der Australier in Miller von Jake Holden ersetzt. In Misano übernahm Federico Sandi den Lenker der S1000RR, bis schließlich Norino Brignola schon in Aragon zum Team stieß und insgesamt zehn Punkte sammeln konnte. Der Italiener fuhr beim Saisonabschluss in Frankreich sein bestes Rennen und landete auf Rang elf.