Das japnaische Werk Honda wollte 2011 auch in der Superbike-WM ein kräftiges Wort um den Titel mitreden. Eine gute Aufstellung mit dem Ten Kate Team sollte den entscheidenden Schritt nach vorn bringen. Zum einen mit dem Fahrerduo Jonathan Rea und Ruben Xaus, zum anderen mit Rückbesinnung auf eine frühere Erfolgspartnerschaft – Castrol Honda. Alles kam anders. Statt Siegersekt gab es eher den Frustgang zur nächsten Bar.

Farbe allein sorgt sicher für einen kleinen moralischen Boost im Team, ist aber keine Garantie, dass plötzlich wie von Zauberhand die Ergebnisse kommen, die man sich erwünscht. Schon gar nicht, wenn sich der Hoffnungsträger im Team beim letzten Test vor dem Saisonstart unglücklicherweise an der Hand verletzt. Rea biss die Zähne zusammen und startete dennoch auf Phillip Island. Der Nordire konnte sogar einen passablen vierten Platz im zweiten Lauf holen, während Teamkollege Xaus auf Rang zehn fuhr. Doch im Rückblick lässt sich sagen, dass der Auftakt in Australien als Vorbote für die gesamte Honda-Saison diente.

Nicht nur Wolken verdunkelten den Saisonauftakt von Honda, Foto: Honda
Nicht nur Wolken verdunkelten den Saisonauftakt von Honda, Foto: Honda

Kein vor, sondern zurück

Dabei schien es während der ersten Saisonrennen langsam aber stetig vorwärts zu gehen, Jonathan Rea robbte sich an die Top-3 heran. Beim für Ten Kate wichtigen Heimrennen in Assen holte er einen Sieg und einen dritten Platz. Ruben Xaus riss zwar keine Bäume aus, aber das war vom Altmeister auch nicht wirklich erwartet worden, solide Punktefahrten sollten es sein.

Selten lief ein Wochenende so rund, wie in Assen. Die Kehrseite kam zumeist während der Trainings, in Form von Stürzen, aber auch die Honda-Technik war nicht ohne Fehl und Tadel und sorgte für einige Ausfälle, sowie Feindberührung, die zerstörte für was man das ganze Wochenende gearbeitet hatte. "Das sah viel versprechend aus, bis ich Simoncellid wurde", war die Wochenendbilanz von Rea, der einen Abräumer in Miller Park durch Max Biaggi hatte hinnehmen müssten. In den USA lief es generell nicht für das Honda Team. Für Testfahrten war man extra eher angereist, belohnt wurde die Truppe aber nicht. Regen und niedrige Temperaturen sorgten dafür, dass der Testplan am Ende für die Katz war. Nicht selten musste das Team mit einem Gefühl von 'blah' abreisen und versuchen Enttäuschungen wegzustecken.

Der traurige Höhepunkt

Beim der sechsten WM-Station in Misano sollte die Kehrtwende eingeleitet werden, Attacke nach vorn war nach vier enttäuschenden Rennen in Folge die ausgegebene Devise. Für dieses Wochenende hatte das Team wirklich mit allem gerechnet – aber nicht mit einem schweren Sturz von Rea im Warm-Up, der die ohnehin schwierige Saison vorzeitig entscheiden sollte. Der 24-Jährige brach sich das linke Schlüsselbein und den rechten Arm, musste operiert werden und in Misano, Aragon, Brünn sowie Silverstone pausieren.

Doch dabei sollte es nicht bleiben. Ruben Xaus hatte bereits einige Stürze 2011 hinnehmen müssen, die an seiner körperlichen Fitness zerrten. In den USA und Aragon reichte es daher nicht zu Punktefahrten und in Brünn kam der Sturz, der am Ende nicht nur die Saison vorzeitig beendete, sondern wohl auch die aktive Rennkarriere des Spaniers. Zwar kehrte er in Imola noch einmal auf die Rennstrecke zurück und holte Punkte, doch diese halfen weder die Saison zu einem positiven Abschluss zu bringen, noch dem 33-Jährigen.

Licht und Schatten

Jonathan Rea dominierte in Imola, Foto: Castrol Honda
Jonathan Rea dominierte in Imola, Foto: Castrol Honda

Der Schatten im Honda Team fiel 2011 nicht nur auf die Stammfahrer, auch die Ersatzfahrer hatten mit unglücklichen Umständen zu kämpfen. Karl Muggeridge sollte bereits in Silverstone starten, musste aber kurzfristig seine Meldung zurück ziehen. In Portimao berief man ihn erneut, da Ruben Xaus verletzungsbedingt nicht fahren konnte, doch mehr als die Plätze 18 und 17 gab es für den Australier nicht zu holen. Alex Lowes und Fabrizio Lai waren letztendlich in Silverstone für die verletzten Stammfahrer unterwegs, eine Nullrunde für Honda war die Bilanz. Lowes stürzte gleich in beiden Läufen, Lai stürzte in Rennen eins und wurde im zweiten 16ter.

Das Licht kam mit den Testfahrten während der letzten drei Stationen. Mit der Rückkehr von Rea begann Honda das Ride-by-Wire System zu testen und der Nordire klickte sofort mit diesem. Am Rennwochenende in Imola kam es erstmals zum Einsatz – und Rea holte den Sieg im ersten Lauf. Eine Wiederholung des Triumphs hätte es auch im zweiten gegeben, wenn die Technik nicht versagt hätte. Doch für das Team reichte es, um den Blick wieder nach vorn zu richten, auch wenn man dafür die Nullrunde in Magny Cours ausblenden musste.

Mit den zwei dritten Plätzen in Portimao, dem Ausblick mit Ride-by-Wire und einem gut abgestimmten Fahrwerk, sowie Hiroshi Aoyama als zweiten Fahrer 2012 in die Saison zu gehen, kann Honda darauf hoffen, dass man in der kommenden Saison das nachholt, was in dieser versäumt wurde. Für 2011 bleiben als Bilanz aber die Plätze neun und 17, sowie die Erkenntnis, dass man keine Chance hatte in den Titelkampf einzugreifen.