Die Ansprüche des Ten Kate Honda-Werksteams sind hoch. Doch in 2010 wurden diese Ansprüche nur teilweise erfüllt und wenn dann lediglich durch den Briten Jonathan Rea. Der hielt die Fahnen des größten der japanischen Motorradwerke hoch. Von anfänglich vier Honda CBR1000RR waren am Ende auch nur noch deren drei übrig.

Neben Rea fuhr der Deutsche Max Neukirchner im Ten Kate Team, Broc Parkes, Joshua Brookes und Fabrizio Lai wechselten sich bei ECHO CRS Honda ab und S.C.I. Honda Garvie Image mit Vitto Iannuzzo zog sich schon vorzeitig zurück. Und wieder bleibt zu erwähnen, dass der Einzige, der in 2010 auf Honda glänzen konnte, der letztlich Gesamtvierte Jonathan Rea war.

Die kaputte Hand: In Magny Cours fuhr Rea mit einem blauen Handschuh, um das geschwollene Handgelenk schützen zu können. Grün-weiß war aus., Foto: Honda
Die kaputte Hand: In Magny Cours fuhr Rea mit einem blauen Handschuh, um das geschwollene Handgelenk schützen zu können. Grün-weiß war aus., Foto: Honda

Rea war mit der Maßgabe in das Jahr geschickt worden, den Titel der Superbike WM zu holen. Und eine Zeit lang hatte er auch gute Chancen darauf. Allerdings fehlten am Ende zwei Aspekte, die zum Beispiel Weltmeister Max Biaggi aufwies: Konstanz und Spitzenergebnisse en masse. Und dennoch gehörte er zur Weltelite.

Rea lag in der Saison 2010 nie schlechter als auf dem sechsten Gesamtrang. Doch auf Hochs folgten immer wieder Tiefs. Beim zweiten Saisonlauf in Portimao zum Beispiel holte er zunächst mir Rang drei ein Podium und sah im zweiten Rennen das Ziel nicht. Assen bildete dann den Höhepunkt der Saison für den 23-jährigen. Er siegte beim Heimrennen seines Teams in den Niederlanden gleich doppelt und schien die anfänglichen Probleme mit der 2010er CBR in den Griff bekommen zu haben.

Ausfälle und Probleme verhindern Besseres

Doch dem war nicht so. In Monza gab es einen Doppelausfall, in Kyalami erkämpfte er sich mit Mühe und Not einen zweiten Rang im zweiten Lauf. Miller war zum Abhaken, ab Brünn war Rea wieder da. Bei den drei Stationen im Juli bis September wurde sechs Mal nicht schlechter als Zweiter, fügte zwei weitere Siege auf sein Konto, ehe er sich in Imola verletzte. Am Ende fehlten ihm fünf Punkte auf den dritten Gesamtrang und Carlos Checa.

Besonders hervor zu heben ist Reas ungebändigter Wille, Motorradrennen zu fahren. Der auf der Isle of Man lebende Brite zog sich in Imola schwierige Brüche im Arm zu und fuhr dennoch. Auch stürzte er erneut, schwang sich aber trotz seiner Verletzungen wieder in den Sattel. Unbedingt wollte Rea den dritten Gesamtrang über die Ziellinie retten, doch am Ende reichte es nicht.

Hatte sich von seiner Rückkehr zu Honda mehr erhofft: Max Neukirchner., Foto: Ten Kate Racing
Hatte sich von seiner Rückkehr zu Honda mehr erhofft: Max Neukirchner., Foto: Ten Kate Racing

Honda holte den fünften Rang der Markenwertung und musste sich all den großen und kleinen Herstellern - Aprilia, Ducati, Suzuki und Yamaha - geschlagen geben. Ein Fakt, der den Oberen in Japan wenig geschmeckt haben dürfte. Doch hätte man Rea nicht an Bord gehabt, hätte die ganze Situation noch viel schlimmer ausgesehen. 313 Punkte gingen auf das Markenwertungskonto Hondas, 292 Zähler holte Rea. Eine klare Aussage.

