Für Yamaha verlief die Saison 2010 eher ernüchternd. Mit den Fahrern Cal Crutchlow und James Toseland dachte man im Vorfeld des Jahres noch lautstark über eine Titelverteidigung nach, nachdem Ben Spies den WM-Titel 2009 als Rookie zum ersten Mal in der Geschichte der Superbike Weltmeisterschaft auf einem Motorrad der Marke mit den drei Stimmgabeln hatte gewinnen können. Doch zunächst musste man einige Probleme bewältigen.

Der gute Ruf, den die Yamaha R1 in 2009 erhalten hatte, geriet Anfang des neuen Jahres etwas ins Hintertreffen, stattdessen wurde der Titel von Spies weiter aufgewertet. Denn die 1000er mit dem Big Bang Motor war gar nicht das Über-Motorrad, für welche es viele zunächst gehalten hatten. Sowohl der als Supersport-Weltmeister aufgestiegene Crutchlow als auch der aus der MotoGP zurückgekehrte Toseland hatten ihre lieben Mühen.

Toseland kam manchmal zu Fuß zurück an die Box., Foto: Yamaha
Toseland kam manchmal zu Fuß zurück an die Box., Foto: Yamaha

Gerade die Vorsaisontests auf Phillip Island und das erste Rennen in Down Under ließ das Yamaha-Team aufwachen. Toseland befand sich fast mehr im Kiesbett als auf der Strecke und auch sein britischer Landsmann Crutchlow hatte seine lieben Sorgen mit dem Bike. Mickrige sieben Punkte nahm man aus Australien mit nach Hause. Und die stammten von Crutchlow - eine Situation, mit der sich der zweifache Ex-Weltmeister Toseland noch oft in jener Saison konfrontiert sehen sollte.

Rookie Crutchlow bügelt Toseland

Denn meistens war es der fünf Jahre jüngere Crutchlow, der den 30-jährigen Toseland bügelte. Und das vor allem in der Superpole. Ganze sechs Mal sicherte sich der in Coventry geborene Crutchlow den besten Startplatz. Außerdem schaffte er zehn Podestplätze inklusive dreier Siege. Das Highlight war für ihn zweifelsohne der Doppelsieg beim Heimrennen in Silverstone. Crutchlow erstarkte vor allem im letzten Saisondrittel und sammelte noch kräftig Punkte, die ihm den fünften Gesamtrang in seiner Rookie-Saison bescherten. 13 Zähler mehr und er hätte Carlos Checa den dritten Platz streitig machen können. Eine nicht ganz unmögliche Aufgabe, in Anbetracht der vier Ausfälle.

Toseland hingegen verfiel gegen Ende der Saison in die Mittelmäßigkeit und noch weiter dahinter. Vier Mal stand er auf dem Podest, je zwei Mal als Zweiter und Dritter. Doch der letzte Besuch auf dem Treppchen kam in 2010 bereits im Mai in Monza. Danach sollte Rang vier von Brünn das beste Ergebnis werden.

Toseland, der bereits auf Ducati und Honda Superbike Weltmeister geworden war, sollte für Yamaha eigentlich den Titel in dieser Serie holen. Mit vielen Vorschusslorbeeren war er in die Szenerie geschickt worden, nachdem er sich in seinem zweiten MotoGP-Jahr zuvor nicht merklich hatte steigern können. Doch die Rechnung ging nicht auf.

Crutchlow konnte vor heimischen Publikum in Silverstone einen Doppelsieg einfahren. Die Superpole-Trophäe bekam er von der Legende Carl Fogarty., Foto: Yamaha
Crutchlow konnte vor heimischen Publikum in Silverstone einen Doppelsieg einfahren. Die Superpole-Trophäe bekam er von der Legende Carl Fogarty., Foto: Yamaha

Die Rückgewöhnung vom 800er Prototypen des Tech 3-Teams auf die 1000er Serienmaschinen der Werksunterstützen Truppe von Yamaha fiel dem leidenschaftlichen Klavierspieler viel schwerer, als erwartet. Hinzu kam, dass im Winter zuvor in eine falsche Richtung entwickelt wurde und Toseland seinen Seelenfrieden mit der R1 erst fand, als man Teile aus 2009 und 2010 kombinierte. Dennoch blieb eine Steigerung aus und ab Monza ging es bergab. Zu jenem Zeitpunkt lag Toseland noch auf dem vierten Gesamtrang, am Ende des Jahres wurde es Platz neun - mit 187 Zählern auf dem Konto schaffte er deren 97 weniger als Teamkollege Crutchlow.

Die Zukunft

Das Yamaha-Team wird komplett umbesetzt - nicht nur, was die Fahrer angeht. Cal Crutchlow wird in 2011 als Nachfolger von Ben Spies im Tech 3 Team in der MotoGP fahren, da der ins Werksteam als Ersatz für Valentino Rossi aufgestiegen ist. James Toseland hingegen ist von Yamaha gefeuert wurden, kommt aber im BMW Satelliten Team von BMW Italien unter und wird dort an der Seite von Ayrton Badovini versuchen, sich als Rennfahrer wieder ins richtige Licht zu rücken.

Eugene Laverty ist 2011 ein Teil des komplett neu besetzten Yamaha-Werksteams., Foto: Yamaha
Eugene Laverty ist 2011 ein Teil des komplett neu besetzten Yamaha-Werksteams., Foto: Yamaha

Die Tradition der letzten Saison behält Yamaha aber bei. Mit Eugene Laverty kommt ein junger Mann aus der Supersport Weltmeisterschaft - wenngleich als Vizeweltmeister und nicht als Champion wie sein Vorgänger. Den Sattel von Toseland erhält hingegen ein langjähriger MotoGP-Star, Marco Melandri. Auch er soll den Titel holen, spricht schon jetzt von Siegen. Abwarten. Denn bislang hat es auch nur einen einzigen Fahrer aus der MotoGP-Weltmeisterschaft gegeben, der in der Superbike WM etwas wirklich Großes erreicht hat: Max Biaggi in diesem Jahr mit dem WM-Titel.

Doch auch in der Führungsriege hat man bei Yamaha umstrukturiert. Massimo Meregalli hat seinen Teamchefposten abgegeben und arbeitet wieder mit Spies zusammen, dieses Mal aber in der MotoGP. Er wird durch Andrea Dosoli ersetzt, der in 2009 noch das Kawasaki-Hayate-Team in der MotoGP leitetet und dieses Jahr in der Moto2 involviert war.