Colin Edwards' MotoGP-Karriere könnte nach der Saison 2010 zu Ende sein. Der Texaner verhandelt aktuell mit Ducati, um das Superbike-Werksteam im kommenden Jahr anzuführen. 2002 hatte er die WSBK nach seinem zweiten Titelgewinn Richtung MotoGP verlassen, nun könnte er aber mit Ducati wieder dorthin zurückkehren. Laut Motorcycle News soll eine Übereinkunft nach Gesprächen in Bologna vor dem Sachsenring-Wochenende nicht mehr fern sein.

Dass er in der MotoGP in dieser Saison so seine Probleme hat und bislang einen siebten Rang als bestes Saisonergebnis zu Buche stehen hat, dürfte ihn in seiner Entscheidung nur bestärkt haben. "Ich will meine Karriere nicht beenden, indem ich ständig verärgert bin. Ich will etwas Spaß haben und Rennen gewinnen - oder zumindest die Chance darauf haben. Die Motivation auf Platz acht oder sechs zu kommen, interessiert mich nicht wirklich", sagte Edwards.

Schwache Yamaha

Vor allem die nicht so gute Satelliten-Yamaha hat es ihm in diesem Jahr schwer gemacht und ihn in Richtung Ducati getrieben. "Wir wissen, dass die Maschine nicht so stark ist. Wir haben immer probiert, sie zu überarbeiten, motiviert zu bleiben und zu pushen, aber meine Motivation kam immer daher, dass ich aus mir selbst das Meiste herausholte, gut fuhr und im Rennen ein gutes Gefühl hatte. Ich fahre besser als je zuvor. Ich habe die gleiche Maschine und die gleichen Reifen wie voriges Jahr und ich bin schneller. Dennoch bin ich weiter hinten und die Ergebnisse passen nicht. Sogar als ich im Werksteam war, hatte ich kein Werks-Material. Da war immer noch jemand, der bessere Sachen hatte als ich. Die Art, wie die Politik hier läuft, nervt manchmal", meinte Edwards.

Auch im Werksteam fühlte sich Edwards materialtechnisch unterlegen, Foto: Fiat Yamaha
Auch im Werksteam fühlte sich Edwards materialtechnisch unterlegen, Foto: Fiat Yamaha

Im Ducati-Werksteam in der Superbike wäre das anders, aber vor allem könnte er dort wieder um Siege mitfahren. In der MotoGP ist ihm nie ein Sieg gelungen und die Aussicht auf Erfolge lockt ihn in der Superbike. "Der Anreiz ist, dass ich jetzt noch nicht nach Hause kann, weil meine Frau mich wohl rausschmeißen würde. Der Anreiz ist, wieder um Siege zu fahren. In der MotoGP ist das schwierig, wenn mit unserem Material nicht sogar unmöglich. Ich fühle mich noch motiviert und ehrlich gesagt wäre ich ziemlich aufgeregt, wenn das klappt. Ich weiß nicht hundertprozentig, was ich mache, aber ich würde sagen, es tendiert in die Richtung", erklärte er.

Ducati erste Wahl

Zu Ducati hat Edwards noch aus der Vergangenheit ein gewisses Naheverhältnis und es wäre seine erste Wahl, auch wenn spekuliert wird, dass der Hersteller in der SBK ein wenig zurückstecken könnte, um im kommenden Jahr mehr Ressourcen für die MotoGP zu haben. Denn in der MotoGP werden sechs Maschinen im Einsatz sein - eine davon wohl mit Valentino Rossi drauf - und es muss auch die 1000cc-Maschine für 2012 entwickelt werden. Edwards wäre dennoch gerne bei Ducati in der Superbike.

"Sie haben mir 2002 wirklich geholfen, denn ich hatte Ende des Jahres eine Absichtserklärung bei ihnen unterschrieben. Dann kam Aprilia und fragte mich, ob ich in der MotoGP fahren will. Ich wollte in den Grand Prix Sport und fragte Ducati, ob ich noch raus könnte. Sie wollten mich dann nicht daran hindern, meine Karriere weiterzuentwickeln. Sie haben mir sehr geholfen, denn es gab kein Gericht, keine Anwälte und sie waren supercool. Ich habe sie dafür immer respektiert. Ich würde sagen, wenn ich eine erste Option hätte, dann wären sie das."

Haga könnte zu Kawasaki gehen

Platz bei Ducati könnte in der Superbike werden, weil Noriyuki Haga nach seiner bislang schlechten Saison wohl das Team verlassen wird. Viele Optionen hat der Japaner zwar nicht, doch Kawasaki soll ihm laut GPOne ein Angebot gemacht haben. 2011 will der Hersteller in der Superbike eine neue Maschine bringen und hätte Haga dann anscheinend gerne an der Seite des gerade am Knie operierten Chris Vermeulen. Allerdings gilt auch Joan Lascorz als Kandidat auf den Platz bei Kawasaki, da er in der Supersport-WM mit guten Leistungen auf sich aufmerksam machen konnte.