Joan Lascorz liegt noch immer in Barcelona im Krankenhaus, während sein Team in Assen das dritte Rennwochenende bestreitet. "Es ist zu früh, um einzuschätzen, ob sich Joan erholt oder nicht, es wird Wochen dauern, um ein exaktes Bild von der Situation machen zu können. Ich kann aber mit Sicherheit sagen, dass 2012 gelaufen ist", sagte Kawasakis Teammanager Guim Roda. Obwohl das Team noch hofft, ist sich Dr. Xavier Mir, Lascorz' behandelnder Arzt, sicher, dass der Katalane nicht wieder laufen kann.

"Er hatte einen wirklich ernsten Unfall mit Verletzungen an der Halswirbelsäule, die eine Not-OP in Bologna notwendig machten", sagte Dr. Mir, der die Arbeit der Kollegen lobte. "Die Beine sind verloren. Ich denke, dass ihre Heilung praktisch unmöglich ist und das Level der Verletzung war so hoch, dass es sich auch auf seine Arme auswirken kann. Obwohl er seine Hände momentan nicht bewegen kann, sind Schultern, Ellenbogen und Handgelenk empfindlich, was viel bedeutet. Selbst wenn er die Hand nicht mehr bewegen kann, können wir den Händen mit den Muskeln aus Handgelenk und Ellenbogen wieder Mobilität geben. Aber das liegt alles in der Zukunft und wir müssen abwarten."

Der Arzt erklärte weiter, dass sich Lascorz den C6 Wirbel gebrochen hat und dieser Bruch aufs komplette Rückenmark auswirkte. "Der Eingriff in Italien wurde nur drei Stunden nach dem Unfall vorgenommen und die Geschwindigkeit war ausschlaggebend. Wir müssen den italienischen Ärzten danken, dadurch hat Lascorz vielleicht die Chance, seine Arme wieder zu benutzen." Dr. Mir fuhr fort: "Er war einige Tage lang intubiert, aber nun kann er selbst atmen. Ich rede jeden Tag mit ihm und versuche ihm zu erklären, dass er Geduld haben muss, aber nur darauf hoffen kann, nach und nach zu genesen."

Der 27-Jährige wisse über seine Situation Bescheid, könne seine Arme momentan aber nicht bewegen. "Also ist die Situation auch für seine Eltern und seinen Manager weniger hart. Er ist noch immer auf der Intensivstation, denn es könnten Komplikationen mit seiner Lunge auftreten", so der behandelnde Arzt. Zudem ist sich Dr. Mir sicher, dass Lascorz in der nächsten Woche auf eine normale Station verlegt werden und mit der Rehabilitation beginnen kann. Der Unterschied zwischen einem Paraplegiker (Beine sind gelähmt) und einem Tetraplegiker (Arme und Beine sind gelähmt) sei groß. "Wir haben hier in Spanien einige Beispiele von Athleten, die langsam wenigstens die Beweglichkeit ihrer Arme wiederbekamen und dadurch ein halbwegs normales Leben führen konnten."