Verhielt sich in Donington zumeist gar nicht wie eine Nummer 1: Max Biaggi., Foto: Aprilia
Verhielt sich in Donington zumeist gar nicht wie eine Nummer 1: Max Biaggi., Foto: Aprilia

Superbike WM in Donington. Wo fängt man an, wo hört man auf? Es war von allem etwas dabei: Spannende Rennen, langweilige Rennen, handfeste Skandale und Peinlichkeiten. Eben von allem etwas, wobei man auf manches auch gern verzichten kann, wie ich finde.

Natürlich muss hier die römische Diva Max Biaggi ihr Fett wegbekommen. Die "Klapse" gegen Marco Melandri, das absichtliche behindern anderer auf schnellen Superpole-Runden und die sich aneinanderreihenden Fehler in beiden Rennläufen - Biaggi schien an diesem Wochenende Ferngesteuert. Aber das ist man von ihm ja irgendwie auch gewöhnt.

Und dennoch gehört es einfach nicht in den Sport. Mag sein, dass eckige und kantige Typen gut sind, aber die Fairness muss dennoch an erster Stelle stehen. Wenn man dann über seine eigene Blödheit stolpert, dann ist man selbst schuld. Biaggi wusste ganz genau, dass er am Start zum zweiten Lauf zu früh los gerollt war, er schüttelte schon an Ort und Stelle den Kopf - hoffentlich über sich selbst und nicht über den Ampel-Knopf-Betätigungs-Mann.

Marco Melandri gab die Antwort auf das Boxengassen-Gerangel auf der Strecke: Sieg im ersten Lauf, Podest im zweiten., Foto: Yamaha
Marco Melandri gab die Antwort auf das Boxengassen-Gerangel auf der Strecke: Sieg im ersten Lauf, Podest im zweiten., Foto: Yamaha

Er, als fünffacher Weltmeister, musste also genau wissen, dass da eine Durchfahrtsstrafe kommt. Ob er sie nun gesehen hat oder nicht, er musste es wissen und hätte auf seine Boxentafel schauen sollen. So kam die Disqualifikation und es wäre nur gerecht, wenn sich nun sein Motorrad über ihn beschweren würde. Talent und Chance auf ein paar Pünktchen vergeudet.

Doch genug davon. Wenden wir den Blick lieber mehr auf den Sport und damit vor allem den ersten Lauf. Was war das zum Fingernägelkauen! Eine knappe Kiste von vorn bis zum Ende. Na gut, Jakub Kuba Smrz war schon eine Weile der sicher geglaubte Sieger, aber Melandri riss das Ruder noch herum. Und der alte Herr Checa ging auf den letzten Metern noch an Leon Haslam vorbei.

Und dann der zweite Lauf. Nun gut, es gab schon spannendere Superbike-Rennen, aber man muss einfach den Hut vor diesem Carlos Checa ziehen. Da fährt er mit seinen 38 Jahren einfach mal allen um die Ohren und holt den dritten Sieg im vierten Lauf. Vor diesem Mann muss man sich dieses Jahr in Acht nehmen, denn mit jedem Erfolgserlebnis wird auch das Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten größer. Und Checa weiß eh schon, was er kann.

Das Supersport-Rennen, naja, da war Australien in jedem Falle spannender. Was aber zu denken gibt ist, dass die kuriosen Ausfälle nicht abreißen. In Australien gab es Reifenschäden und auch heute mussten mit James Ellison und Sam Lowes gleich zwei Fahrer Spitzenplätze kurioserweise abgeben. Bislang ist nicht vollständig klar, woran das gelegen hat.

In beängstigender Form: Luca Scassa., Foto: ParkinGO Yamaha
In beängstigender Form: Luca Scassa., Foto: ParkinGO Yamaha

Beängstigend gut ist derzeit Luca Scassa. Er holte den zweiten Sieg im zweiten Rennen und wenn auch - ja fünf Euro ins Phrasenschwein - die Saison noch lang ist, könnte er sich zum Supersport-Dominator 2011 entwickeln. Er hat ein Jahr Superbike WM hinter sich und dort mit mittelprächtigem Material schon einiges reißen können. Nun sitzt er auf einer ausgezeichneten Yamaha R6 und Donington wird sicher nicht sein letzter Sieg in dieser Saison gewesen sein.

Über Scassa kann man den Bogen zurück zur Superbike WM spannen, denn dort fuhr er im vorigen Jahr für das Supersonic Team. Und genau diese Truppe geriet heute mit Maxime Berger nicht gerade auf die wünschenswerteste Weise in die Schlagzeilen. Dem flog im ersten Rennen nämlich die komplette Hinterradfelge auseinander. Ob es ein Produktionsfehler war, sich aufgrund eines früheren Sturzes ein Haarriss in der Felge befand, menschliches Versagen bei der Montage oder einfach nur Pech ist bis jetzt noch nicht raus. Fakt ist, dass Berger sich glücklich schätzen konnte, dass es an eben jener Stelle, beim Herausbeschleunigen aus Goddards auf die Start-Ziel bei geringem Tempo passierte. Und allergrößter Respekt, dass Berger auch im zweiten Rennen wieder in den Sattel stieg. Mir würde wohl erst einmal eine Weile der A**** auf Grundeis gehen...