Marco Melandri ist von einem Gericht in Ravenna wegen vermeintlicher Steuerflucht zu einer bedingten Haftstrafe von einem Jahr und sieben Monaten verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Italiener in der Zeit, in der er offiziell in Derby in Großbritannien wohnte, seinen Lebensmittelpunkt dennoch in Ravenna hatte, weswegen er auch dort seine Steuern abführen hätte müssen. Nicht britische Einwohner in Großbritannien können ihre Einkommen, die von außerhalb des Landes kommen, im Königreich steuerfrei einkassieren, deswegen ist diese Praxis auch sehr beliebt.

Valentino Rossi hatte dieses Steuerschlupfloch ebenfalls zu nutzen versucht, wurde 2008 aber von einem italienischen Gericht verurteilt, weil er angeblich nur auf dem Papier in Großbritannien wohnte. Er musste damals 35 Millionen Euro Strafe bezahlen. Melandri wurde für die Jahre 2003 bis 2005 angeklagt, wobei die vom Gericht angenommen 1,1 Millionen Euro Verdienst aus dem Jahr 2003 nicht mehr relevant waren, da in diesem Fall die Verjährungsfrist zugeschlagen hatte.

Die vom Gericht vermuteten 700.000 Euro Einkommen aus dem Jahr 2004 und die 1,8 Millionen Euro Verdienst aus dem Jahr 2005 - das erste Jahr fuhr er beim Fortuna Tech 3 Yamaha Team, das zweite beim Movistar Honda Team - sind aber noch nicht verjährt und anhand von zahlreichen Beweisen, darunter Immobilien- und Autokäufe in Italien, galt es als erwiesen, dass Melandri seinen Lebensmittelpunkt nach wie vor in Ravenna hatte. Der Superbike-Pilot dementierte das klarerweise, das Gericht war aber anderer Meinung.