Max Biaggis Ausstieg aus dem Rennsport ist das Ende einer Ära aus über 20 Jahren Siegen, Fallen und erneut nach vorne kommen. Der Italiener ist eine umstrittene Persönlichkeit, aber zweifelsohne einer der größten Piloten des Motorradsports. "Was für ein Jahr '94! Ich habe wunderbare Erinnerungen, es war eines der besten Jahre meiner Karriere. Max war sehr stark, hatte Schwierigkeiten, war manchmal wirklich sauer, als er nicht gewinnen konnte, lieferte uns aber unglaubliche Emotionen", dachte Carlo Pernat zurück.

Der Italiener kann sich nur schwer damit abfinden, seinen Landsmann nicht mehr auf der Strecke zu sehen. "Es tut mir sehr leid, aber bevor er aufhört, hat er noch einmal gezeigt, dass er die Fähigkeit hat, mit 41 Jahren gegen diese Jungs, die viel jünger sind, erfolgreich zu sein. In diesem Alter muss man viel riskieren, um sie zu schlagen. Als Weltmeister aufzuhören ist das Wunderbarste und das Einzige, was wir tun können", erklärte Pernat laut GPOne.

Livio Suppo verhandelte 2003 mit Biaggi über einen Einstieg bei Ducati. "Das war das erste Mal, dass ich direkt mit ihm zu tun hatte und ich fand ihn sehr professionell. Max entschied sich für Honda und wir nahmen Loris [Capirossi], der sehr an das Projekt glaubte. Aber wir blieben in Kontakt. Das letzte Mal habe ich ihn in Mugello gesehen und war über seine gute Form erstaunt, er ist ein großartiger Profi", meinte Suppo. Außerdem schätzte er Biaggis Entscheidung als richtig ein. "Er hörte an der Spitze auf, wie Bayliss, etwas Wunderbares, aber Schwieriges. Gratulation an Biaggi - Ich denke, du hast den Mut zum Aufhören gefunden, als du noch immer gewinnen konntest und das ist sehr schwer."

Max Biaggi wird von vielen vermisst werden, Foto: WorldSBK
Max Biaggi wird von vielen vermisst werden, Foto: WorldSBK

Capirossi selbst hatte sich in den letzten Monaten oft mit dem Römer unterhalten und gab zu: "Ich habe ihm geraten, aufzuhören. Es war an der Zeit. Nach einer langen Karriere mit vielen Erfolgen als Weltmeister zu gehen, wird er nicht bereuen. Und nun wartet ein neues Leben auf ihn." Capirossi und Biaggi waren lange Zeit unerbitterliche Gegner. "Wir begannen 1993, uns zu duellieren. Er war ein sehr starker Gegner, selbstsicher und mit allem, was es als Champion braucht", erinnerte er sich.

Franco Uncini kann Biaggi besser verstehen als Casey Stoner. "Er ist über 40 Jahre alt und ich stimme seiner Entscheidung zu, sich seiner Familie, seinen Lieben zu widmen, was sehr wichtig im Leben ist. Andererseits tut es mir leid, er ist ein Charakter, der in unserer Welt fehlen wird. Hoffentlich bleibt er involviert, auch wenn er kein Fahrer mehr ist", erklärte Uncini.

Auch Jorge Lorenzo als enger Freund Biaggis äußerte sich. Er meinte auf Twitter: "Großer @maxbiaggi, über 20 Jahre auf höchstem Niveau und 41 Siege machten dich zu etwas Besonderem." Auch Claudio Corti und viele Superbike-Kollegen widmeten sich Biaggi bei Twitter. Alex Hofmann gab sogar zu, dass er nie damit gerechnet hätte, dass Biaggi den Helm an den Nagel hängen würde. Loris Baz schrieb: "Come on Max, warum gehst du? Hallo Champion."

Giacomo Agostini fand, dass Biaggi genau die richtige Zeit gewählt hatte. "Ich habe es vor ihm getan, im Alter von 35 Jahren, obwohl ich noch drei weitere Jahre Auto gefahren bin. Aber es kommt ein Punkt, an dem die Balance zwischen dem, was du investierst und dem, was du herausbekommst, nicht mehr ausgeglichen ist. Ich sage das nicht aus ökonomischer Hinsicht, sondern auch aus sportlicher. Das bedeutet dann, dass es Zeit ist, aufzuhören", erklärte er. "Es gibt nichts Besseres, als sich als Weltmeister zu verabschieden. Er hat auch zwei Söhne und eine wunderbare Frau, die hinter ihm stehen. Aber ein bisschen tut es mir leid, ihn nicht mehr fahren zu sehen, aber das ist normal, wenn ein Fahrer eines Kalibers wie er im Motorradsport fehlt. Die Zeit war gekommen, seine Karriere war lang."

Gigi Dall'Igna hatte bereits mit dieser Entscheidung gerechnet. "Ich wusste, dass Max plante, aufzuhören, wir haben schon beim letzten Test und letzte Woche darüber geredet. Wir haben beschlossen, seine Entscheidung abzuwarten, es scheint das Beste zu sein, ihm die Zeit zu geben, die er braucht. Wir wussten aber auch, dass wir selbst in einer schwierigen Situation sein würden, wenn er entscheidet, aufzuhören", sagte der Chef der Aprilia-Rennabteilung.

Einen Ersatz für den schnellen Italiener habe man noch nicht gefunden. "Max ist unersetzlich", scherzte Dall'Igna. Mit Biaggi führe er bereits Gespräche über einen weiterführenden Job bei Aprilia - vielleicht sogar als Testfahrer. "Ich weiß nicht, ob er das will, aber sicherlich wird er immer für das Bike da sein und wir freuen uns, seinen Ratschlägen zu folgen."