Für Marco Melandri endeten in Valencia 14 Jahre im Grand Prix-Fahrerlager. Der Italiener wird nächstes Jahr bekanntlich in der Superbike WM auf einer Werks-Yamaha den Titel in Angriff nehmen. Dabei war das seine eigene Entscheidung, denn wie der 28-jährige sagt, hatte er noch Angebote für ein weiteres Jahr in der MotoGP.

"Ich hätte eine Chance auf einer Honda von Lucio Cecchinello haben können", sagte er der italienischen Webseite Motosprint.it. Doch nach drei mehr oder minder erfolglosen Jahren wollte sich Melandri keine weitere Saison antun. Mit Ducati kam er in 2008 auf den Tiefpunkt seiner Karriere, wurde nur Gesamt-17., wenngleich er mit 51 Zählern sechs Punkte mehr sammelte, als bei seinem MotoGP-Debüt auf Yamaha in 2003. Doch da waren noch viel mehr Fahrer am Start und ein 15. Gesamtrang durchaus mehr wert.

Weiteres MotoGP-Jahr macht keinen Sinn

Es folgte für 2009 der Wechsel zu Kawasaki, die sich aber noch vor Saisonbeginn aus der MotoGP zurückzogen. Melandri pilotierte eine Hayate und konnte in Le Mans im Regen ein Podium feiern. Ein klarer Aufwärtstrend war erkennbar, holte er doch über doppelt so viele Punkte als im vorangegangen Jahr. 2010 wollte er im Gresini-Team an die Zeiten von 2005, als er Vizeweltmeister wurde, anknüpfen. Doch auch daraus wurde nichts. Melandri verlor die Motivation und konnte sich zu keiner weiteren Saison in der Motorrad-Weltmeisterschaft durchringen.

Angebote für ein weiteres Jahr schlug der 22-fache Grand Prix-Sieger aus. "Ich hätte nicht das gleiche Potenzial wie die anderen gehabt, ich wäre einfach eine Nummer gewesen. Aber ich bin jetzt 28 und ich will anfangen, wieder zu gewinnen. Oder es zumindest versuchen", meinte Melandri.

Die Superbike WM sei für ihn dabei keine Degradierung, wie er weiter sagte. "Es ist eine Chance. Ich brauchte eine Luftveränderung um etwas zu tun, was ich mag. Denn für mich ist das Motorrad nicht einfach ein Job und das war es auch nie. Rennsport ist etwas, was ich liebe und was ich genieße. Ich habe das Meiste in der MotoGP genossen."

Melandri hat nach dem Saisonfinale von Valencia seinen ehemaligen Kollegen beim Testen an der Strecke zugeschaut. "Dort ist es, für die, die es sehen wollen, einfach, Dinge zu sehen. Ich habe die Fahrer mit ihren Maschinen kämpfen sehen, mit tausend Problemen ringen. Es sind da Piloten unterwegs, die in 2011 keine Chance zum Zocken haben werden. Sie können nichts machen, denn sie haben nicht das technische Potenzial, um das zu tun. Und du verlierst deine Motivation."

Ein Marco Melandri ist nicht gebrochen

"Sie haben gesagt, dass Melandri gebrochen ist, aber das ist nicht wahr. Jeder Sportler verliert die Motivation wenn er realisiert, dass er nicht mit den selben Voraussetzungen wie die anderen startet."

Von Casey Stoners raschem Umstieg war Melandri derweil nicht überrascht. "Casey ist ganz klar der schnellste Fahrer. Er ist ein geborenes Talent. Ich bin überzeugt, dass man nicht einmal bemerkt hat, dass er die Motorräder gewechselt hat. Jetzt wird die Honda für ihn herhalten."

Bei der Verbindung Valentino Rossi - Ducati ist Melandri sekptisch. Sein Landsmann schien beim ersten Test Mühe mit der Ducati zu haben, auch wenn der neunfache Weltmeister selbst natürlich beteuerte, nicht auf Rundenzeitenjagd gewesen zu sein. Doch der drittletzte Rang war alles andere als brillant. Melandri sieht Parallelen.

Wenig Erfeuliches gab es in 2008 bei Ducati., Foto: Sutton
Wenig Erfeuliches gab es in 2008 bei Ducati., Foto: Sutton

Der wiederholte Film

"Das ist ein Film, den wir schon mal gesehen haben", sagte der neue Yamaha-Star in der Superbike WM. "Ich kam in 2008 zu Ducati und ich hatte die gleichen Probleme wie Valentino, als wir in Valencia getestet haben. Ich fragte nach Veränderungen, aber sie sagten mir nur, dass ihr Motorrad gerade Weltmeister geworden war und ich mich einfach anpassen müsse."

"Die einzige Reaktion war, dass sie mich zum Psychologen schickten", so Melandri weiter. "Bei einem Valentino wird das nicht passieren, denn er ist stärker als ich und hat viel mehr politische Macht. Ich weiß nicht, ob er die Situation wird verändern können, sie herumreißen und es machen. Aber ich bin davon nicht so wirklich überzeugt."