13 Jahre ist es her, dass Max Biaggi zuletzt einen Weltmeister-Titel gewinnen konnte. Nach deren Vier auf den 250ccm-Zweitaktern ließ er heute den ersten Titel in der Superbike WM folgen.

Er ist eine der schillerndsten Figuren im Motorradrennsport. Man liebt ihn, oder man kann ihn nicht leiden. Ein Zwischending gibt es bei der römischen Diva Max Biaggi nicht. Trotzdem. Man kann ihm nachsagen was man will, das fahrerische Talent kann man einem Max Biaggi nicht absprechen. Heute bewies er dies mit einem weiteren Weltmeister-Titel.

In Imola donnerte Biaggi mit neuem Helm vorzeitig zum Titel., Foto: Alstare
In Imola donnerte Biaggi mit neuem Helm vorzeitig zum Titel., Foto: Alstare

In Imola reichten Biaggi ein elfter Platz im ersten und ein fünfter Rang im zweiten Lauf. Er hätte die Aprilia RSV4 sogar wegwerfen oder an die Box steuern können. Als Leon Haslams Suzuki im zweiten Lauf den Geist aufgab, stand der mit 52 Punkten Vorsprung in den drittletzten Lauf der Saison gestartete Biaggi frühzeitig als Champion fest.

Biaggi gehört zu den besten Motorradrennfahren, die derzeit auf den Pisten dieser Welt unterwegs sind - und das mit 39 Jahren. Mit der Aprilia RSV4 hat er die junge Konkurrenz in der Superbike WM in 2010 mehrfach abgekocht, hat gezeigt, wo der Hammer hängt. Portimao, Monza, Miller und Misano. Vier Mal Doppelsieg spricht für sich. Dabei stand seine Karriere schon einmal kurz vor dem Aus.

1991 kam der Italiener in den Grand Prix-Zirkus, stieg direkt in die 250er-Weltmeisterschaft ein. Ein Jahr später folgten die ersten Podeste und beim Saisonfinale in Südafrika auch der erste Sieg. 1993 beendete Biaggi die Saison als Vierter, holte einen Sieg und vier weitere Podien. Dann kam der "richtige" Run des Italieners.

Biaggi und Aprilia: Eine große Liebe

Von 1994 an wurde Biaggi drei Mal in Folge auf Aprilia Weltmeister. Dann wechselte er zu Honda und holte den Titel auf Anhieb erneut und entschied sich ein Jahr später für den Einstieg in die 500er-Klasse. Biaggi schrieb damals Geschichte. Sein erstes Rennen in der Halbliterklasse in Japan gewann er, in der Saison selbst folgte in Brünn noch ein weiterer Sieg und weitere sechs Podestplätze. In seiner allerersten 500ccm-Saison wurde Biaggi Vizeweltmeister hinter dem großen Mick Doohan.

2005 bestritt Biaggi seine letzte MotoGP-Saison. Dann machte er ein Jahr Pause., Foto: Repsol Honda
2005 bestritt Biaggi seine letzte MotoGP-Saison. Dann machte er ein Jahr Pause., Foto: Repsol Honda

Die "große Klasse" im Grand Prix sollte Biaggi auch nie schlechter als auf Gesamtrang fünf beenden - 2005 im Jahr seines Rücktritts. Noch zwei weitere Male wurde er Vize-Weltmeister - im letzten Jahr der 500er und im ersten Jahr der MotoGP. Allerdings musste er sich dort immer einem gewissen Valentino Rossi geschlagen geben.

Nach Jahren auf der Werks-Honda, den Werks-Yamahas, den Satellitenmaschinen und den Aprilias und Hondas der 250er-Klasse zog Biaggi Ende 2005 den Stecker. Er hängte seinen Helm vorerst an den Nagel, wollte eine einjährige Pause einlegen - eine Entscheidung, die schon so manches Karriere-Ende bedeutet hatte.

Superbike-Einstieg mit Suzuki

Im Jahre 2007 betrat Biaggi die internationale Rennsportbühne wieder. Im Suzuki-Werksteam von Francis Batta wagte er das Superbike-Experiment - und bewies auch auf Anhieb wieder, dass er zum Einen Motorrad fahren kann und dass er zum Anderen in der einjährigen Pause nichts verlernt hat.

In seinem Debütjahr feierte Biaggi auf der GSX-R 1000 gleich drei Siege - und wieder gewann er gleich sein erstes Rennen auf der 1000er. In Katar fuhr er in beiden Rennen auf das Podest, das erste gewann er. Es folgte noch ein Sieg in Brünn und einer in Vallelunga. Seine Superbike Debütsaison beendete Biaggi auf dem dritten Gesamtrang, dennoch musste er am Jahresende gehen.

Letztes Jahr debütierte die Aprilia RSV4 und Biaggi holte gleich im ersten Jahr einen Sieg., Foto: Yamaha
Letztes Jahr debütierte die Aprilia RSV4 und Biaggi holte gleich im ersten Jahr einen Sieg., Foto: Yamaha

Biaggi wechselte zur Saison 2008 hin zum privaten Sterilgarda Go Eleven Ducati-Team, wo er zwar sieben Podeste holen konnte, allerdings sieglos blieb. Gesamtrang sieben sollte am Ende herausspringen, ehe sich ein ganz neues Kapitel auftat.

Alte Liebe neu entdeckt

Im Jahr 2008 kam der Wiedereinstieg Aprilias in die Superbike Weltmeisterschaft und was lag dabei näher, als Biaggi zu engagieren. Er und die italienische Traditionsmarke waren schon mehrfach zusammen Weltmeister geworden und in der Belegschaft des neuen Superbike-Teams war so mancher dabei, der auch an den 250ccm-Titel schon mitgewirkt hatte.

Das erste Podest der RSV4 mit Biaggi ließ nicht lange auf sich warten. Beim zweiten Saisonmeeting in Katar donnerte der Römer zwei Mal zu Rang drei, der erste Sieg folgte Mitte des Jahres 2009. Damit war der Grundstein für den WM-Titel 2010 gelegt.

Nach der Entwicklungssaison standen für dieses Jahr klar Siege auf dem Programm. Und Siege standen auch klar auf dem Programm von Biaggi. Bis zum Rennen in Imola, dem vorletzten Saisonlauf, wo es den WM-Titel bereits im Voraus gab, sammelte der Aprilia-Pilot neun Siege, zwei Zweiter und zwei dritte Plätze. Mission erfüllt!