Zweibester Honda-Pilot war der Sachse Max Neukirchner - mit Gesamtrang 18 und 54 Zählern auf dem Konto. Dass es ein schweres Jahr werden würde, war jedem im Vorfeld schon klar. Neukirchner hatte in 2009, quasi auf dem Höhepunkt seiner bisherigen Karriere, einen tiefen Fall erlitten und einen wahren Horrortrip an Verletzungen durchgemacht - von welchem er sich auf der Strecke bislang nicht erholen konnte.

Klar war von vornherein, dass Neukirchner Zeit brauchen würde, um wieder auf die Pace zu kommen, die ihn zuvor zum ersten deutschen Superbike WM-Laufsieger gemacht hatte. Doch immer wieder, wenn es so aussah, als würde der 27-jährige Schritte nach vorn machen, ging es doch wieder in die andere Richtung. Auf das beste Resultat der Saison zum Beispiel, dem neunten Rang im zweiten Lauf von Assen, folgten Probleme. In 16 von 26 schaffte es Neukirchner in die Punkte, doch nur ein einziges Mal davon in die Top Ten.

Ten Kate verstärkte sogar die Testfahrten für den zweifachen WSBK-Laufsieger, doch wahre Fortschritte waren nicht erkennbar. Neukirchner und die Honda CBR1000RR wurden einfach keine Freunde.

Broc Parkes zog bei ECHO CRS Honda vorzeitig den Stecker., Foto: Honda
Broc Parkes zog bei ECHO CRS Honda vorzeitig den Stecker., Foto: Honda

Bei den anderen Piloten wechselten sich die Umstände ab. Broc Parkes hatte sich vor Saisonbeginn verletzt, weswegen er zunächst durch Joshua Brookes ersetzt wurde. Als Parkes im Sattel der ECHO CRS-Honda saß, konnte er ein paar Mal punkten, doch schon bald erfolgte die Trennung vom Team. Der Australier kommunizierte, er wolle nicht weiterfahren, solange seine Gage nicht bezahlt würde. Sein Team schickte fortan Fabrizio Lai ins Rennen.

Titelkampf mit Rea und Xaus

2011 dürfte ein weiteres schweres Jahr für Honda werden, auch wenn Aushängeschild Jonathan Rea ein weiteres Mal auf Titeljagd geht. Insgesamt werden nur noch zwei Honda-Motorräder am Start stehen - die von Ten Kate eingesetzt werden. Der Teamname wird sich ändern und man wird wieder unter Castrol Honda am Start stehen - wie schon in den legendären Tagen, als noch Carl Foggarty, Colin Edwards, Aaron Slight und Co für die offizielle Werkstruppe am Start standen.

Das offizielle Honda-Team wird nächstes Jahr wieder in den legendären Castrol-Farben ausrücken., Foto: Motorsport-Archiv Börner
Das offizielle Honda-Team wird nächstes Jahr wieder in den legendären Castrol-Farben ausrücken., Foto: Motorsport-Archiv Börner

Rea hat bereits bewiesen, dass er schnell ist und dass er das Zeug zum Sieger hat. Der Supersport Vizeweltmeister von 2008 will aber endlich die Startnummer eins erobern. Seitens Honda ist auch noch mehr Unterstützung in Richtung Ten Kate zugesichert worden, doch die Konkurrenz wird erneut extrem stark sein.

Ruben Xaus kommt neu in die niederländische Truppe. Der Spanier will nach zwei erfolglosen BMW-Jahren wieder an alte Triumphe und Leistungen anknüpfen, als er seine 35 WSBK-Podien, darunter elf Siege, holen konnte. Doch Xaus ist auch als Sturzkönig berühmt, die Liasion mit Ten Kate könnte daher für das niederländische Team eines werden: teuer.