Der 1. August 2011 war ein Tag mit einer riesigen Überraschung. Denn Yamaha gab an diesem Tag seinen werksseitigen Ausstieg aus der Superbike-Weltmeisterschaft bekannt. Dieser Schritt kam für die Meisten überraschend, selbst für Werksfahrer Marco Melandri, der noch kurz davor darüber gesprochen hatte, seinen Vertrag verlängert zu haben. "Yamaha wird weiter Kit-Teile für Straßenrennsport, bekannt als YEC Racing Kit-Teile, für seine R1- und R6-Produktionsmodelle für Privatteams in allen Rennbereichen zur Verfügung stellen", teilte der Hersteller noch mit.

Strategisch, nicht sportlich

Ursache für den Rückzug war angeblich eine strategische Überprüfung der Marketing-Operationen in Europa, zu der auch die Motorsport-Tätigkeiten gehörten. Das würde insofern Sinn machen, weil eine sportliche Überprüfung hätte zeigen müssen, dass es durchaus Gründe zum Weitermachen gab. Rookie Marco Melandri brauchte nach seinem Umstieg aus der MotoGP nur bis zum zweiten Rennen, um auf dem Podest zu stehen, im dritten hatte er dann bereits seinen ersten Sieg in der Tasche. Drei weitere sollten noch folgen und den Vize-Weltmeistertitel sackte er ebenfalls noch ein.

In Donington schlug Marco Melandri zum ersten Mal zu, Foto: WorldSBK
In Donington schlug Marco Melandri zum ersten Mal zu, Foto: WorldSBK

"Ich habe so viele Rennsiege nur knapp vergeben, es war eine großartige Saison", meinte Melandri in der aktuellen Ausgabe des Motorsport-Magazins. Abgesehen vielleicht von ein paar Streicheleinheiten, die ihm Max Biaggi in Donington verpasste, nachdem die Beiden auf der Strecke aneinander geraten waren. Passenderweise holte Melandri ausgerechnet dort seinen ersten Sieg. Mit insgesamt 15 Podestplätzen und 395 Gesamtpunkten ließ er Biaggi auch gut hinter sich, weswegen er zumindest die Italien-Wertung in der Superbike-WM für sich entscheiden konnte, bevor er sich nach einem neuen Arbeitgeber umsehen musste und bei BMW fündig wurde.

Laverty ebenfalls stark

Bei Aprilia gelandet ist Eugene Laverty, der sich als Rookie mit weitaus weniger Rennerfahrung als Melandri auch gut zurechtfand. Zwar gewöhnte er sich nicht ganz so schnell ein wie sein Teamkollege, die beiden Siege in Monza bewiesen aber, dass er viel Potential hat. Sechs Podestplätze erreichte der Nordire insgesamt und konnte die Saison dadurch als respektabler Vierter beenden. Damit lag er dann auch klar vor Leon Camier, dessen Aprilia-Platz Laverty schließlich übernahm.

Eugene Laverty und Marco Melandri waren sicher nicht der Grund für den Yamaha-Ausstieg, Foto: Yamaha
Eugene Laverty und Marco Melandri waren sicher nicht der Grund für den Yamaha-Ausstieg, Foto: Yamaha

Nicht übernommen wurde derweil das Angebot yon Yamaha, Racing Kit-Teile für die R1 zur Verfügung zu stellen. 2012 wird keine Yamaha in der Startaufstellung stehen, zumindest verkündete das der General Manager der WSBK, Paolo Ciabatti, Ende November bei der Vorstellung des Rennens in Moskau. Allerdings war die Starterliste noch provisorisch, vielleicht findet sich ja noch wer, der mit einer R1 in der WM mitfahren will - auch wenn es eher unwahrscheinlich erscheint, obwohl die Maschine 2009 mit Ben Spies noch zum WM-Titel fuhr.