Das Kawasaki Werksteam, 2011 noch unter der Leitung von Paul Bird Motorsport, bot in der vergangenen Saison sowohl etwas für Freunde von Außenseitern als auch etwas für Anhänger eher trauriger Geschichten. Das Positive zuerst: Kawasaki konnte sich über den ersten Sieg in der Superbike-WM seit 2006 freuen - und das ausgerechnet mit Tom Sykes, der eigentlich nur als Notlösung zum dritten Mann im Werksteam wurde, weil Chris Vermeulen und Joan Lascorz in der Vorbereitung verletzt waren. Wehrmutstropfen dabei: es brauchte schon Regen, um es ganz nach vorne zu schaffen.

Zu viel zu vergessen

Der Sieg im zweiten Lauf auf dem Nürburgring ließ das Team beinahe alles andere vergessen, was während der Saison so vorgefallen war, allerdings war es dann doch zu viel, was vergessen hätte werden müssen. Da waren etwa Sykes' inkonstante Rennen, die oft gut begannen und dann irgendwo weiter hinten im Feld endeten und gerade so noch Punkte brachten. Joan Lascorz ging es da als Rookie besser, wobei er nicht so intensiv mit Entwicklungsaufgaben betraut war. War Sykes elf Mal in den Top-10, gelang das Lascorz 17 Mal, seine Konstanz bezahlte er aber mit weniger beeindruckenden Top-Resultaten. Seine besten Ergebnisse waren zwei fünfte Plätze.

Joan Lascorz sorgte für etwas Konstanz, Foto: Kawasaki
Joan Lascorz sorgte für etwas Konstanz, Foto: Kawasaki

Sykes und Lascorz schienen sich praktisch zu ergänzen, der eine war für die Highlights da, neben dem Sieg auch noch die Pole in Misano, der andere fuhr brav seine Rennen und versuchte, für die zweite Saison in der Superbike möglichst viel mitzunehmen. Blieb noch der dritte Fahrer im Team, der wohl so manchem Fan beinahe die Tränen in die Augen trieb. Nach der Saison 2011 gilt Chris Vermeulen beinahe schon als Sport-Invalide, wer die vergangenen beiden Jahre verfolgt hat, wird dabei wohl auch kaum widersprechen.

Eine Leidensgeschichte

Schon am ersten Rennwochenende 2010 hatte er sich sein rechtes Knie bei einem Sturz beinahe komplett zerstört und kämpfte danach um seine Fitness. Zwar stieg er 2010 wieder auf, doch er verletzte sich in Brünn ein weiteres Mal am gleichen Knie, weswegen er den Rest des Jahres nur mehr mir Rehabilitationsmaßnahmen beschäftigt war. 2011 sollte er dann wieder ran, doch das Knie war noch nicht so weit, weswegen er erst beim dritten Rennwochenende einen Renneinsatz wagte. Der dauerte allerdings nur wenige Runden, dann musste Vermeulen wieder aufgeben.

Chris Vermeulen hat noch nicht ganz aufgegeben, Foto: Kawasaki
Chris Vermeulen hat noch nicht ganz aufgegeben, Foto: Kawasaki

Es sollte für ihn nicht besser werden, in Monza folgte ein Abflug und eine Ellenbogenverletzung, die ihn wieder zum Zuschauen zwang. Nur in Misano und Aragon holte der Australier Punkte - insgesamt 14 an der Zahl - bevor er sich in Brünn wieder am Ellenbogen verletzte und Kawasaki die Saison für ihn beendete. Wie es mit ihm weitergeht, ist derweil offen, Anfang Dezember war er immerhin in der Lage, in Australien den Whitsunday Raceway auf einem Motorrad einzuweihen. Dort meinte er: "Ich kann es nicht erwarten, wieder oben dabei zu sein und auf die Strecke zu kommen." Aufgegeben hat er also anscheinend nicht, bei Kawasaki wird er aber wohl keinen Platz finden. Das Team wird 2012 direkt von Kawasaki betreut werden, Paul Bird Motorsport, das wegen eines Drogenfunds in einem Team-Truck ins Zwielicht geriet, ist draußen, als Fahrer wurden Sykes und Lascorz bestätigt.