Nach vier Jahren in der Superbike-WM fuhr Marco Melandri den ersten Sieg nach Hause. Wie schwer war der Weg bis dahin?
Bernhard Gobmeier: Grundsätzlich muss man sagen, dass wir als die absoluten Newcomer in dieses Geschäft eingestiegen sind. Die japanischen Hersteller, Aprilia und Ducati sind seit Jahrzehnten in diesem Geschäft und wir sind da mit sehr viel geringerem Grundwissen aus der Historie raus in das Ganze eingestiegen, natürlich sehr euphorisch und optimistisch. Bedingt optimistisch auch, weil unsere Basis, das Serienmotorrad sehr, sehr stark ist und im Vergleich zur Konkurrenz in fast allen Punkten überlegen ist. Im Renngeschäft schaut das allerdings etwas anders aus, denn dort bewegt sich jeder an der Grenze der Physik, und die muss in allen Bereichen ausgelotet werden. Da hatten wir keine große Erfahrung und deshalb gab's auf manchen Rennstrecken eben sehr positive Ergebnisse, aber in der Summe konnten wir nicht so viel punkten, dass wir ein Wort um die Meisterschaft mitreden konnten. Wir haben über die letzten drei Jahre natürlich unheimlich viel dazugelernt, wir sind als Team reifer geworden, also da kam anstelle von relativ unüberlegtem Handeln mehr Überlegung, mehr Routine und mehr Sicherheit rein. Auf der anderen Seite haben wir das Fahrzeug verbessert, wir haben uns auch auf der Fahrerseite entsprechend verstärkt. Im letzten Jahr mit Haslam, der neue Inputs gebracht hat und auch sofort in der Meisterschaft einen respektablen fünften Platz einfahren konnte. Jetzt haben wir über den Winter von 2011 auf 2012 sehr viel am Bike gearbeitet, einfach das, was wir in den letzten Jahren gelernt haben, versucht zu implementieren. Zusammen mit dem, was der neue Fahrer und neue Teammitglieder mitgebracht haben konnten wir alles so gut zusammenfassen, dass wir auf gleichem Level stehen wie die Konkurrenz, die bisher sehr viel mehr Erfahrung hat.

Im letzten Jahr hat sich Yamaha ziemlich plötzlich aus der Superbike verabschiedet. Könnte eine solche Situation auch BMW drohen?
Bernhard Gobmeier: Darüber habe ich mir momentan keine Gedanken gemacht. Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass unser Engagement langfristig ist und dass wir nicht rein- und rausgehen. Bei Yamaha kommt sicherlich noch der Fakt dazu, dass sie in der MotoGP sehr erfolgreich und aktiv sind und dass es bei ihnen eine reine Budgetfrage war. Sich zwei Weltmeisterschaften zu leisten ist natürlich eine reine finanzielle Frage, die im Rahmen der ganzen Wirtschaftskrise immer wieder neu zu beantworten ist.

Was ist an diesem Wochenende in San Marino drin?
Bernhard Gobmeier: In Misano schaut's sicherlich auch nicht schlecht aus, also wir sollten da definitiv ein Wort um die Podiumvergabe mitreden können.

Dieses Jahr geht es für die Superbike zum ersten Mal nach Russland. Wissen Sie bereits Einzelheiten über die neue Strecke?
Bernhard Gobmeier: Eigentlich gar nichts, ich habe ein Luftbild gesehen von zwei unterschiedlichen Zeitpunkten, also einmal im Winter und dann im letzten Herbst. Geteert ist die Strecke, soviel ich weiß. Sie schaut gut aus, ich gehe davon aus, dass es vom ganzen Layout her eine interessante und anspruchsvolle Strecke ist. Wir können also alle darauf gespannt sein. Ansonsten weiß man eigentlich sehr wenig, außer das es an der Rennstrecke keine Hotels gibt, also dass wir relativ weit nach Moskau rein müssen zum Übernachten. Die ganze Logistik ist ein Abenteuer, die LKWs müssen mit Polizeibegleitung von Litauen nach Moskau fahren. Das ist alles ein bisschen abenteuerlich, aber wir lassen uns überraschen.

Sollen Marco Melandri und Leon Haslam auch 2013 und darüber hinaus bei BMW Motorrad Motorsport bleiben?
Bernhard Gobmeier: Über die Fahrer und Fahrerauswahl fürs nächste Jahr sagen wir grundsätzlich nie irgendwas, erst wenn Verträge unterschrieben sind.