Die Saison 2010 sah für Kawasaki irgendwie immer zweigeteilt aus. Auf der einen Seite konnte man große Fortschritte mit der Ninja ZX-10R erzielen, auf der anderen Seite verletzte sich Aushängeschild Chris Vermeulen gleich beim Saisonauftakt am Knie und hatte das ganze Jahr daran zu laborieren. Damit war es am Briten Tom Sykes, die grünen Fahnen hochzuhalten.

113 Zähler sammelten die Kawasaki-Piloten in der Saison 2010, was prinzipiell erst einmal 37 Punkte mehr sind, als man im Vorjahr anhäufte. Doch noch immer konnte man nicht über den siebten und damit letzten Rang der Herstellerwertung der Superbike-Weltmeisterschaft hinauskommen. Und der Rückstand auf Rang sechs, wieder gehalten von den weiß-blauen von BMW, wurde auch noch größer. 86 Punkte fehlten Kawasaki auf eine bessere Platzierung der Konstrukteurswertung, 358 auf die Sieger von Aprilia.

Vermeulens Sasion war prinzipiell schon beim Auftakt vorüber., Foto: Kawasaki
Vermeulens Sasion war prinzipiell schon beim Auftakt vorüber., Foto: Kawasaki

Und trotzdem kann man 2010 als ein gutes Jahr für Kawasaki bezeichnen. Von vornherein waren sich Werk und das ausrichtende Team, Paul Bird Motorsport, einig gewesen, dass man alle Energie in die Entwicklung der neuen Kawasaki Ninja ZX10-R für 2011 steckt und dann groß angreifen will. Paul Bird und seine Truppe verloren dabei aber trotzdem das aktuelle Modell nicht aus den Augen.

Sykes war für die größten Erfolge der Marke in der zurückliegenden Saison zuständig. Der Brite war schon auf der Hochgeschwindigkeitspiste von Monza gut mit vorne dabei, holte im zweiten Lauf das erste Top Fünf-Ergebnis des Jahres. Später im Jahr sollte er es noch drei Mal in die Top Sechs schaffen.

Das Highlight aber war eindeutig das Rennen in Imola. Dort konnte Sykes die Superpole gewinnen und erstmals seit vielen Jahren stand eine Kawasaki wieder auf dem besten Startplatz. Im Rennen sammelte der 25-jährige schließlich die ersten Führungskilometer, am Ende holte er Rang sechs und schrammte im zweiten Rennen als Vierter knapp am Podest vorbei. Sykes wurde als 14. der Gesamtwertung bester Kawasaki-Pilot.

Sykes eroberte in Imola die Poleposition., Foto: WorldSBK
Sykes eroberte in Imola die Poleposition., Foto: WorldSBK

Fluch der MotoGP-Rückkehrer

Es heißt immer, dass der Umstieg aus der Superbike WM in die MotoGP-Klasse schwierig ist. Doch auch umgekehrt hat sich dieser Schritt als sehr schwer erwiesen. Der Einzige, der in der MotoGP-Klasse erfolgreich war, zurück in die Superbike WM kam und dort gleich auf Anhieb wieder konkurrenzfähig war, ist nach wie vor Troy Bayliss. Auch Max Biaggi und Carlos Checa brauchten neuerliche Lehrjahre, der Einzige "reine" Grand Prix-Pilot, dem der Umstieg nun gelungen ist, ist Biaggi.

Genau so wie James Toseland und John Hopkins auch, zeichnete die erste Saison der Rückkehr oder des Umstiegs schwierig für Vermeulen. Der Australier hatte sich viel vorgenommen, wenngleich er von vornherein wusste, dass die Saison 2010 lediglich der Entwicklung dienen würde. Doch in 2011 will Vermeulen vor allem Eines: Er will seinen Vizeweltmeister-Titel aus dem Jahr 2005, damals auf Ten Kate Honda, um einen Platz verbessern.

Vermeulens Jahr 2010 war eines zum Abhaken., Foto: Börner
Vermeulens Jahr 2010 war eines zum Abhaken., Foto: Börner

Doch 2010 wurde für den Mann aus Down Under vom ersten Rennen an ein Desaster und warf ihn weit zurück. In beiden Läufen stürzte er - beim Auftakt und Heimrennen - und verletzte sich am Knie. Eine Pause war angesagt und die Verletzung führte schließlich auch dazu, dass Vermeulen nur zehn Punkte sammelte und das Jahr frühzeitig aufgab, um sich voll der Genesung zu widmen. Nun, um die Weihnachtszeit herum, versucht der 28-jährige mehr und mehr ohne Krücken zu laufen und in das Training zurück zu finden. Ob das für 2011 reichen wird?

Belanglosigkeit des Pedercini-Teams

Das Team von Lucio Pedercini, die zweite Truppe, welche Kawasaki-Motorräder einsetzt, gilt gemeinhin etwas als Chaotentruppe. Für die Italiener steht der Spaß mehr als alles andere im Vordergrund, Resultate können kaum erzielt werden. Oftmals wird sogar stümperhaft an den Bikes geschraubt.

Und dennoch muss man froh sein, dass es eine Truppe wie die von Pedercini gibt, die seit Jahren in der Superbike WM vertreten ist und dafür sorgt, dass eben nicht nur gut situierte Werksteams einer peinlichen Startfeldgröße a la MotoGP nacheifern. Und in 2011 soll eh einiges besser werden, wenn Pedercini mehr Unterstützung von Kawasaki bekommt, wie ihm zugesichert wurde.

Roger Lee Hayden holte alles aus der Pedercini-Kawasaki heraus., Foto: Börner
Roger Lee Hayden holte alles aus der Pedercini-Kawasaki heraus., Foto: Börner

Die beiden Pedercini-Piloten Matteo Baiocco und Roger Lee Hayden waren 2010 jedenfalls froh, wenn sie es hin und wieder in die Punkte schafften. Der Bruder vom ehemaligen MotoGP-Weltmeister Nicky Hayden konnte vier Mal in die Top 15 steuern und zehn Punkte holen, was für ihn Gesamtrang 19 vor Werkspilot Vermeulen bedeutete. Der Italiener Baiocco fuhr sieben Mal in die Punkte, mit 14. Rängen auf dem Nürburgring und in Magny Cours als besten Ergebnissen. Insgesamt hagelte es neun Punkte und Gesamtrang 23.

Großangriff 2011

Der große Angriff Kawasakis auf den Superbike WM-Titel soll bekanntermaßen 2011 erfolgen, der erste Fahrertitel seit Scott Russell in 1993 soll erobert werden. Dafür hat man gleich drei Piloten in das Werksteam eingegliedert, das Werk aus Japan engagiert sich intensiver.

Chris Vermeulen und Tom Sykes werden weiter bleiben, neu hinzu kommt Joan Lascorz aus der Supersport WM. Der Spanier war in der 600er-Klasse in den letzten Jahren der Einzige, der international die Kawasaki-Fahnen hochhalten konnte und mischte auch in dieser Saison munter um den Titel mit, ehe er in Silverstone so unglücklich stürzte und seine Verletzungen die Saison beendeten. Bei Pedercini Kawasaki ist noch nicht viel klar, außer, dass die Truppe prinzipiell weitermachen will.