Man trifft sie allein oder im Doppelpack. Aber wirklich allein sind sie niemals. Die ganze Familie Smrz lebt den Rennsport - die Brüder Matej und Jakub fahren in der IDM und der WSBK. Klar, dass man sie auch ab und an gemeinsam am Rennplatz trifft und auch klar, dass sie sich gegenseitig helfen. "Wir sind eigentlich ganz normale Brüder, wie in anderen Familien auch", sagt Matej Smrz, der auf einer KTM RC8 R in der IDM Superbike antritt. "Wenn wir gemeinsam unterwegs sind, dann helfen wir uns auch", fügt Bruder Jakub hinzu, der in der Superbike Weltmeisterschaft eine Ducati 1098R steuert. "Unser Verhältnis ist wie bei anderen Brüdern auch. Wir sind ganz normale Jungs und haben schon vor vielen Jahren mit dem Rennsport begonnen. Ich bin im Superstock 1000 Cup und in der Supersport WM gefahren, Kuba fährt jetzt in der Superbike WM und ich für Inghart in der IDM", fasst Matej die Situation zusammen.

Beim Saisonauftakt der deutschen Meisterschaft stand ihm sein Bruder zur Seite. In der Lausitz half der WM-Pilot bei der Setup-Suche, er kümmerte sich um die Zeitnahme und er unterstützte seinen Bruder dabei, die Telemetrie-Daten auszuwerten. Für Matej ist aber vor allem wichtig, dass sein Bruder dabei ist. "Immer wenn jemand aus der Familie dabei ist, hilft das. Dann hast du einen Background, einen Halt, eine Freude, die dir auch auf der Piste hilft, weil du lockerer bist", fährt der junge Tscheche fort. Jakub sieht das ähnlich: "Unsere ganze Familie lebt den Rennsport und natürlich kann ich Matej aufgrund meiner WM-Erfahrung aus der Superbike viele Tipps geben." Und da hat der 28-jährige größere Brüder einige auf Lager, schließlich hat er schon zwei Mal auf einem Superbike WM-Podest gestanden - 2009 in Assen und dieses Jahr in Donington. Außerdem gab es vor zwei Jahren in Misano auch schon die erste WM-Pole im Hause Smrz zu feiern.

Wenn es aber zu Terminüberschneidungen kommt, wird die Kommunikation knapp. Wie Anfang Mai zum Beispiel, als die IDM in Oschersleben gastierte und die World Superbikes in Monza auf die Piste gingen. "Wie viele SMS wir schicken oder wie oft wir uns anrufen? Bis jetzt noch kein einziges Mal", lachte Matej Smrz damals am Freitagabend. "Das kommt immer darauf an. Manchmal haben wir gar keinen Kontakt, manchmal reicht es am Abend für ein kurzes Telefonat." Schließlich habe jeder der Beiden an der Piste seinen eigenen Job gut abzuliefern. An jenem Wochenende im Mai lagen aber Freud und Leid sehr eng beieinander. Während Matej in Oschersleben in der IDM Superbike einen Doppelsieg feiern konnte, war Jakub auf der Hochgeschwindigkeitspiste von Monza mit der Ducati auf verlorenem Posten. Dort gab es im ersten Lauf nur einen zehnten Rang zu verbuchen, im zweiten Lauf wurde er sogar aus dem Rennen gekegelt.

Ab und an haben die Gebrüder auch gar keinen Kontakt, Foto: Toni Börner
Ab und an haben die Gebrüder auch gar keinen Kontakt, Foto: Toni Börner

Aber wie läuft es ab, wenn sich die Smrz'ens zu Hause treffen? "Wenn wir wieder zu Hause sind, dann schauen wir uns die Rennen nicht noch einmal an", sagt der 26-jährige jüngere Bruder Matej. "Wir betreiben einen kleinen Motorradladen. Nicht groß, aber es gibt da viel zu tun. Dort stecken wir unsere ganze Energie rein, da gibt es immer viel zu tun. Aber wir befassen uns auch mit der Familie, weil dazu haben wir ja wenig Zeit." Während Papa Smrz fast immer mit zum Rennplatz kommt, bleibt die Mutter zuhause. "Natürlich sieht sie es nicht gern, was wir machen, aber sie hat sich im Laufe der Zeit damit abgefunden und ist dagegen resistent geworden. Wir fahren ja schließlich schon über zehn Jahre", schmunzelt Matej. "Manchmal ruft sie aber an und fragt, wie es war", gibt Jakub zu Protokoll. Und der Vater? "Der hatte bis letztes Jahr noch ein eigenes Team mit den Aprilias im Superstock 1000 Cup. Aber das hat sehr viel Geld gekostet und er ist auch schon ein alter Mann, mit über 50. Am Ende stand die Frage im Raum, warum er dieses Geld für andere ausgeben soll, anstatt uns beide zu unterstützen", sagt Matej weiter. "Mein Vater hilft jetzt im Team von Ingo Härtel mit. Natürlich gehört das Team dem Ingo, aber dennoch ist mein Vater sehr involviert, da er ja auch viel Erfahrung auf dem Gebiet mitbringt."

Wie aber war es früher bei Familie Smrz zuhause? "Wir haben verdammt viel Scheiße gemacht", lacht Matej und auch Jakub kann nur zustimmend schmunzeln. An eine Geschichte erinnern sich die beiden ganz besonders: "Wir haben mit kleinen Spielzeugautos gespielt und Kuba wollte eines von denen haben, mit denen ich spielte. Also schuppte er mich gegen irgendetwas und ich schlug mit dem Kopf auf. Ich hatte eine Platzwunde und es blutete, meine Mutter fuhr mich dann ins Krankenhaus", schildert Matej. "Aber damit noch nicht genug", merkt Jakub an. "Als die Beiden aus dem Krankenhaus zurückkamen, ist Matej ausgerastet und hat mich angeschrien und natürlich auch geschuppt." - "Ich habe gerufen: Du Idiot" - "Ja, und dann gab es einen Kampf. Ich bin gegen die Heizung geknallt - und hatte auch eine Platzwunde am Kopf. Unsere Mutter konnte sich also gleich wieder ins Auto setzen und es ging zurück ins Krankenhaus. Die Verwirrung war dort sehr groß, schließlich sehen Matej und ich sehr ähnlich aus."

Doch am Ende vertrugen sich die beiden Brüder wieder, obwohl sie die kleinen Narben der Stiche am Kopf heute noch immer an diese Aktion erinnern. Sie tragen es aber mit Fassung - denn welche Brüder haben nicht schon mal so etwas erlebt? Von anderen Dingen und von anderem Blödsinn, den sie als Kinder verzapft haben, sprechen sie, als sei es die normalste Sache der Welt. Da mussten einmal die Blumenbeete der Mutter dran glauben oder der Rasen im Garten, als die Beiden mit den MotoCross-Motorrädern dort entlang pflügten. Doch das halten beide für kaum erwähnenswert. "Das ist ja nicht nur ein Mal vorgekommen", lachen Matej und Jakub.

Die Story von Matej und Jakub Smrz stammt aus der Printausgabe des Motorsport-Magazins. Mehr Technikhintergründe, Interviews und Reportagen lesen Sie im Motorsport-Magazin - im gut sortierten Zeitschriftenhandel oder am besten direkt online zum Vorzugspreis bestellen: