Totgesagte leben länger. Manchmal ist das eben nicht nur eine Phrase, sondern Realität. Der Spanier Carlos Checa hat sich am Wochenende in Magny Cours im Alter von 38 Jahren seinen ersten großen Titel gesichert. Nicht auf Sicherheit sonder mit Stil: Drei Punkte musste El Toro in Frankreich noch auf Konkurrent Marco Melandri gut machen, doch er holte seinen fünften Doppelsieg der Saison. Bereits nach dem ersten Laufsieg war ihm die WM-Krone nicht mehr zu entreißen.

Bislang steht für Checa eine nahezu perfekte Saison auf dem Tableau. Aus 24 Rennen holte der Althea Ducati-Pilot bisher 14 Siege, sechs weitere Male stand er als Dritter auf dem Treppchen. Drei Mal fuhr er nicht in den Top Drei durchs Ziel: In Monza, als die Ducati 1098R auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke unterlegen war, und im zweiten Lauf auf dem Nürburgring, als er im strömenden Regen nichts überstürzen musste. Den einzigen Ausfall des Jahres gab es im ersten Lauf beim Heimrennen in Aragon - einer der ganz seltenen Stürze Checas in dieser Saison.

Carlos Checa wurde in Frankreich Weltmeister, Foto: Althea Racing
Carlos Checa wurde in Frankreich Weltmeister, Foto: Althea Racing

Checas Jahr kann, schon jetzt, zwei Läufe vor Schluss, als dominant bezeichnet werden. El Toro holte inklusive Magny Cours 467 Punkte, 50 gibt es in Portimao in zwei Wochen noch. 107 Zähler Vorsprung hat er auf Melandri. Dabei sah es noch vor zwei Jahren gar nicht so rosig um die Zukunft des heute 38-Jährigen aus. Zu alt sei er, zu langsam, zu erfolglos. Doch erst mit Beginn der Saison 2010 kam seine große Zeit.

Carlos Checa debütierte 1993 im Grand Prix. Damals fuhr er nur den Großen Preis von Europa in Catalunya in der Achtelliterklasse und empfahl sich mit Rang sieben. Ein gewisser Noboru Ueda gewann das Rennen vor Ralf Waldmann, Akira Saito und Herri Torrentegui. Die vier Erstplatzierten sahen die Ziellinie innerhalb von zwei Zehntelsekunden. Und Checa mischte dahinter im Kampf um Rang sechs mit, fuhr gegen den großen Jorgen Martinez und musste sich nur ganz knapp geschlagen geben. Beim darauffolgenden Rennen saß Checa bereits auf einer 250er-Honda und holte zum Saisonabschluss in Jarama mit Rang neun sein bestes Resultat in diesem Jahr. In jenem Rennen wurde ein gewisser Max Biaggi hinter Tetsuya Harada und Loris Reggiani Dritter. Mit Biaggi sollte Checa fortan des Öfteren zu tun haben.

Carlos Checa auf seiner Honda, Foto: Honda
Carlos Checa auf seiner Honda, Foto: Honda

1995 wurde wieder eine zweigeteilte Saison. Zwischen dem siebten Lauf des Jahres in Le Mans und dem Achten im britischen Donington Park, wechselte Checa die Klassen. Von der 250er ging es rauf zu den 500ern, aber er fuhr weiter auf Honda. Ein Jahr später dann, in der Halbliterklasse, erfolgten die ersten beiden Podeste und der erste Sieg. Seit dem 15. September 1996 steht Checa nach seinem Triumph über Mick Doohan und Alex Criville beim Grand Prix von Catalunya in den Geschichtsbüchern der GP-Sieger. Allerdings sollte in seiner Karriere in jenem Fahrerlager auch nur noch ein weiterer Sieg erfolgen: 1998 beim GP von Madrid. In dieser Saison holte Checa außerdem je einen zweiten und einen dritten Rang und beendete das Jahr als Gesamt-Vierter. Seine beste GP-Saison überhaupt.

Ein Jahr später folgte der erste Markenwechsel. Checa ging zu Yamaha und konnte zwar noch einige Podeste sammeln, fortan aber nie wieder im GP gewinnen. Seine letzte halbwegs von Erfolg gekrönte Saison fuhr er 2005 im Werksteam von Ducati. Da kamen zwei seiner insgesamt 24 GP-Podeste hinzu. Ein Jahr später wechselte Checa noch einmal zu Yamaha, dann zu Honda und dann verabschiedete er sich aus dem GP-Fahrerlager.

Carlos Checa erlebte harte Zeiten, Foto: Honda
Carlos Checa erlebte harte Zeiten, Foto: Honda

2008 stieg Checa bei den Superbikes ein und schlug gleich kräftig ein: Sieben Podeste im ersten Jahr, darunter zwei Siege, fünf schnellste Rennrunden, eine Pole Position, Gesamtrang vier. Ten Kate Honda glaubte mit dem Spanier den großen Griff gemacht zu haben und 2009 den Titel ins Visier nehmen zu können. Doch es kam anders. Checa brach ein, beziehungsweise konnte Honda nicht die nötigen Updates an der CBR1000RR liefern. Kein einziger Sieg ging in Checas zweiter Superbike WM-Saison auf sein Konto, nur zwei zweite und zwei dritte Plätze. WM-Rang sieben.

Im Fahrerlager war schon zu hören, dass es Checa eben doch nie zu etwas bringen wird, dass er nie einer der großen werden wird. Doch Genesio Bevilacqua glaubte an ihn. Der Manager des Althea Racing Teams nahm Checa unter seine Fittiche und erstmal hatte der Spanier etwas, was er sonst in seiner Karriere bis da hin nicht gehabt hatte: Ein familiäres Umfeld, keinen Druck und die klare Maßgabe zu fahren, weil es Spaß macht zu fahren. Belohnt wurde das mit drei Siegen, fünf weiteren Podesten und Gesamtrang drei.

Nach dieser schon erfolgreichen Saison 2010 kam aber nicht der "gewohnte" Knick in der Leistungskurve des Spaniers, sondern sie zeigte weiter nach oben und mündete im ersten Weltmeister-Titel eines Spaniers in der Geschichte der Superbike Weltmeisterschaft. Checa ist mit 38 Jahren im Motorradsport-Olymp angekommen.