Mit 68 Punkten Vorsprung auf Leon Haslam im Gepäck, reist der Italiener Max Biaggi zum Heimspiel seines schärfsten Konkurrenten um den WM-Titel. Allerdings sieht es trotzdem ganz danach aus, als würde der Aprilia-Pilot seine Führung eher weiter ausbauen denn einbüßen. Denn Haslam ist unter Zugzwang, wenn er noch Weltmeister werden will. Aber gerade in England hat er am Wochenende noch sechs weitere Fahrer gegen sich, für die das Rennen ebenfalls ein Heim-GP wird und die dabei natürlich gut abschneiden wollen.

James Toseland will noch den ersten Sieg der Saison holen., Foto: Börner
James Toseland will noch den ersten Sieg der Saison holen., Foto: Börner

Dass es Biaggi zu stoppen gilt, ist klar. Hinter ihm kommen dafür in der Theorie noch fünf Piloten in Frage - wobei bei noch acht ausstehenden Rennen und 200 zu vergebenden Punkten ein James Toseland mit 192 Punkten Rückstand und ein Noriyuki Haga mit deren 180 Zählern zurück wirklich nur noch äußerst theoretische Chancen haben. Und trotzdem könnten gerade diese beiden Piloten auf der Zielgerade der WM 2010 noch das Salz in der Suppe bilden.

Haga hat dieses Jahr erst einen Sieg geholt, Toseland in seinem ersten Rückkehrer-Jahr aus der MotoGP-Klasse noch gar keinen. Das soll sich nun am Wochenende ändern, denn Haga konnte in Silverstone vor einigen Jahren schon beachtliche Erfolge feiern - zwischen 2002 und 2007 wurde er fünf Mal Zweiter, ein Mal Dritter und holte einen Sieg. Und der musikalische Toseland feiert in Silverstone sein Heimspiel.

Haga kennt das alte Silverstone

"Wir sind schon einige Jahre nicht mehr in Silverstone gewesen, aber wir haben gehört, dass die Streckenänderungen ganz hervorragen sind und ich freue mich schon darauf, da hin zurückzukommen", gab Ducati-Ass Noriyuki Haga zu Protokoll. "Ich hatte dort in der Vergangenheit schon ein paar gute Resultate, einige Podeste und von dem, an was ich mich noch erinnern kann, schien die Strecke zu meinem Fahrstil zu passen." Zuletzt war die Superbike WM von 2004 bis 2007 in Silverstone zu Gast, Haga fuhr auch 2002 schon dort.

Nori Haga will wieder auf die Erfolgsspur zurück., Foto: Börner
Nori Haga will wieder auf die Erfolgsspur zurück., Foto: Börner

Doch Haga wird es auch diese Mal nicht leicht haben. Insgesamt sieben Briten werden auf der Suche nach einem Top-Resultat vor heimischen Publikum sein - vor allem Jonathan Rea, der in der Anfangsphase der Saison auf der mittlerweile doch schon recht überalterten Honda CBR1000RR seine Probleme hatte und in Brünn zuletzt aber mit einem Sieg und einem zweiten Rang zurückschlagen konnte. In der Gesamtwertung liegt er hinter Biaggi und Haslam auf drei - mit 149 Punkten Rückstand auf den Italiener und deren 81 Zähler auf seinen Landsmann. Der WM-Titel ist daher auch bei Rea nur noch eine äußerst gewagte Theorie, wohingegen der Vizemeister noch drin ist.

Gestärkt ist Rea nun aber durch noch mehr Fahrpraxis: Er fuhr letztes Wochenende das legendäre Acht-Stunden-Rennen von Suzuka mit. "Das war ein mörderisches Rennen, vielleicht das schwierigste, was ich physisch jemals getan habe", kommentierte Rea. "Ich hatte trotzdem eine geile Zeit und ich hatte ein tolles Team. Die ganze Erfahrung da hat immens viel Spaß gemacht. Aber jetzt back to Business in Silverstone, was wirklich nach viel Spaß beim Fahren aussah, als ich mir dort die MotoGP-Rennen angeschaut habe."

Briten erwarten kein leichtes Wochenende

Illusionen macht sie Rea aber keine. "Es wird ein hartes Wochenende und, nur weil es mein Heimrennen ist, wird es nicht einfach werden", sagte der junge Brite. "Es wird kein bisschen einfacher, als irgend ein anderes Rennen. Wir müssen die Rennen der Vergangenheit einfach vergessen und hier am Freitag sehen, wie sich das Motorrad verhält."

Derjenige, der die besten Chancen auf den Sieg hat, ist aber der derzeitige Zweite der Gesamtwertung, Leon Haslam - auch wenn der Brite seit dem zweiten Rennen von Miller gestrauchelt ist. Seit seinem Ausfall dort stand er nur noch ein Mal auf dem Podest, kämpfte sich in Brünn gerade so in die Top Ten.

"Viele werden jetzt sagen, dass da viel Druck auf mir lastet, um vor meinen heimischen Fans gut unterwegs zu sein, aber ich sehe das gar nicht so", erklärte der Suzuki-Alstare-Mann. "Ich will auf allen Strecken Gutes zeigen und auch wenn ich natürlich in Silverstone gern eine tolle Leistung zeigen würde, ist meine Hauptsorge, dass ich in beiden Rennen vor Max Biaggi ankomme. Die ideale Situation für mich wäre es, wenn ich beide Rennen gewinnen und die anderen sechs Briten vor Max ins Ziel kommen könnten!"